Die Firma Röder-Strick im Göppinger Stadtbezirk Jebenhausen hat sich trotz der ausländischen Konkurrenz eine Nische auf dem hart umkämpften Markt gesichert. Der Firmenchef Uwe Röder setzt auf Qualität und Kundenzufriedenheit.

Göppingen - - Die Textilindustrie befindet sich seit vielen Jahren in der Krise. Doch in Göppingen-Jebenhausen trotzt ein kleines Unternehmen der übermächtigen ausländischen Konkurrenz. Röder-Strick produziert Strickwaren für kleine Labels, aber auch Schafzüchter vertrauen auf die Kompetenz der Firma, die in einem unscheinbaren Gebäude in der Boller Straße logiert. Zusammen mit seiner Mutter Ottilie steuert Uwe Röder das Unternehmen durch die Klippen eines nur schwer berechenbaren Marktes.
Herr Röder, wie können Sie sich in dem schwierigen Wettbewerbsfeld behaupten?
Wir haben den Vorteil, dass wir vollstufig sind. Nur fertige Produkte verlassen unser Haus. Bei uns werden die Teile gestrickt, zusammengenäht, gekettelt, konfektioniert. Viele andere Firmen liefern nur den gestrickten Stoff. Zusammengenäht wird dann woanders. Aber um das klarzustellen: reich werden wir nicht. Wir können gerade so leben. Eine größere Investition wie eine neue Strickmaschine wäre zum Beispiel zurzeit nicht drin. Eine Strickmaschine, wie wir sie benötigen würden, kostet 80 000 bis 100 000 Euro.
Sie müssen sich gegen wahre Branchenriesen durchsetzen. Das ist gewiss nicht leicht.
Das schon, aber unser Vorteil ist gerade, dass wir nicht groß sind und nur eine kleine Verwaltung haben. Wir sind eher ein Handwerksbetrieb und deshalb auch flexibler. Die großen Kunden kommen aber nicht zu uns, bei großen Stückzahlen sind wir nicht konkurrenzfähig. Bei kleineren Stückzahlen aber rechnet sich das schon.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Wir sind zehn Leute. Früher waren es einmal 25. Doch der Niedergang der Textilindustrie Ende der achtziger Jahre hat sich auch bei uns bemerkbar gemacht. Mittlerweile ist es schwierig, in unserer Branche Nachwuchskräfte zu finden. Es ist wahrscheinlich 25 Jahre her, dass im Kreis Göppingen ein Textilmaschinenbediener ausgebildet wurde. Nahezu unmöglich ist es, jemanden zu finden, der ketteln kann.
Was bedeutet ketteln?
Eine Kettlerin verbindet beispielsweise mit Hilfe sogenannter Rundkettelmaschinen zwei Maschenkanten von Kleidungsstücken durch eine dehnbare Naht. Dazu braucht man sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Eine Masche ist ein sehr flexibles Gebilde.
Was passiert, wenn Sie kein geschultes Personal mehr bekommen?
Dann müssen wir noch stärker rationalisieren oder aber einen Arbeitsgang weglassen. Das ist für mich aber keine Option, denn dann sind wir in der billigen Charge wie alle anderen auch. Da die meisten Mitarbeiter in meinem Alter sind, hoffe ich, dass ich den Betrieb bis zu meiner Rente weiterführen kann.
Darf man fragen: wie alt sind Sie?
Noch 48 Jahre.
Sie haben die Firma von ihrem Vater übernommen. Steht schon die dritte Generation in den Startlöchern?
Mein Sohn ist noch nicht einmal drei Jahre alt. Was ist, wenn er so weit ist, weiß ich nicht. Die Branche verändert sich ständig. Mehr als zwei, drei Jahre vorauszudenken bringt nichts. Es kommt immer anders, als man denkt. Aber vielleicht ist man in 15 Jahren ganz froh, wenn man eine eigene Firma hat.