Kinder müssen schwimmen lernen, je früher, desto besser. Da sind sich Stadtverwaltung, Schulen und Eltern in Stuttgart einig. Streit gibt es darum, wie die Kinder in die Schwimmhalle kommen: Eltern fordern mehr Bäderbusse.

Stuttgart - Die Stadt macht Fortschritte in ihrem Bemühen, Grundschülern schwimmen beizubringen. Laut Sportamtsleiter Günther Kuhnigk wurde bereits in der Pilotphase 18 Schulen bei der Vermittlung eines Schwimmlehrers geholfen. Häufig ist nur ein Lehrer vor Ort, was das Üben mit der immer noch viel zu hohen Zahl an Nichtschwimmern schwer macht. Richtig los geht es, sobald mehr Geld und Personal bereitgestellt sind. Im Haushaltsentwurf sind für die nächsten beiden Jahre 220 000 Euro vorgesehen, außerdem sollen zwei Stellen mit einem Anteil von 0,5 und 0,2 geschaffen werden. Die CDU fordert 1,2 Stellen. „Mit halber Kraft und ohne Geld, nur mit Bordmitteln“ hat das Amt schon 135 Schwimmkurse vermittelt, neun Vereine und drei Schwimmschulen für Kooperationen gewinnen können.

 

CDU und SÖS/Linke-plus wollen zudem, dass die Schüler deutlich mehr Zeit im Wasser verbringen. Dafür müssten sich die Zeiten für die Strecke zwischen Schule und Bad verringern. „Es heißt Schwimmunterricht und nicht Laufunterricht“, meint CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. In einer Doppelstunde (90 Minuten) verbringen die Kinder laut Aussagen von Lehrern oft nur 20 Minuten im Wasser. Das Schulverwaltungsamt geht eher von 30 Minuten aus. Die restliche Zeit geht für Transport, Duschen und Umkleiden drauf.

Die Antwort der Verwaltung stößt auf Unverständnis

Die Fraktionen haben deshalb die Schulverwaltung beauftragt zu ermitteln, ob die Situation mit Bäderbussen verbessert werden könnte. Auf diese Frage reagierte das Referat Jugend und Bildung von Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) mit einer Stellungnahme, die bei Grundschulrektorinnen wie Katja Conzelmann von der Ameisenbergschule oder Ruth Möller von der Sommerrainschule nebst Elternbeiräten auf Unverständnis stoßen dürfte.

Die Auswertung einer älteren Umfrage des Staatlichen Schulamts durch das Amt für Jugend und Bildung habe zwar ergeben, dass nur bei den wenigsten Schulen ein fehlender Bus als Begründung dafür herhält, dass es keinen Schwimmunterricht gibt; vielmehr soll es an fehlendem Personal und geschlossenen Bädern liegen.

Aber dort, wo der fehlende Bäderbus der Grund für Probleme ist, ist der Ärger über die Behörde groß, spricht sie doch vielen Schulen einen Anspruch auf diese bequeme Transportmöglichkeit ab, und zwar mit dem Verweis auf die angebliche Nichterfüllung von Kriterien, die der Gemeinderat vor 15 Jahren festlegte. Die Kosten betragen für einen halben Tag in 38 Schulwochen 9500 Euro. Gefahren werden Schüler, die mehr als 20 Minuten Gehzeit (einfache Strecke) zwischen Schule und Bad haben oder die das Bad nicht mit dem ÖPNV ohne Umsteigen in dieser Zeit erreichen.

„Im Rahmen der Gleichbehandlung müssten für alle Schulen gleichermaßen geltende Kriterien zugrunde gelegt werden“, erklärt die Behörde. Deshalb ermittelt sie die reine Fahrzeit auf Basis der Fahrplanauskunft des Verkehrs- und Tarifverbunds (VVS). Und sie lässt generell Verspätungen, Ein- und Ausstiegszeiten als Bestandteil der Wegezeit zum Nachteil der Schulen unberücksichtigt.

Das größte Problem sind die fehlenden Badezeiten

Für die Ameisenbergschule wurde etwa ein Fußweg von 19 Minuten ermittelt. Schon in 16 Minuten wären die Schüler am Ziel, würden sie nach 13 Minuten Fußweg am Ostendplatz in die offenbar wartende Stadtbahn einsteigen und damit drei Minuten fahren. Die Reststrecke zwischen der Haltestelle Leo-Vetter-Bad und der Schwimmhalle blieb unberücksichtigt. Der Elternbeirat hat in Briefen ans Rathaus betont, dass das Amt theoretische Betrachtungen anstelle. Sie würden mit 75 Kindern der dritten und vierten Klasse die mit Google Maps ermittelte Wegezeit von 19 Minuten um sechs Minuten überschreiten. Im Pulk geht es eben langsamer voran. In die Stadtbahn einzusteigen, wenn das Bad in Sichtweite sei, hält man für absurd.

Das größte Problem sind die fehlenden Badezeiten. Ohne Bäderbus verbringen die Schüler bei 50 Minuten Wegstrecke und Umkleiden nur 20 Minuten in dem aber für 90 Minuten reservierten Becken. Würde ein Bus fahren, wären mindestens 45 Minuten Schwimmen möglich, meint Rektorin Conzelmann. Vor allem der Rückweg wäre entspannter, weil dann weniger Wert aufs Haareföhnen gelegt werden müsste.