Seit drei Wochen verfolgen wir mit einer Livekarte und im Liveblog online den Heimweg der baden-württembergischen Senderstörche. Die Storchendame Zozu wird als Erste heimkehren, vermutlich bereits diesen Samstag.

Statt eines freundlichen Empfangs durch ihren Brutpartner vom Vorjahr könnte jedoch der Kampf mit einer Nebenbuhlerin anstehen. Die hat sich, wie die Ornithologen Wolfgang Fiedler und Hanspeter Wickert aus Zozus Heimat Böhringen berichten, an den Partner der Storchendame rangeworfen. Die beiden hätten „den Horst ausgebessert, sie sind zärtlich zueinander und kopulieren auch“, so Wickert.

Ob Zozu und ihr Partner wieder zusammenkommen, zeigt sich am Wochenende. Das Männchen verteidigt den Horst derzeit gegen Artgenossen – und wartet offenbar auf Zozu. Das ist durchaus riskant, weil früher geborene Jungtiere eher überleben. „Zozus Partner kann ja nicht wissen, ob sie überhaupt noch lebt“, so Wolfgang Fiedler.

Wir wissen das sehr wohl. Wie Zozu in Böhringen aufgenommen wird, berichten wir in unserem ständig aktualisierten Liveblog – und auch, wie weit der inzwischen ebenfalls Richtung Heimat aufgebrochene Storch Ingo dieses Wochenende kommt.

Wikelski und andere Forscher träumen von einem weltumspannenden Netzwerk von Tieren, das Forschern Antworten auf einige grundsätzliche Fragen liefert: Wie breiten sich Seuchen rund um den Globus aus? Wie wirken sich die Folgen des Klimawandels in bestimmten Regionen aus? Biologen und Mediziner erhalten künftig dank dieser Daten einen Einblick in das Leben der Tiere, den sie sich vor wenigen Jahren nicht vorstellen konnten. „Die Daten lassen Rückschlüsse darauf zu, ob ein bestimmtes Tier gerade frisst, vor einem Feind flieht, sich putzt, ob es krank ist oder gesund“, berichtet Martin Wikelski.

Schon heute sind viele Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken beringt oder mit Sendern ausgestattet, doch Icarus wird die Lebensgeschichten von Zehntausenden von Tieren für Forscher nachvollziehbar machen – unzählige Einzelinformationen sollen sich zu einem großen Ganzen fügen. Big Data bei Tieren also. Und im Idealfall wird das weltumspannende Messsystem aus Tieren zu einem Frühwarnsystem, das die Menschen vor drohenden Katastrophen warnt. Martin Wikelski denkt dabei an ein Forschungsprojekt, das ihn kürzlich in die Abruzzen geführt hat, genau in jene Region Italiens, die von schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Dort rüsteten die Forscher Kühe, Schafe und Hunde mit Sendern aus, um zu dokumentieren, wie sich die Tiere bei möglichen weiteren Erdstößen verhalten.

Die Nasa war zunächst skeptisch

Dann kam es erneut zu einem Beben – und die Wissenschaftler werteten im Nachhinein die Daten aus. „Vor dem Erdbeben waren die Tiere viel nervöser als sonst üblich“, erzählt Wikelski. Dank Icarus sollen die Forscher künftig vor einem solchen Ereignis entsprechende Warnzeichen erkennen und im Idealfall die Rettungskräfte über den bevorstehenden Ernstfall informieren. Tsunamis, Vulkanausbrüche und Unwetter: Tiere registrieren oft bevorstehendes Unheil – man muss allerdings ihre Signale erkennen und richtig interpretieren. „Tierische Messsysteme übertreffen die Leistungen von technischen Systemen bei Weitem“, sagt Wikelski. Sein Ziel: „Wir zapfen den sechsten Sinn der Tiere an.“

Das kühne Vorhaben kam Wikelski im Jahr 2001 in den Sinn. Er stellte das Projekt bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa vor – die Amerikaner waren angetan, zweifelten jedoch daran, dass es sich jemals verwirklichen lassen würde. Der Idee fehlte ein einprägsamer Markenname – eines Tages kam Wikelski die Figur aus der griechischen Mythologie in den Sinn, die mit ihren Flügeln aus Wachs der Sonne zu nah kam und daraufhin ins Meer stürzte. Wikelski hofft, dass der aktuellen Mission ein ähnliches Schicksal erspart bleibt. Den Begriff widmete er um: Icarus – International Cooperation for Animal Research Using Space (eine internationale Zusammenarbeit zur Erforschung von Tieren aus dem All).

Härtetest im Herbst

Ermöglicht wird Icarus nun durch eine deutsch-russische Koproduktion: Neben der Max-Planck-Gesellschaft beteiligen sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die russische Weltraumbehörde Roskosmos und der russische Raumfahrtkonzern RKK Energija. Die Kosten für die deutsche Seite belaufen sich dabei auf rund 25 Millionen Euro.

Martin Wikelski sieht neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen ein „unglaubliches ökonomisches Potenzial“ in dem Mammutprojekt. „Wir besetzen damit eine globale digitale Nische“, sagt der 51-Jährige. „Auf dem Gebiet haben wir rund zwei Jahre Vorsprung vor der weltweiten Konkurrenz.“ Auch vor den digitalen Riesen aus dem Silicon Valley wie Facebook und Google.

Bei dem Vogelkundler aus Radolfzell vermischen sich Angst und Vorfreude, wenn er daran denkt, dass der Start nun immer näher rückt. Die Generalprobe ging nämlich schief: Beim jüngsten Raketenstart von Baikonur aus explodierte die Progress-Rakete. Sollte nun der Start sowie die sich anschließende Montage der Antenne auf der ISS gelingen, steht Icarus vor dem Härtetest: Im Herbst dieses Jahres läuft die eigentliche Forschung an. „Da hängt meine ganze fachliche Reputation dran“, sagt Martin Wikelski. Wenn Icarus funktioniert, heben die Vogelkundler am Bodensee ab.

Senderstorch Zozu im Anflug

Seit drei Wochen verfolgen wir mit einer Livekarte und im Liveblog online den Heimweg der baden-württembergischen Senderstörche. Die Storchendame Zozu wird als Erste heimkehren, vermutlich bereits diesen Samstag.

Statt eines freundlichen Empfangs durch ihren Brutpartner vom Vorjahr könnte jedoch der Kampf mit einer Nebenbuhlerin anstehen. Die hat sich, wie die Ornithologen Wolfgang Fiedler und Hanspeter Wickert aus Zozus Heimat Böhringen berichten, an den Partner der Storchendame rangeworfen. Die beiden hätten „den Horst ausgebessert, sie sind zärtlich zueinander und kopulieren auch“, so Wickert.

Ob Zozu und ihr Partner wieder zusammenkommen, zeigt sich am Wochenende. Das Männchen verteidigt den Horst derzeit gegen Artgenossen – und wartet offenbar auf Zozu. Das ist durchaus riskant, weil früher geborene Jungtiere eher überleben. „Zozus Partner kann ja nicht wissen, ob sie überhaupt noch lebt“, so Wolfgang Fiedler.

Wir wissen das sehr wohl. Wie Zozu in Böhringen aufgenommen wird, berichten wir in unserem ständig aktualisierten Liveblog – und auch, wie weit der inzwischen ebenfalls Richtung Heimat aufgebrochene Storch Ingo dieses Wochenende kommt.