„Steile Berge, feuchte Täler“ – Triberg setzt bei seiner Werbung auf weibliche Reize. Tribergs Bürgermeister zieht den Zorn der Frauenbeauftragten auf sich. Einige Frauen fordern aber auch ein männliches Pendant für den Frauenparkplatz.

Jugendfrei ist das Bild nicht zu beschreiben, das die Wand vor zwei extra ausgewiesenen „Männerparkplätzen“ in Triberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) ziert: Eine Frau stützt sich auf ihren leicht gespreizten Beinen und auf ihren Händen ab und reckt ihre Brüste in die Luft. Das lange Haar fällt nach unten. Die Tafel „1. Männer-Parkplatz“ soll die Rundungen der Silhouette leicht verdecken. Darüber steht der Schriftzug „Steile Berge, feuchte Täler“. Die Kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg kritisieren die Werbung als frauenverachtend. Sie fordern die Gemeinde auf, das Gemälde umgehend zu entfernen.

 

„Geschmacklos“ nennt es eine Frau, die kopfschüttelnd vorbeigeht. Einem Passanten gefällt es gut, er sagt aber: „Das ist ein klarer Werbegag.“ Und genau das war das Ziel. Tribergs Bürgermeister nennt es zwar einen „Beitrag zum Humor in der Gesellschaft“. Aber noch viel wichtiger: „Diese Aufmerksamkeit ist gut für Triberg“, sagt Gallus Strobel (CDU). Denn um Touristen in das 5000-Einwohner-Städtchen zu locken, reichen Wasserfälle alleine offenbar nicht mehr aus.

Vor drei Jahren wies Strobel „Deutschlands erste Männerparkplätze“ im Parkhaus aus. „Die Stellplätze sind sehr schwer zu befahren, da kommt man eigentlich nur rückwärts rein“, sagt Strobel. „Da haben wir die Idee gehabt, daraus welche für Männer zu machen.“ Nun prangt hier das frivole Bild der Frau. Entfernen will Strobel es auf keinen Fall. „Es geht um die Freiheit der Kunst, die provozieren darf und soll.“

Anders sehen das die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der baden-württembergischen Kommunen: „Diese Art der sexistischen Werbung, die den nackten Körper einer Frau als Blickfang nutzt und die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen allgemein suggeriert, ist frauen- und menschenverachtend“, teilte die Arbeitsgemeinschaft mit.

Auf Twitter löst die Aktion teils heftige Kommentare aus: „#Triberg liebts niveaulos“, schreibt eine Nutzerin namens „Ronja Feminista“. Ein anderer Kommentar lautet: „Ist das ekelhaft!“ Und die „Emma“-Redaktion um Frauenrechtlerin Alice Schwarzer twittert etwas ungläubig: „Kannste dir nicht ausdenken.“

Vielen Passanten gefällt’s - sagt dagegen der Künstler Werner Oppelt, der mehrere Tage lang im Parkhaus am umstrittenen Bild gearbeitet hat. „Es sind immer wieder Leute vorbeigekommen – auch Holländer, Italiener und Spanier – da hat sich niemand negativ geäußert“, sagt er. Manch eine Frau habe auch ein männliches Pendant über einem Frauenparkplatz gefordert. Damit will Oppelt dann aber nichts mehr zu tun haben. „Ich habe das von Anfang an mit etwas Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil“, räumt der Rentner ein. Für den Hobby-Künstler ist das eine Auftragsarbeit gewesen – mehr nicht. Die Designerin Selina Haas hat im vergangenen Jahr mit einem ähnlich frechen Spruch und Frauen-Silhouette die Anzeige des Tourismusvereins Ferienland Schwarzwald im Bordmagazin einer Fluggesellschaft entworfen – und damit viel Aufsehen erregt.

„Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“ war da unter einem Frauenumriss zu lesen. Selina Haas ärgert sich darüber, dass nun „der Konkurrent“ mit ihrer Idee Werbung mache, denn Triberg sei aus dem Tourismusverein Ferienland Schwarzwald ausgetreten, und zwar noch vor der Kampagne mit ihrer Anzeige. Auch sei ihr Entwurf deutlich gemäßigter gewesen, das Triberger Parkplatzbild sei dagegen „sexistisch“, sagt sie. „Vor allem mit dem Kontext Männerparkplatz rückt das Bild in eine erotische Ecke, das ist zu provokant“, sagt die Designerin Haas.