Dönerläden gibt es in Stuttgart wie Sand am Meer. Wie soll man sich da entscheiden? Tim Becker will als „Dönerbaron“ helfen – und jede Lokalität in der Landeshauptstadt testen. Einige hat er schon bewertet.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Die Bewertungen reichen von „Chapeau“ bis „labbrig“. Bei manchen überzeugt das Brot, bei anderen ist das Scheibenfleisch „ein Gedicht“. Tim Becker aka „Dönerbaron“ ist selbst ernannter Dönerguide in Stuttgart. Seit März veröffentlicht er auf Instagram wöchentliche Bilder aus Dönerläden der Stadt, die er getestet hat. Aber nach welchen Kriterien wählt er die Lokalitäten aus und was sagen die Betreiber dazu? Wir haben mit dem 28-jährigen Stuttgarter gesprochen.

 

Die Idee, die Döner Stuttgarts zu bewerten, entstand bereits vor 15 Jahren. Damals lebte Becker noch in Schwaikheim im Rems-Murr-Kreis. Nach der Schule oder in den Mittagspausen gingen er und seine Freunde in Dönerläden ein und aus – und es wurde munter verglichen und bewertet.

„Dönerbaron“ freut sich jede Woche auf seinen Döner

Im März diesen Jahres gründete Becker schließlich „your local Dönerguide“, wie er auf Instagram schreibt. Denn: Während es in anderen Städten bereits solche Angebote gegeben habe, hätten sie für Stuttgart gefehlt. Und das, obwohl in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Auswahl an Dönerläden „enorm“ sei. „Weil ich mir als Dönerliebhaber so etwas immer für meine Stadt gewünscht habe, dachte ich, ich mache es einfach selbst“, so Becker.

Seit knapp zehn Monaten bewertet der 28-Jährige also mindestens einen Döner pro Woche. „Oft sind es auch mal zwei, aber das kommt immer darauf an, wie groß der Hunger ist“, sagt er. Aber hat man nicht irgendwann mal genug davon? Bisher sei das noch nicht vorgekommen. Im Gegenteil: „Auch nach fast 40 Tests freue ich mich noch jede Woche auf einen Döner. Am Anfang meinte meine Freundin, ich mache die Seite nur, weil ich eine Ausrede brauche, um jede Woche Döner zu essen.“

Von No-Go bis Olymp

Bewertet wird übrigens nach festen Kategorien: Für Fleisch, Salat/Soße und Brot gibt es Punkte zwischen 0 und 10. Daraus ergibt sich wiederum eine Gesamtbewertung, die so einzuordnen ist: 0,0 bis 2,5: No-Go Döner; 2,5 bis 5,0: leider nein, leider gar nicht; 5,0 bis 7,5: Standard-Döner; 7,5 bis 10,0: Döner-Olymp.

Welcher Laden als nächstes getestet wird, entscheiden oft Beckers Follower. „Es kommt wöchentlich vor, dass mir Leute schreiben und mir sagen, wohin ich gehen soll.“ Am Ende ist die Reihenfolge aber egal, denn früher oder später will der 28-Jährige jeden Dönerladen in Stuttgart getestet haben.

Obwohl Beckers Followerzahl noch überschaubar ist (427 am 15. November), bekommt er viel Feedback von anderen Dönerliebhabern und den Lokalitäten selbst. Viele Nutzer, die ihm folgen, finden es „klasse, dass du da warst.“ Negatives Feedback gebe es auch, was laut Becker nicht nur mit unterschiedlichen Geschmäckern, sondern auch mit Lokalpatriotismus zu tun.

Der „Dönerbaron“ hat einen Hausdöner

Auch von Läden, die aktiv auf Instagram sind, gibt es eigentlich immer Rückmeldung – selbst bei negativer Bewertung. „Die freuen sich auch dann“, sagt Becker und ergänzt: „Oft sagen sie: ‚Niemand sagt mir das, danke fürs Ansprechen. Komm doch noch mal vorbei, wir machen es jetzt besser.’“ Becker sagt den Betreibern immer, dass er über Döner bloggt – allerdings erst nach der Bestellung. „Ich will den Döner ja so testen, wie ihn jeder andere auch bekommt.“

Hin und wieder kommt es auch vor, dass der 28-Jährige einfach nur so Döner isst. Das macht er dann bei Tayfun Kebap in der Tübinger Straße, seinem „Hausdöner“, nur etwa 200 Meter von seiner Wohnung entfernt. „Auch wenn Geschmack und Atmosphäre dort vielleicht nicht am besten bewertet sind – ich mag die Jungs. Das ist das, was ich mit Lokalpatriotismus gemeint habe.“

Apropos Heimverbundenheit: An diesem Donnerstag geht es für Becker nach Schwaikheim zum Dönertest. Es wird der erste Ausflug sein. „Eigentlich konzentriere ich mich auf Stuttgart, aber so etwas gehört dann zu den Specials“, sagt er.

Dass Beckers Account bislang eine geringe Reichweite hat, stört ihn nicht. „Es wäre zwar schön, wenn ich irgendwann damit Geld verdienen könnte. In erster Linie mache ich das aber für mich“, sagt er – und für seine wenigen Follower, die er vor zu vielen „schlechten Dönerläden bewahren will“.