Jahrelang hat ein Schweizer in Naturkundemuseen wertvolle Vogelfedern gestohlen – auch im Rosensteinmuseum in Stuttgart. Jetzt kommt er in Basel vor Gericht.

Stuttgart/Basel - Jahrelang hat ein Mann aus dem Kanton Solothurn in der Schweiz in Museen sein Unwesen getrieben und dabei Millionenschäden angerichtet. Von Dienstag an muss sich der Familienvater vor dem Strafgericht Basel-Stadt verantworten. Der 45-Jährige ist ein Federdieb. Er hat auch in Stuttgart zugeschlagen und auch hier einen hohen Schaden verursacht.

 

„Dieser Mann hat eine hohe kriminelle Energie an den Tag gelegt“, sagt Johanna Eder, Direktorin des Staatlichen Naturkundemuseums Schloss Rosenstein in Stuttgart. Sie erinnert sich noch gut an den ungewöhnlichen Fall.

Halbe Million Euro Schaden in Stuttgart

Der Schweizer habe damals behauptet, er arbeite an einem Buch über Greifvögel. „Er hatte eine sehr gute Sachkenntnis und war sehr versiert“, erinnert sich die Museumschefin. „Unsere Sammlung steht für Wissenschaft und Forschung offen, ist aber natürlich nicht frei zugänglich“, so Eder. Der angebliche Vogelkundler sei intensiv betreut worden. Trotzdem hat er es damals geschafft, Federn von mindestens 150 Greifvogelpräparaten zu stehlen. „Alles geschützte Arten“, so Eder. Zu dem in Stuttgart angerichteten Schaden will die Wissenschaftlerin nichts sagen, da es sich um ein laufendes Strafverfahren handle. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ging zum Tatzeitpunkt von rund einer halben Million Euro aus.

Der kriminelle Greifvogelfedersammler scheint überaus fleißig gewesen zu sein. Zwischen 2005 und 2012 soll er sich in naturhistorischen Museen in Basel, Bern, Frankfurt, Wien, München, Berlin und eben Stuttgart bedient haben. Immer habe er die Kuratoren mit seinem großen Fachwissen beeindruckt. Das Tun des 45-jährigen Familienvaters, der als Bauverwalter arbeitete, war zuerst Ende 2012 in Berlin aufgefallen. Die Berliner Wissenschaftler schlugen sofort Alarm und informierten ihre Kollegen. Die überprüften ihre Federbestände – und schlugen die Hände über dem Kopf zusammen.

Polizei stellt Tausende Federn sicher

Schon kurz nach dem Auffliegen des mutmaßlichen Federdiebs durchsuchte die Schweizer Polizei seine Wohnung. Sie stellte insgesamt 17 250 Greifvogelfedern sicher. Den Schaden beziffert die Baseler Staatsanwaltschaft auf 5,5 Millionen Euro.

Das Motiv des Mannes, dessen Hobby offenbar zur Sucht geworden war: Er wollte sich eine eigene Sammlung aufbauen mit Präparaten von allen Greifvogelarten. Der 45-Jährige steht von Dienstag an wegen gewerbsmäßigen Diebstahls vor Gericht. Gleichzeitig bringt die Staatsanwaltschaft Basel einen Schweizer Tauschkollegen des Mannes wegen gewerbsmäßiger Hehlerei vor Gericht. Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt.

„Der Verlust ist unermesslich“

„Der wissenschaftliche Verlust ist unermesslich“, sagt Johanna Eder, da für die Forschung ein intaktes Gefieder bei Vogelpräparaten außerordentlich wichtig sei. Von einigen Präparaten würden seit dem Diebstahl keine unbeschädigten Exemplare mehr existieren.

Als der Diebstahl entdeckt wurde, sei sie sofort bei der Polizei vorstellig geworden, sagt Eder. Man habe sich beraten, die Sicherheitsvorkehrungen seien massiv verstärkt worden. Als Zeugen sind Museumsmitarbeiter aus Stuttgart allerdings nicht nach Basel geladen. „Der Mann ist geständig“, so Johanna Eder.