War es Ihnen in die Wiege gelegt, den Betrieb zu übernehmen?
Eigentlich bin ich Diplom-Physiker, aber ich habe immer im Betrieb mitgeholfen. So bin ich nach und nach hineingewachsen. Seit 2010 bin ich alleiniger Gesellschafter. Die Geschäftsführung teile ich mir mit meiner Mutter.
Haben Sie es nie bereut, die Firma übernommen zu haben?
Nein, das ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, und man hat auch seine Freiheiten. Ich hätte auch nicht einfach eine Firma zumachen können, die finanziell gut dasteht. Und was man in der Physik gelernt hat, kann man überall anwenden. Ich kann die jeweiligen Muster selbst programmieren. Wir brauchen auch sehr selten Monteure, ich repariere die Strickmaschinen selbst, wenn sie kaputt sind. Leider bleibt auch die unliebsame Verwaltung an mir hängen.
Wie finden Sie Ihre Kunden?
Hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir versuchen, unsere Kunden durch hohe Qualität zufriedenzustellen. Das wird immer schwieriger. Ich bin überrascht, welch gute Qualität mittlerweile aus China oder auch Rumänien kommt, natürlich nicht bei der Massenware. Vor zehn Jahren war das noch anders.
Wie reagieren Sie darauf?
Für uns ist das ein Ansporn, noch besser zu werden und noch mehr auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen. Unsere Ware hat natürlich ihren Preis, weil trotz der Automaten eben noch vieles Handarbeit ist. Billig können wir nicht machen.
Die Textilproduktion vor allem in Fernost ist durch miserable Arbeitsbedingungen und andere Skandale in Verruf geraten. Viele Verbraucher legen daher Wert auf faire Produktion. Kommt Ihnen das entgegen?
Bis jetzt ist mir noch sehr wenig entgegengekommen. Vielleicht ändert sich das ja noch. Wir setzen schon immer auf gute Materialien und eine faire Produktion und verarbeiten sehr viel reine Naturprodukte wie Schurwolle vom Merinoschaf aus Italien, heimische Schurwolle und Baumwolle.
Wenn man eine Firma erfolgreich führen möchte, muss man Visionen haben. Treibt Sie eine Idee um, die Sie umsetzen wollen?
Ja, schon, aber darüber redet man nicht, das ist ein Betriebsgeheimnis. Vielleicht aber so viel: ich könnte mir sehr gut vorstellen, auch technische Textilien herzustellen oder auch im medizinischen Bereich zu arbeiten. Die dazu geeigneten Maschinen und das Knowhow hätten wir. Das wäre kein Problem.