Um Franks Vertrauen zu gewinnen, ködern sie ihn mit einem ersten Auftrag als Architekt. Der Loser blüht auf, das tut seiner kriselnden Ehe gut - und treibt auch Gine geradewegs in die Fänge der Sekte. Fassungslos erlebt er, wie sie ihrer Karriere bei der Organisation erst ihr Erbe und dann das Familienleben opfert. Am Ende entfremdet sie ihn von der gemeinsamen Tochter. Sarah (Lale Kann) landet in einem Scientology-Internat.

"Ich wusste, wir müssen diesen Film machen"


Standing Ovations gab es für diesen Film nicht. Das lag in der Natur der Sache. Es ist ein stilles Grauen, das den Zuschauer ergreift. Man hat zwar schon viel über die Scientology-Methoden gelesen. Aber wie es sich anfühlt, wenn eine unsichtbare Macht Eheleute voneinander oder Eltern von ihren Kindern entfremdet, das lässt erst dieser Film erahnen.

Carl Bergengruen hat dieses ambitionierte Projekt auf den Weg gebracht. Inspiriert hat ihn dazu eines der prominentesten Mitglieder von Scientology. Er sagt, er sei erschrocken darüber gewesen, dass Tom Cruise bei der Bambi-Verleihung vom FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher einen Preis in der Kategorie "Mut" verliehen bekam. "In dem Moment wusste ich, wir müssen diesen Film machen."

Jetzt ist Bergengruen bemüht, die Wogen zu glätten. Noch vor kurzem wurde im Umfeld der ARD kolportiert, Scientologen hätten versucht, Details über den Film in Erfahrung zu bringen und die Dreharbeiten zu stören. Davon will Bergengruen jetzt nichts mehr wissen. Es scheint, als habe er erkannt, dass zu viel Rummel auch schaden kann. Dass der Film neben dem Krimi hinter den Kulissen verblassen könnte.

Scientology plant "Gegen-Doku"


Bei Scientology liegen die Nerven blank. Offiziell hat den Film zwar noch kein Vertreter gesehen. Dennoch hat die Gemeinschaft bereits mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. Von einem "Propagandafilm" und einer "beispiellosen Diffamierungskampagne der ARD" war die Rede. Und davon, dass das zu Ausgewogenheit verpflichtete öffentlich-rechtliche Fernsehen die Kunstfreiheit missbrauche, um eine Glaubensgemeinschaft zu diskreditieren.

Sabine Weber, die Präsidentin der Scientology-Kirche in Berlin, geht jetzt noch einen Schritt weiter. Sie wirft den Produzenten vor, sie hätten sich eines fragwürdigen Kronzeugen bedient, um die Gegner von Scientology anzustacheln. Aus Sicht der Exfrau und der Kinder von Heiner von Rönn stelle sich die Geschichte jedenfalls ganz anders dar, sagt Weber der Stuttgarter Zeitung. In Form einer "Gegen-Doku" wolle Scientology diese andere Seite ins Internet stellen.

Sendetermin
Der Film "Bis nichts mehr bleibt" läuft am 31. März um 20.15 Uhr in der ARD.