Eine Institution wurde Wühli, als das Geschäft 1992 an den jetzigen Standort zog, eine ehemalige Radiogehäusefabrik in der Schorndorfer Olgastraße. Zwar habe sich der Vermieter nie groß um die Räume gekümmert, aber die Fabrikhalle hat ihren eigenen rauen Charme. Die Kabel sind an der Decke gezogen, rechteckige Träger stehen mitten im Raum, die Fenster bestehen aus Einglasscheiben. Doch das Publikum liebt diese Einfachheit des Ladens, in den Monika Kraus, eine ausgebildete Designerin, neue Ordnung gebracht hat. Statt auf Stapeln zu liegen, hängt die Kleidung nun überwiegend an Stangen, die Bücher sind farblich sortiert, die Sichtachsen freigeräumt. Die Vielfalt des Angebots wird überregional geschätzt. Sogar Filmproduktionsfirmen reisen an, um ihre Darsteller einzukleiden. Die Kleidung der Schauspieler aus „Die Kirche bleibt im Dorf“ stamme aus ihrem Geschäft, sagt Monika Kraus.

 

„Am Anfang haben wir weniger verdient als unsere sieben Beschäftigten“, sagt Nicolai Kraus über den Beginn vor vier Jahren. Doch der 24-jährige Absolvent eines Hochbegabtengymnasiums, der schon zu Schulzeiten bei Wühli jobbte, machte eine Fortbildung zum Entsorgungsfachmann, seine Mutter bildete sich in Sachen Desinfizierung fort. Denn das Rückgrat des Geschäfts sei gar nicht der Laden, sagt Nicolai Kraus. Wühli brauche große Lagerflächen, weil man karitativen Organisationen die Überschüsse aus deren Altkleidersammlungen aufkaufe und weiterveräußere.