Silke Frey treibt in Albershausen die Tierauffangstation Moppel Hoppel um. Was mit Kaninchen begonnen hat, ist inzwischen für viele verschiedene Tierarten zum Asyl geworden. Selbst Wildtiere finden hier ein Zuhause auf Zeit.

Region: Corinna Meinke (com)

Albershausen - Ganz bescheiden zockelt Lemmi über die Wiese, dabei gilt das junge Schaf seit seinem Auftritt in den Tiergeschichten des SWR-Fernsehens bei den Moppel-Hoppels als TV- Star. Moppel-Hoppel heißt die Tierauffangstation in Albershausen, die Silke Frey vor fünf Jahren bei den Schrebergärten an der Eichendorffstraße aufgebaut hat. Zunächst fanden dort nur Kaninchen ein neues Zuhause, aber längst tummeln sich in dem privaten Tierheim auch Gänse, Hunde, Schildkröten, Wildtiere und eine kleine Ziege.

 

Lizzy, das weiße Zwergzicklein, ist zwar schon abgestillt, trotzdem sucht es bei Silke Frey noch nach der Flasche und stupst sie mit der Nase an. „Die Tiere, die ich selbst aufgezogen habe, bleiben hier“, berichtet die Mutter von zwei heranwachsenden Kindern. Ansonsten sind die meisten Bewohner der Station Vermittlungstiere, die auf ein neues Zuhause warten.

Auch Butzele sei mal so ein Flaschenkind gewesen, erzählt die dunkelhaarige Frau. Längst ist aus dem Rehkitz, das vor einem Jahr verletzt bei Ebersbach-Büchenbronn gefunden wurde, ein langbeiniger Teenager geworden, der aus dem Stand zwei Meter hoch springen kann und mit seinem ausgeprägten Appetit alle Bemühungen Freys vereitelt, ein eingezäuntes Rondell in ein Blumenbeet zu verwandeln.

Moppel Hoppel firmiert jetzt als Verein

„Einen blühenden Barock können wir hier sowieso nicht draus machen“, winkt Frey beim Rundgang über das Wiesengelände lachend ab, und berichtet, dass sie neben ihrer Arbeit im Seniorenheim, in dem sie Demenzkranke betreut, die meiste Zeit bei den Tieren verbringt.

Wenn ihre Kinder auf dem Weg zur Schule und zur Ausbildungsstelle sind, begibt sich Silke Frey mit ihren drei Hunden zum Gelände der Tierstation, die seit diesem Jahr als Verein „Moppel Hoppel, Tiere in Not“ firmiert. Der Verein nimmt zudem Tiere in Pflege und betreut sie in den Urlaubswochen ihrer Besitzer. Mehr als sechs Urlaubstage pro Jahr auf einer einsamen Almhütte in der Schweiz gönnt sich Silke Frey selbst nicht. „Im Sommer grillen wir hier. Mein Mann kommt nach der Arbeit sowieso immer gleich zu mir raus.“ Das reiche ihr als Erholung.

Dort steht, gleich am Eingang, ein nagelneues Gehege, in dem drei junge Füchse leben. Balou winselt und fiepst vor Begeisterung, als Frey das zwölf Wochen alte Tier auf den Arm nimmt. Vertrauensvoll kuschelt sich der Fuchs an seine Ziehmama, bei der er noch vor kurzem im Schlafzimmer im Hundekörbchen wohnen durfte. Eine Spende des Ebersbacher Vereins „Bücher tun Gutes“ hat es möglich gemacht, dass Balou inzwischen mehr Zeit in dem Freigehege verbringen oder sich im Schafunterstall tummeln kann. Noch lässt er sich von der aus einer spanischen Tiertötungsstation frei gekauften Hündin Bilma necken und reagiert gutmütig, wenn sie ihn knurrend zum Spielen auffordert. Silke Frey weiß, dass diese unbeschwerte Zeit bald vorbei sein wird. In einigen Monaten, wenn Balou in die Pubertät kommt, wird es den Fuchs in die Freiheit locken. Schon jetzt übt sie mit ihm für die Auswilderung, bringt ihn zum Beispiel an der Leine zum Butzbach, wo er schwimmen gelernt hat.

Auch Wildtiere werden „aufgefangen“

Seit Mai 2014 hat das kleine Tierheim eine spezielle Wildtierauffangstation, die sich in Zusammenarbeit mit einigen Jagdpächtern auf die Aufzucht und Pflege von Rehwild, Füchsen, Rabenvögeln, Eichhörnchen, Igeln, Mardern und Siebenschläfern spezialisiert hat. Werden andere Tierarten abgeben, vermittelt Frey sie an weitere Auffangstationen. Sie wolle sich nur um die Tiere kümmern, von deren Haltung sie auch etwas verstehe, beteuert Frey.

Berufsbegleitend bilde sie sich momentan in tierbegleitender Therapie und Reittherapie für Kinder weiter, berichtet Frey, die froh darüber ist, dass sie dabei von ihrer Chefin unterstützt wird. „Tiere geben ihre Liebe vorbehaltlos weiter, egal, ob der Mensch nur ein Bein hat oder nicht mehr spricht“, beschreibt die Tierfreundin das therapeutische Potenzial ihrer Schützlinge, bei deren Anblick die meisten Heimbewohner auf Anhieb auftauen. Erst unlängst habe sie erlebt, wie ein verstummter Senior dem von ihr ins Heim mitgebrachten Hund fast sein ganzes Leben erzählte und den Vierbeiner genüsslich streichelte.

Wer bei Moppel Hoppel vorbeischauen wolle, sei samstags von 11 bis 16 Uhr willkommen, weil da sowieso meist einige Familien zu Besuch kämen, erzählt Frey, die sich stets auch über eine Tüte Karotten oder andere Futterspenden freut.