Vanessa Grimberg aus Ludwigsburg, die für die SV Region Stuttgart startet, zählt über die 200 Meter Brust inzwischen zur Weltklasse. Die 21-Jährige kritisiert die Bedingungen für den Schwimmsport in Stuttgart und der Region.

Stuttgart - Vanessa Grimberg taucht gern in eine andere Welt ein. Das steht so im Steckbrief der Schwimmerin auf der Homepage des nationalen Verbandes. „Wenn man in das Wasser eintaucht, ist es so schön ruhig und friedlich“, sagt die frisch gebackene WM-Teilnehmerin, die für die SV Region Stuttgart an den Start geht.

 

Vor gut drei Jahren tauchte die 21-jährige Ludwigsburgerin in die Welt der ganz Großen ein, mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft über 200 Meter Brust auf der Kurzbahn. Obwohl die 25-Meter-Bahn eigentlich gar nicht zu ihren Stärken gehört, hatte sie sich damit auch für die Weltmeisterschaften vor kurzem in Doha qualifiziert. „Da muss man so oft wenden – und das zählt zu meinen Schwächen“, sagt die selbstbewusste Sportlerin ganz offen. Zu ihren Vorzügen gehört hingegen das „Rutschen“, wie es im Schwimmjargon heißt, womit die Gleitphase beim Brustschwimmen gemeint ist.

Vanessa Grimberg erledigt ihre Paradestrecke über 200 Meter eher mit Stil als mit Kraft. Und das ist ihr großer Vorteil, denn „das kann man eigentlich kaum lernen“, sagt sie. Entweder man kann es – oder eben nicht. Dass sie es kann, hat sie Anfang Dezember bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Doha bewiesen. Über 200 Meter Brust wurde sie 18., über 100 Meter war sie noch einen Platz besser. „Ich bin eigentlich zufrieden mit meiner Leistung. Es wurmt mich nur, dass ich es um eine Hundertstelsekunde nicht ins Halbfinale geschafft habe“, sagt Grimberg.

Das große Ziel heißt Olympische Spiele 2016

Sie lässt sich davon nicht aus der Bahn bringen. Ihr großes Ziel heißt Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Dabei gibt es nur ein Problem: Die Norm, die für eine Qualifikation geschwommen werden muss, steht noch nicht fest. Der Deutsche Olympische Sportbund hat diese Zeitvorgabe noch nicht veröffentlicht, wann das genau geschehen wird, ist unklar. „Wir wissen eigentlich nicht, wie schnell wir schwimmen müssen“, sagt Grimberg, „aber da ich sowieso immer versuche so schnell zu schwimmen, wie es geht, versuche ich einfach weiter hart zu trainieren.“

Ihr Ziel ist es, den deutschen Rekord zu unterbieten, der bei 2:25,33 Minuten liegt. Dass dieser seit 2007 Bestand hat, interessiert die junge Sportlerin nicht, auch wenn ihre Bestzeit 1,1 Sekunden darüber liegt. Sie ist fokussiert und wird nicht trainingsmüde. Zehn Einheiten absolviert sie pro Woche im Wasser, dazu kommt noch dreimal Krafttraining, nur sonntags hat sie frei.

Vanessa Grimberg will sich in der Weltspitze weiter etablieren: „Bei den ersten Wettbewerben bin ich vor Ehrfurcht fast erstarrt.“ Doch mittlerweile sei es ganz normal mit den Stars der Szene in einem Becken zu schwimmen. Britta Steffen und Paul Biedermann waren bereits in ihrer Mannschaft bei internationalen Wettbewerben. Als Idole dienen die beiden aber nicht – sie hat keine. „Ich bin mein eigenes Vorbild, denn wenn man jemand nacheifert, ist man nur der billige Abklatsch“, sagt Grimberg. Und das klingt aus ihrem Mund nicht arrogant, es ist eher eine Selbstsicherheit, die sie umgibt. Man merkt, dass sie in der Spitze der Schwimmwelt angekommen ist, auch von der Persönlichkeit her.

Bodenständigkeit prägt ihre Lebenseinstellung

Lediglich die Bedingungen für den Schwimmsport in Stuttgart und Umgebung seien nicht auf dem hohen Niveau wie die Sportler selbst, sagt Grimberg. Nur das Inselbad hätte ganzjährig gute Bedingungen unter denen sie bei ihrem Trainer Jan König seit 2005 trainieren kann.

Angefangen hat sie aber viel früher mit ihrem Sport, bereits mit drei Jahren lernte sie wie viele Kinder das Schwimmen. Vom Kinderbecken im Stadionbad Ludwigsburg ging es bis in die WM-Schwimmhalle in Doha. „Ich habe mich stetig gesteigert, es gab nicht den einen riesigen Leistungssprung.“

Bodenständigkeit scheint ihre Lebenseinstellung zu prägen. Sie fühle sich nicht wie Mario Götze, nur weil sie eine so junge WM-Teilnehmerin war, „ich fühle mich wie jeder andere. Ich habe nur das Glück, mein Hobby so intensiv ausführen zu können“, sagt Grimberg. Ein Beruf ist es nicht, denn trotz ihrer Erfolge kann sie nicht annähernd vom Schwimmen leben. Dafür studiert sie an der Fernuniversität in Ansbach International Business, um nach der Karriere fürs Leben gerüstet zu sein. Auch hier kommt wieder die Bodenständigkeit zum Vorschein, denn ihr Wunsch nach der Karriere lautet: „Das ganz normale Programm, Familie, Kinder und einen tollen Beruf.“