Erinnerungen über Erinnerungen auf mehreren Etagen. Alte Trachten, Handwerksgeräte, Hausrat und Schränke, Geschirr, Bilder und Wanduhren – und sogar ein alter Planwagen, mit denen Flüchtlinge ihre Heimat verlassen haben. So präsentiert sich das ungarndeutsche Heimatmuseum in Backnang, wohl eines der größten seiner Art, dessen Ausstellungsstücke in einer alten Mühle in der Talstraße aufbewahrt sind. Das Museum hat einen Schatz von Erinnerungen und einen Wächter und Pfleger: Klaus Loderer, ein Architekt mit ungarischen Vorfahren, der das Erbe seiner Landsmannschaft hütet, das sich seit 30 Jahren in der alten Mühle befindet.

Museen für die Erinnerungen der Vertriebenen

Es habe bis in die 1950er Jahre gedauert, bis sich die Ungarndeutschen als Vertriebenengruppe formiert und schließlich ihr Brauchtum gepflegt hätten, erzählt Loderer. Der Grund dafür ist die eher unübliche Art der Ausweisung: Das Gros musste um die Jahreswende 1945/46 der Heimat den Rücken kehren, erzählt der Museumschef. Der Staat hatte ihre Häuser für jene Ungarn vorgesehen, die ihrerseits das heutige Serbien verlassen mussten. Der Abschied sei indes recht ungewöhnlich gewesen: „Am Bahnhof wartete ein mit Blumen geschmückter Zug, zum Abschied hat eine Kapelle gespielt“, erzählt Loderer. Mancher Ungarndeutsche sang gar die ungarische Nationalhymne, während sein Zug davondampfte, berichtet der Museumschef. Erst in Deutschland seien sich manche über ihre neue Lage klar geworden. „Viele wollten wieder zurück und wurden an der Grenze abgewiesen“, berichtet Loderer.

Aufgrund dieser Umstände habe es einige Zeit gedauert, bis sich die Ungarndeutschen zu einer Landsmannschaft formierten. In den 1950ern traf man sich zum Tanzen, zudem fand das ungarndeutsche Erbe in Backnang immer größeren Widerhall. Die Stadt übernahm im Jahr 1959 eine Patenschaft zur ungarndeutschen Gemeinde in Bácsalmás, was damit einher ging, den kulturellen Austausch mit der alten Heimat zu fördern. Viele Vertriebene bereisten Ungarn und kamen mit Erinnerungsstücken wieder zurück. 1977 wurde aus den Erinnerungsstücken eine erste Heimatstube bestückt, im Jahr 1984 dann jene in der Talstraße bezogen, welche die Stadt den Ungarndeutschen zur Verfügung gestellt hatte. Das sei seinem Vorgänger Josef Gstalter zu verdanken, der sich für das ungarndeutsche Andenken eingesetzt habe, sagt Loderer.

Der Kreis der Zeitzeugen wird immer kleiner

Und heute? 70 Jahre nach Kriegsende ist der Kreis jener, welcher bewusst die Vertreibung miterlebt habe, naturgemäß klein geworden, auch die üblichen Brauchtumsveranstaltungen verlieren an Teilnehmern. In den Heimatstuben zählt Loderer eigenen Angaben pro Jahr tausend Besucher. Hauptanziehungspunkte seien die Backnanger Stadtfeste, während welcher vor dem Museum bewirtet wird. Es gebe leckeres Gulasch, dazu ungarische Musik, erzählt Loderer. In Backnang existiert bis heute eine ungarndeutsche Heimatblaskapelle. Diese habe sich in den vergangenen Jahren der gesamten ungarischen Musik geöffnet und gewinne daher immer wieder Nachwuchs, sagt Loderer.

Mosch-Hits wie „Rauschende Birken“ dürfen nicht fehlen

Bei ihren Konzerten sind immer wieder Vertriebene oder ihre Nachkommen im Publikum: „Da bekommen wir auch mal die Rückmeldung, wie schön es ist, die Musik endlich wieder zu hören. Und bei ,Egerland – Heimatland’ können alle mitsingen“, sagt Alexander Gärtner. Aber es gebe im Publikum durchaus einen Wechsel: „Diejenigen, die einen direkten Bezug zu der Musik haben, werden weniger.“ Trotzdem verzeichnet die Blaskapelle Charivari immer mehr Anfragen: „Am Anfang haben wir auf einem Feschtle gespielt, mittlerweile haben wir mehr als 40 Auftritte im Jahr“, erzählt Jürgen Wörner. Allein zehn davon auf dem Cannstatter Wasen, in Grandls Hofbräuzelt. „Der Festwirt möchte die Tradition weiterleben lassen und legt deswegen Wert auf Blasmusik“, sagt Alexander Gärtner. Und da dürfen auch die alten Mosch-Hits wie „Auf der Vogelwiese“ oder „Rauschende Birken“ nicht fehlen.

Das konservative ERbe der verlorenen Heimat

Erinnerungen über Erinnerungen auf mehreren Etagen. Alte Trachten, Handwerksgeräte, Hausrat und Schränke, Geschirr, Bilder und Wanduhren – und sogar ein alter Planwagen, mit denen Flüchtlinge ihre Heimat verlassen haben. So präsentiert sich das ungarndeutsche Heimatmuseum in Backnang, wohl eines der größten seiner Art, dessen Ausstellungsstücke in einer alten Mühle in der Talstraße aufbewahrt sind. Das Museum hat einen Schatz von Erinnerungen und einen Wächter und Pfleger: Klaus Loderer, ein Architekt mit ungarischen Vorfahren, der das Erbe seiner Landsmannschaft hütet, das sich seit 30 Jahren in der alten Mühle befindet.

Museen für die Erinnerungen der Vertriebenen

Es habe bis in die 1950er Jahre gedauert, bis sich die Ungarndeutschen als Vertriebenengruppe formiert und schließlich ihr Brauchtum gepflegt hätten, erzählt Loderer. Der Grund dafür ist die eher unübliche Art der Ausweisung: Das Gros musste um die Jahreswende 1945/46 der Heimat den Rücken kehren, erzählt der Museumschef. Der Staat hatte ihre Häuser für jene Ungarn vorgesehen, die ihrerseits das heutige Serbien verlassen mussten. Der Abschied sei indes recht ungewöhnlich gewesen: „Am Bahnhof wartete ein mit Blumen geschmückter Zug, zum Abschied hat eine Kapelle gespielt“, erzählt Loderer. Mancher Ungarndeutsche sang gar die ungarische Nationalhymne, während sein Zug davondampfte, berichtet der Museumschef. Erst in Deutschland seien sich manche über ihre neue Lage klar geworden. „Viele wollten wieder zurück und wurden an der Grenze abgewiesen“, berichtet Loderer.

Aufgrund dieser Umstände habe es einige Zeit gedauert, bis sich die Ungarndeutschen zu einer Landsmannschaft formierten. In den 1950ern traf man sich zum Tanzen, zudem fand das ungarndeutsche Erbe in Backnang immer größeren Widerhall. Die Stadt übernahm im Jahr 1959 eine Patenschaft zur ungarndeutschen Gemeinde in Bácsalmás, was damit einher ging, den kulturellen Austausch mit der alten Heimat zu fördern. Viele Vertriebene bereisten Ungarn und kamen mit Erinnerungsstücken wieder zurück. 1977 wurde aus den Erinnerungsstücken eine erste Heimatstube bestückt, im Jahr 1984 dann jene in der Talstraße bezogen, welche die Stadt den Ungarndeutschen zur Verfügung gestellt hatte. Das sei seinem Vorgänger Josef Gstalter zu verdanken, der sich für das ungarndeutsche Andenken eingesetzt habe, sagt Loderer.

Der Kreis der Zeitzeugen wird immer kleiner

Und heute? 70 Jahre nach Kriegsende ist der Kreis jener, welcher bewusst die Vertreibung miterlebt habe, naturgemäß klein geworden, auch die üblichen Brauchtumsveranstaltungen verlieren an Teilnehmern. In den Heimatstuben zählt Loderer eigenen Angaben pro Jahr tausend Besucher. Hauptanziehungspunkte seien die Backnanger Stadtfeste, während welcher vor dem Museum bewirtet wird. Es gebe leckeres Gulasch, dazu ungarische Musik, erzählt Loderer. In Backnang existiert bis heute eine ungarndeutsche Heimatblaskapelle. Diese habe sich in den vergangenen Jahren der gesamten ungarischen Musik geöffnet und gewinne daher immer wieder Nachwuchs, sagt Loderer.

Der Museumschef leugnet jedoch nicht, dass sich irgendwann die Frage stellen wird, wie lange eine rein ungarndeutsche Sammlung in der Murrstadt Bestand haben wird. Möglicherweise werde diese Frage gelöst, wenn Backnang ein echtes Stadtgeschichtsmuseum bekomme, hofft Loderer. Ein gutes Beispiel dafür biete die Stadt Gerlingen (Kreis Ludwigsburg). Das dortige Museum zeige die Auswanderung der Deutschen nach Ungarn wegen Armut im 18. Jahrhundert – und die Rückkehr wegen Vertreibung im 20. Jahrhundert.