Die Medizinpädagogin ist ganz zufällig zu dem Extremsport gekommen. „Ich habe eine Konkurrentin, die es seit vielen Jahren macht, und sie hatte mich zu Winterbeginn gefragt, ob ich nicht für sie die Handtuchhalterin spielen kann”, erzählt sie. Doch schon bei der ersten Trainingseinheit hatte die Leonbergerin keine Lust, nur „blöd herumzustehen”. Sie sprang kurzerhand ins Wasser und fühlte sich, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. „Ich konnte schon immer gut mit kaltem Wasser, und Schnappatmung, von der viele Anfänger berichten, war kein Thema.”

 

Und das, was sie im Warmbecken so erfolgreich betreibt, setzte sie jetzt auch bei klirrender Kälte fort: Bei den deutschen Meisterschaften im Eisschwimmen im fränkischen Veitsbronn im Januar war sie über 50 Meter Freistil die Schnellste, und über 200 Meter gab es den zweiten Platz (Altersklasse 40 bis 50 Jahre). Im Bodensee packte sie Ende Februar trotz starker Strömung sogar die 250 Meter. „Das nächste wären 500 Meter, aber das ist wirklich nicht ohne”, meint sie.

Glücksgefühle im kalten Wasser

Aber warum tut man sich das freiwillig an, wenn einem schon beim bloßen Gedanken die Zähne klappern? Laut Medizinern setzt der Körper beim Eintauchen ins kalte Wasser Adrenalin und Endorphine frei, die Glücksgefühle auslösen und Schwimmer süchtig machen. Allerdings sei man auch richtig platt danach. „Zehn Minuten Eiswasser-Training sind genauso effektiv wie 90 Minuten im Warmwasserbecken”, betont Hechel, die auch auf den „hohen Kalorienverbrauch” hinweist. Das ist aber sicherlich ein untergeordnetes Argument, denn um ihre Figur muss sie sich wirklich keine Sorgen machen.

Auch bei den nächsten deutschen Meisterschaften will sie wieder an den Start gehen. Auf die Weltmeisterschaft in der am Polarkreis gelegenen Hafenstadt Murmansk kann sie aber liebend verzichten. „Da ist es viel zu kalt und auch noch dunkel”, sagt sie lachend. Freilich spielen aber auch die Finanzen eine Rolle, denn für die Kosten müsste sie ganz alleine aufkommen. „Deswegen werde ich es auch künftig nebenher machen als Ergänzung zum klassischen Schwimmen”, sagt sie. Schließlich sei das Eisschwimmen eine Besonderheit, und die Wettbewerbe seien richtige Events – das nationale Finale in Veitsbronn fand im Freibad mit Flutlicht, Rahmenprogramm und viel Publikum statt. „Und wo erlebt man es schon, dass der Kampfrichter vor dem Rennen fragt: Möchtest du danach dein Handtuch haben?”, sagt sie mit einem Schmunzeln.