Ein Erfolg, den er danach nicht mehr wiederholen kann. Sein Training hat ein Ende, als im Oktober darauf überraschend seine Frau stirbt. Sie war ihm in den Jahren zuvor vieles zugleich: eine liebevolle Partnerin, eine Stütze im Alltag und eine Begleiterin, an deren Seite Böhm sicher durch die Welt kam. Auf dem Tandem, auf dem Beifahrersitz im Auto, oft zu Fuß, die Arme untergehakt. Bis zum Tag ihres Todes übernahm sie das Sehen für ihn, danach war er auf sich allein gestellt. Sich mit dem Blindenstock zurechtzufinden hatte er aus Gründen der Bequemlichkeit nie ausprobiert, er kann es bis heute nicht. Er nimmt lieber das Taxi, selbst für kurze Wege, oder bleibt zu Hause.

 

Nach langer Pause hat Böhm wieder angefangen, das neue Sehen zu üben. Er nutzt den Chip am liebsten in geschlossenen Räumen, dreht an den beiden Knöpfen des Steuerungskästchens, um die Helligkeit einzustellen, um die Intensität des Bildes zu regeln. Dann kann er mit etwas Konzentration erkennen, wo die Ecken des Raumes sind, er kann helle und dunkle Flächen unterscheiden.

Im Untergeschoss der Reutlinger Firma Retina Implant sind die Labore, in denen Langzeitbelastungen simuliert werden. „Hier werden Augenbewegungen von zehn Jahren ausgehalten“, sagt Wrobel, er zeigt auf eine Apparatur, die Silikonkabel testet. In einem Spezialschrank liegen Mikrochips in einer 65 Grad warmen Flüssigkeit. Über Details schweigt Wrobel. „Betriebsgeheimnisse“, sagt er immer mal wieder, und es wird schnell klar, dass er Besucher nicht allzu gerne durch die Räume führt.

Wichtigster Konkurrent ist die US-Firma Second Sight

Der Wettbewerbsdruck sei enorm, erzählt Wrobel, weltweit arbeiteten rund 25 Gruppen an der Entwicklung von Netzhautimplantaten. Der wichtigste Konkurrent sei die amerikanische Firma Second Sight, deren Chips mit 60 Elektroden auf die Retina gesetzt werden. Kamera und Elektronik befänden sich außen an einem Brillengestell. Wolle man das Blickfeld ändern, müsse man den Kopf bewegen, eine Augenbewegung allein bewirke nichts.

Vor wenigen Tagen war Peter Böhm wieder zu einem Sehtest an der Tübinger Augenklinik. Ein paar vergrößerte Buchstaben konnte er lesen, bei anderen musste er passen. Er starrte auf Linien, nahm Kreise mit Öffnungen in alle mögliche Richtungen in den Fokus. Zwei Prozent Sehstärke, diagnostizierten die Ärztin, für Böhm enttäuschend. In seiner besten Zeit habe er fast doppelt so gut gesehen – er will künftig wieder mehr trainieren. Der Chip biete kein Full-HD-Kino, aber eine große Chance. „Und die muss ich ergreifen.“

Linien wie neongelbe Laserschwerter

Böhm schaltet ein batteriebetriebenes Kästchen an, das zweimal piepst. Dann drückt er sich eine Sendespule hinter das Ohr, ein Magnet lässt sie an der Empfangsspule haften. Als die Ärzte und Techniker die Stromversorgung seines Chips zum ersten Mal eingeschaltet haben, war die Anspannung groß. Böhm saß damals im völlig verdunkelten Testraum der Klinik, das rechte Auge abgedeckt. „Ich sah einen hellen rechteckigen Fleck in einer Distanz von vier, fünf Metern“, erinnert sich Böhm, wie ein Fenster am Ende eines Raumes. „Das war der Chip, er funktionierte.“ Er erkannte Linien in verschiedenen Stärken, mal diagonal, mal senkrecht oder horizontal angeordnet. „Die Linien blitzten auf wie die Laserschwerter in ‚Star Wars‘“, beschreibt er die ersten Eindrücke, „an den Rändern ausgefranst, gleißend neongelb.“

Mit der Prothese sehen zu lernen ist mühsam. Hand und Auge müssen aufeinander abgestimmt werden. Es entstehen Doppelbilder, das neue Sehen strengt an. Nach Wochen des Trainings gelingt es Böhm, zwölf Buchstaben zu lesen, die in schneller Folge für jeweils eine halbe Sekunde eingeblendet werden.

Mit dem Tod seiner Frau hat auch Böhms Training ein Ende

Ein Erfolg, den er danach nicht mehr wiederholen kann. Sein Training hat ein Ende, als im Oktober darauf überraschend seine Frau stirbt. Sie war ihm in den Jahren zuvor vieles zugleich: eine liebevolle Partnerin, eine Stütze im Alltag und eine Begleiterin, an deren Seite Böhm sicher durch die Welt kam. Auf dem Tandem, auf dem Beifahrersitz im Auto, oft zu Fuß, die Arme untergehakt. Bis zum Tag ihres Todes übernahm sie das Sehen für ihn, danach war er auf sich allein gestellt. Sich mit dem Blindenstock zurechtzufinden hatte er aus Gründen der Bequemlichkeit nie ausprobiert, er kann es bis heute nicht. Er nimmt lieber das Taxi, selbst für kurze Wege, oder bleibt zu Hause.

Nach langer Pause hat Böhm wieder angefangen, das neue Sehen zu üben. Er nutzt den Chip am liebsten in geschlossenen Räumen, dreht an den beiden Knöpfen des Steuerungskästchens, um die Helligkeit einzustellen, um die Intensität des Bildes zu regeln. Dann kann er mit etwas Konzentration erkennen, wo die Ecken des Raumes sind, er kann helle und dunkle Flächen unterscheiden.

Im Untergeschoss der Reutlinger Firma Retina Implant sind die Labore, in denen Langzeitbelastungen simuliert werden. „Hier werden Augenbewegungen von zehn Jahren ausgehalten“, sagt Wrobel, er zeigt auf eine Apparatur, die Silikonkabel testet. In einem Spezialschrank liegen Mikrochips in einer 65 Grad warmen Flüssigkeit. Über Details schweigt Wrobel. „Betriebsgeheimnisse“, sagt er immer mal wieder, und es wird schnell klar, dass er Besucher nicht allzu gerne durch die Räume führt.

Wichtigster Konkurrent ist die US-Firma Second Sight

Der Wettbewerbsdruck sei enorm, erzählt Wrobel, weltweit arbeiteten rund 25 Gruppen an der Entwicklung von Netzhautimplantaten. Der wichtigste Konkurrent sei die amerikanische Firma Second Sight, deren Chips mit 60 Elektroden auf die Retina gesetzt werden. Kamera und Elektronik befänden sich außen an einem Brillengestell. Wolle man das Blickfeld ändern, müsse man den Kopf bewegen, eine Augenbewegung allein bewirke nichts.

Vor wenigen Tagen war Peter Böhm wieder zu einem Sehtest an der Tübinger Augenklinik. Ein paar vergrößerte Buchstaben konnte er lesen, bei anderen musste er passen. Er starrte auf Linien, nahm Kreise mit Öffnungen in alle mögliche Richtungen in den Fokus. Zwei Prozent Sehstärke, diagnostizierten die Ärztin, für Böhm enttäuschend. In seiner besten Zeit habe er fast doppelt so gut gesehen – er will künftig wieder mehr trainieren. Der Chip biete kein Full-HD-Kino, aber eine große Chance. „Und die muss ich ergreifen.“