In unserer Serie „Unterwegs“ machen wir heute mit den Jungen und Mädchen des Kinderhauses Helme Heine in Leinfelden einen Ausflug mit Hindernissen.

Leinfelden-Echterdingen - Schuhe an, Jacke an, Rucksack auf den Rücken: Um kurz vor 9Uhr morgens herrscht hektisches Treiben im Kinderhaus Helme Heine. Die Vorschulkinder dürfen heute in den Wald. Das Ziel des Ausfluges ist genau genommen der Waldspielplatz. Das Transportmittel sind die eigenen zwei Füße und gerade eben nicht das Taxi der Eltern.

 

Zunächst einmal heißt es für die großen Bären, Aufstellung zu nehmen. So werden die Mädchen und Jungen in der Kindertagesstätte genannt, wenn sie bald in die Schule dürfen. Die Kinder halten Händchen. Zu zweit oder zu dritt stehen die Fünf- und Sechsjährigen am Eingang der Kita in Unteraichen und warten auf das Startsignal von Helga Schellander, der stellvertretenden Leiterin der Einrichtung.

Spielregeln für den Ausflug

„Waren alle auf der Toilette?“, fragt die Erzieherin. Einem Kind wird noch schnell ein Pulli übergestreift. Der Sommer ruht sich an diesem Vormittag hinter Regenwolken aus. Dann erklärt sie den Kindern die Spielregeln für den Ausflug in den Wald: „Wir passen gemeinsam auf den Weg auf.“ Und: „Wir bleiben immer in der Reihe. Niemand läuft allein, vor allem dann, wenn es über die Straße geht.“ Zu einem Jungen, der unbedingt einen Fußball mit auf den Spielplatz nehmen wollte, sagt sie: „Und du passt auf den Ball auf. Wenn er auf die Straße fällt, springst du nicht hinterher. Besser der Ball wird überrollt als du.“

Ruhig stehen zu bleiben, fällt den 27 Kindern schwer. Es wird geboxt und geschubst. Ein Mädchen weint, weil es nicht an der Hand der Erzieherin gehen darf. „Auf dem Heimweg bist du dran“, sagt Schellander. Dann geht es los.

Immer wieder brenzlige Situationen

Die Kinder sind erst wenige Schritte gelaufen, als ein Radfahrer an ihnen haarscharf vorbeisaust. Das Problem: Just am Kinderhaus beginnt ein Weg, den Radler und Fußgänger nutzen können. „Es gibt tolle Radfahrer“, sagt die Pädagogin. „Diese steigen ab, wenn sie uns laufen sehen.“ Andere aber klingeln vielleicht noch, um noch schneller an der Gruppe vorbeirasen zu können. Die Stadt hat bereits einen weißen Poller am Eingang der Einrichtung aufgestellt. Die Situation wurde entschärft. Doch noch immer kommt es zu brenzligen Situationen.

Mittlerweile ist die Gruppe an dem wohl gefährlichsten Eck von Unteraichen angekommen. Auch Helga Schellander beschreibt die Kreuzung Hohenheimer Straße/Max-Lang-Straße als problematisch. Die Straßenbahn fährt dort. Viele Autofahrer sind unsicher, wer Vorfahrt hat. Sie sagt aber auch: „Da gibt es sicher keine Patentlösung.“

Die Kinder überqueren auf dem Fußgängerüberweg beide Straßen und lassen auch die Schienen hinter sich. Das nächste Hindernis wartet schon auf die Gruppe: Die Fußgängerampel am Ruiter Weg. „Die Grünphase dieser Ampel ist viel zu kurz“, sagt Gerhild Nick. Sie ist ebenfalls Erzieherin des Kinderhauses. Selbst ohne Kinder kommt man hier nicht schnell genug über die Straße. Und tatsächlich: Die Ampel zeigt bereits wieder rot, als gerade einmal die Hälfte der Kinder die andere Straßenseite erreicht hat. „Es gibt solche und solche Autofahrer“, sagt die Erzieherin. Die meisten aber würden warten, bis es der gesamte Pulk über die Ampelkreuzung geschafft hat.

Erzieherinnen wünschen sich mehr Blitzer

Immer die gleichen Wege laufen, das sei wichtig, damit sich die Kinder einprägen können, wo sie laufen dürfen und wo sie auf die Gruppe warten müssen. Die großen Bären kennen zudem die Verkehrsregeln genau: „Wenn ich über den Zebrastreifen laufe, muss ich vorher schauen, ob ein Auto kommt“, sagt Jakob. „Und wir müssen immer auf die Erzieherinnen hören“, erklärt Marcel.

Die Pädagoginnen haben dennoch einige Anregungen, um die Situation gerade für Fußgänger mit kurzen Beinen zu verbessern. Sie wünschen sich mehr Tempo-30-Zonen in der Stadt und mehr Blitzer. Die Stadtverwaltung könnte die Kindergärten mit Sicherheitswesten für die Kleinen ausstatten. Und die Eltern sollten ihren Nachwuchs öfter mal zu Fuß zum Kinderhaus bringen. „Dabei können die Kinder über den Straßenverkehr viel lernen“, sagt Nick.

Die Rutsche ist weg

Es geht am Biergarten Schwabengarten vorbei zur Stuttgarter Straße. „Die Hecken in diesem Abschnitt sind ideal“, sagt Helga Schallander. Denn sie bieten den Fußgängern Schutz. Es geht weiter über die Straße in Richtung Gymnasium und Realschule. An den Hügeln des Schulgeländes angekommen, ruft die Vize-Leiterin den Kindern zu: „Jetzt dürft ihr springen.“ Die Gruppe ist fast am Ziel angekommen. Der Waldspielplatz ist gleich um die Ecke. Dort gibt es erst einmal eine kleine Enttäuschung: „Die große Rutsche ist weg.“