Er will herausfinden, ab welcher Stärke der Schwerkraft Pflanzen reagieren. Dafür nutzt er Algenpilze. Sie bilden kleine, wenige Zentimeter lange Sporenträger, die jeweils aus einer Zelle bestehen und damit sensibel sind für jegliche Krafteinwirkung. Die kann mit einer Zentrifuge simuliert werden. Je schneller die Probe rotiert, umso mehr neigen sich die feinen Stängelchen. Allerdings wird diese Messung im Marburger Labor zusätzlich von der Erdanziehungskraft beeinflusst. Darum schickt Galland seine Pilze ins All. In der Schwerelosigkeit wirkt keine Kraft auf die Probe. Startet dann das Probenkarussell, wirkt nur die Zentrifugalkraft, die präzise aus der Drehzahl der Scheibe berechnet werden kann. Fehlt nur noch der Zeitpunkt, wann genau die Zellen der Stämmchen auf den zunehmenden Kraftimpuls reagieren.

 

Um diesen zu finden, lenken die Forscher Licht auf die Pilzstängel. Ein Detektor erfasst das reflektierte Licht. Ändert sich dieser „Fingerabdruck“, deutet das darauf hin, dass in den Zellen neue Moleküle gebildet wurden – mutmaßlich durch die simulierte Schwerkraft, da die anderen Bedingungen nicht verändert werden. „Welche Moleküle das im Einzelnen sind, wissen wir noch nicht, wir wollen zunächst den Schwellenwert für die Schwerkraftwahrnehmung finden“, sagt Galland.

Die Daten, die er jetzt auf dem Monitor sieht, sind vielversprechend. Das Experiment läuft wie geplant. Die Messwerte – am Ende werden es einige Gigabyte sein – werden in der Rakete gespeichert, damit sie die Forscher anschließend gründlich auswerten können. Ein Bruchteil davon kommt bereits jetzt per Funk zur Erde.

Gut vier Minuten nach dem Start ist die Rakete in 260 Kilometern Höhe angekommen und wird von der Erdanziehung zurückgeholt. Etwa zu diesem Zeitpunkt ändern sich die Messwerte auf Gallands Schirm deutlich. Es sieht so aus, als hätten die Forscher den Schwellenwert für die Schwerkraftwahrnehmung gefunden: Die Zellen reagieren bereits bei rund einem Prozent der Erdbeschleunigung.