Andere Firmen investieren zunächst erst einmal kräftig in Sprachkurse für ihre neuen Mitarbeiter. Auf rund 20 000 Euro pro Jahr beziffert Kai-Uwe Bohn von der Firma CMore Automotive die Ausgaben für die Sprachkurse. 45 Mitarbeiter hat das 2011 gegründete Unternehmen mit Firmensitzen in Lindau und dem Böblinger Softwarezentrum, das auf die Entwicklung von Fahrerassistenz- und Sicherheitssysteme für Autos spezialisiert ist. „80 Prozent unser Belegschaft kommt aus dem Ausland“ , sagt Bohn. Und das sei eine ganz bewusste Entscheidung. „Wir wollen ein interkulturelles Team, weil wir in der ganzen Welt unsere Kunden haben.“ Die Ingenieure und IT-Fachleute, die CMore Automotive anstellt, stammen aus Indien, Japan und aus verschiedenen europäischen Staaten. Firmensprache ist Englisch. Trotzdem legt das Unternehmen Wert darauf, dass die Mitarbeiter Deutsch lernen.

 

Investiert wird aber nicht nur in Deutschkurse. Die Firma unterstützt die neuen Mitarbeiter auch bei der Wohnungssuche, hilft bei Behördengängen und bei der Suche nach der richtigen Schule für die Kinder. Ähnlich engagiert sich das Unternehmen TZM, das Standorte in Böblingen und Göppingen hat. Ein Drittel der 100 Mitarbeiter stammt aus dem Ausland: aus China, Pakistan, Spanien und Griechenland. „Wir helfen nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern machen auch Ausflüge mit den Leuten, es gibt gemeinsame Sportangebote“, sagt Edgar Grundstein von der Geschäftsleitung. „Der Aufwand ist groß. Aber er lohnt sich“, ist Grundstein überzeugt. „Die Leute, die bewusst den Schritt ins Ausland wagen, das sind die besonders Engagierten und Qualifizierten.“ Anpassungsprobleme hätten die meisten nicht. „Das sind junge Leute, die international aufgestellt sind“, sagt Kai-Uwe Bohn.

Diese Erfahrung macht auch Thomas Gelsdorf von der Firma GADV mit seinen griechischen Mitarbeitern. „Die sind unheimlich motiviert, Neues zu lernen.“ Um noch mehr Hochqualifizierte aus dem Ausland anzulocken, will der Geschäftsführer Schmid im Herbst das Softwarzentrum bei einer Berufsmesse in Barcelona vorstellen.

Der Klinikverbund Südwest etwa hat bereits Erfahrungen mit der gezielten Personalsuche im Ausland. Vor zwei Jahren reiste der Pflegedirektor Joachim Erhardt nach Portugal, um geeignete Mitarbeiter zu akquirieren. Mehr als 40 Interviews führte er, mit 21 jungen Krankenpflegern, die alle einen Uniabschluss haben, unterzeichnete er einen Arbeitsvertrag. Nach Deutschkurs, Sprachprüfung und Einarbeitungszeit sind jetzt noch 14 Krankenpfleger in den vier Krankenhäusern im Kreis beschäftigt. „Unser Fazit zu dem Pilotprojekt fällt sehr positiv aus“, sagt der Klinikverbund-Sprecher Ingo Matheus. Künftig solle es regelmäßig solche Auslandsrecruitings geben, um Fachkräfte zu gewinnen.