Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

„Die Toten zu bergen ist viel zu gefährlich“

Mehr als 200 Leichen von Bergsteigern und Sherpas liegen auf dem Everest. Warum werden sie nicht ins Tal gebracht?
Die Toten zu bergen ist viel zu gefährlich. Alle Toten oberhalb von circa 8300 Meter können geländebedingt kann nicht geborgen werden. Am Everest gilt wie überall in den Bergen die Regel, dass die Retter nicht in Lebensgefahr gebracht werden dürfen.
Ist das wegen der Höhe so gefährlich?
Die Aufstiegsroute ist zum Beispiel am Hillary Step so schmal, dass nur ein Einzelner hoch und runter klettern kann. Auch an tiefer gelegen Stellen kann man wegen der Steilheit des Geländes nur mit einer Riesenanstrengung und mit bis zu zehn Sherpas einen Verletzten retten. Oberhalb von 8300 Meter ist jede Rettung unmöglich.
Ist es nicht möglich Hubschrauber der Bergrettung einzusetzen?
Hubschrauber können bis auf 6500 Meter fliegen. Nicht höher. Wegen der dünnen Luft ist es Hubschraubern nicht möglich, in extremere Höhen zu fliegen. Der Rekordversuch von Didier Delsalle, der am 14./15. Mai 2005 mit einem Helikopter auf dem Gipfel des Everest landete, ist nicht damit zu vergleichen. Mit den Helikoptern, die am Everest eingesetzt werden, ist so etwas nicht möglich.

Zur Person: Paul Thelen

Paul Thelen ist Molkerei-Ingenieur. Der heute 72-Jährige arbeitet seit 30 Jahren als Unternehmensberater im Bereich Marketing für die Molkerei- und Fruchtsaftindustrie.

 

Der begeisterte Fußballer, Tourenwagen-Fahrer und Marathonläufer entdeckte mit zunehmenden Alter das Bergsteigen für sich. So bestieg er den Aconcagua in Argentinien, den Mount McKinley in Alaska, den Kilimandscharo in Tanzania, den Elbrus in Russland, den Island Peak in Nepal und den Mount Everest bis auf 8000 Meter.

2012 nahm er an der Eco Everest Expedition teil, bei der sein Freund, der Arzt Eberhard Schaaf, beim Abstieg vom Everest auf 8750 starb.