Die Diskussion über den Schwerverkehr über dem Schurwald scheint auf eine Lösung zuzusteuern. Lastzüge sollen einen Bogen um den Höhenzug machen.

Schurwald - Die seit Langem anhaltende Diskussion über den Schwerverkehr über dem Schurwald scheint auf eine Lösung zuzusteuern. Am kommenden Montag will das Regierungspräsidium Stuttgart den Anliegerkommunen aus den Kreisen Esslingen, Göppingen, Rems-Murr und Ostalb ein Konzept vorschlagen, das Lastwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen von den meisten Landesstraßen über die Höhe zwischen Rems und Fils und Neckar aussperrt. Weiterhin geöffnet für den Schwerverkehr bleibt die Bundesstraße 297 zwischen Göppingen und Lorch, auf der, wie berichtet, aber ein nächtliches Tonnagelimit aus Gründen des Lärmschutzes gelten soll. Der Lieferverkehr ist davon ausgenommen.

 

Als den Grund für die Beschränkungen gibt das Regierungspräsidium in dem Konzeptentwurf in allen Fällen „Gründe der Sicherheit und Ordnung“ an. In dem Papier, das den Kommunen zuging, werden die Engstellen und Gefahrenpunkte der jeweiligen Strecken akribisch aufgelistet, die diese Argumentation unterstützen. Dazu zählen enge und kurvenreiche Gefällstrecken (etwa zwischen Lichtenwald und Reichenbach), Ortsdurchfahrten mit starkem Gefälle (beispielsweise im Winterbacher Teilort Engelberg) sowie sehr schmale Ortsdurchfahrten (etwa in Lichtenwald und in Schorndorf-Oberberken), die zu gefährlichen Begegnungen zwischen Lastwagen führen können.

Leichte Zunahme des Schwerverkehrs

Zudem haben die Verkehrsplaner eines Gutachterbüros eine leichte Zunahme des Schwerverkehrs auf einigen Abschnitten festgestellt, seit im vergangenen Frühjahr die Schurwaldübergänge nach etwa einjähriger Sperrung die Schurwaldüberquerungen für Lastwagen wieder geöffnet worden waren. Das betrifft vor allem die Landesstraße zwischen Reichenbach (Kreis Esslingen) und Schorndorf. Es gebe mit den Bundesstraßen 10, 14 und 29 ein gut ausgebautes Fernstraßennetz in nächster Nähe, schreibt das RP in dem Entwurf. Es sei „im besonderen Maße geeignet“, den Schwerverkehr aufzunehmen.

Zwar handelt es sich bei dem Konzept dem Regierungspräsidium Stuttgart zufolge um einen Entwurf, der noch nicht beschlossen ist. Auch zum Zeitpunkt der Umsetzung will man sich nicht äußern. Dennoch erhält dessen Inhalt von einigen Landtagsabgeordneten bereits Zustimmung. Die Grünen-Abgeordnete Petra Häffner spricht davon, dass „ein gutes Ende der jahrelangen Bemühungen von Gemeinden und Bürgerinitiativen “ in Sicht sei. Es sei das Ziel, alle rechtlichen Möglichkeiten auszunutzen, „um eine Verbesserung des Lärm- und Gesundheitsschutzes für die Bürgerschaft zu erreichen“, erklärt ihr grüner Fraktionskollege Andreas Schwarz .

Lastwagen-Durchfahrverbot für Stuttgart

Die Diskussion über den Schwerverkehr im Schurwald hatte im Frühjahr 2010 mit dem Lastwagen-Durchfahrverbot für Stuttgart begonnen, das wegen der Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt erlassen worden war. Weil zur selben Zeit die Landesstraße zwischen Schorndorf und Schlichten wegen umfangreicher Erneuerung komplett gesperrt war, verhängte das Regierungspräsidium ein Lastwagen-Durchfahrverbot auch für die Strecke von Plochingen nach Winterbach.

Zweimal lud die Behörde die Anliegerkommunen zu Besprechungen ein, Beschränkungen für den Schwerverkehr wurden dabei nicht ausgeschlossen. Umso größer war die Enttäuschung bei etlichen Kommunen, dass nach der Öffnung der Strecke von Schorndorf nach Schlichten keine Verbote umgesetzt wurden. Öffentlichkeitswirksam demonstrierten daraufhin unzufriedene Lichtenwalder Bürger bei der Straßeneröffnung .

„Eine Sperrung aufgrund von Gründen der Verkehrssicherheit ist immer eine Ermessensentscheidung“, begründet ein Sprecher des Regierungspräsidiums die veränderte Einschätzung. Man habe zuerst beobachten wollen, welche Verdrängungsfolgen die Durchfahrverbote in Stuttgart für die betroffene Landesstraße gehabt hätten. Im Übrigen lege man Wert darauf, nicht alleine zu entscheiden, sondern die Kommunen daran zu beteiligen.