Auf Zeitungsartikel folgten Bücher in zwölf Sprachen, darunter Chinesisch, aus den Büchern wurden Filme - alles mit einem Ziel: Sexualaufklärung. Im Januar 1968 hatte der zweiteilige Film "Das Wunder der Liebe - Sexualität in der Ehe" Premiere, der in ganz Europa zum Kassenschlager wurde, in Belgien und einigen Kantonen der Schweiz aber auch verboten wurde. Es folgten weitere Aufklärungsfilme, die Kolle auch Kämpfe mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft einbrachten. Bereits bei "Das Wunder der Liebe" habe er zwei Tage und zwei Nächte mit der FSK über jede einzelne Szene verhandelt, sagte Kolle im Interview. "Ein Zensor sagte den bezeichnenden Satz: 'Herr Kolle, Sie wollen wohl die ganze Welt auf den Kopf stellen, jetzt soll sogar die Frau oben liegen!'" Insgesamt hatten seine acht Kinofilme mehr als 60 Millionen Zuschauer.

Tabuthema Sterbehilfe


In Interviews berichtete Kolle freimütig über seine ständigen Seitensprünge vom ersten Tag seiner Ehe mit seiner Frau Marlies an, mit der er eine sehr liberale Beziehung geführt habe. Auch Affären mit der jungen Romy Schneider sowie mit anderen Prominenten ließ Kolle nach eigenen Angaben nicht aus - darunter auch Horst Buchholz und O.E. Hasse. Zu seiner Bisexualität bekannte sich der Aufklärer öffentlich allerdings erst spät. Seiner neuen Lebensgefährtin war Kolle nach eigener Aussage treu. Seine Frau starb vor wenigen Jahren nach 47 Jahren Ehe - und auch bei ihrem Sterben brach der seit langem in Amsterdam lebende Kolle ein gesellschaftliches Tabu: Er hatte sich zur in den Niederlanden erlaubten, in Deutschland aber heftig umstrittenen Sterbehilfe bekannt. Mit anderen Tabubrüchen hatte er jedoch seine Probleme: So fand Charlotte Roches Bestseller "Feuchtgebiete" nicht seine Zustimmung. Nach 50 Seiten habe er nicht mehr weiterlesen können, bekannte er in Interviews. "Ich finde die Fäkalsprache ekelhaft."