120 Teams sind bei der Qualifikation für die Badewannenrenn-EM am Samstag im Sindelfinger Freibad gestartet. Die Gewinner bewiesen Sportsgeist: Für das Finale haben sie keine Zeit – und ließen den Zweitplatzierten den Vortritt.

Sindelfingen - Maria, was war los?“, fragt der Meisterschaften-Organisator Rainer Braun das Mädchen. „Das weiß ich nicht“, antwortet ihm die junge Dame. Denkbar knapp haben Maria und ihr Vater den Schlussspurt verloren – damit ist ihr Traum vom Europameistertitel im Badewannenrennen geplatzt. Maria und ihr Vater waren eines von 120 Teams, die am Samstag bei den Qualifikationsläufen im Sindelfinger Freibad angetreten sind.

 

Besser hätte das Wetter nicht sein können für den Spaßwettbewerb: strahlend blauer Himmel, mehr als 30 Grad, unzählige Gäste am Rand des Erlebnisbeckens. Vier Bahnen sind für die Rennen abgesperrt, vier große gelbe Badeenten markieren den Wendepunkt, vier Helfen halten die Rennbadewannen am Beckenrand fest. Rainer Braun ruft ein Team nach dem anderen auf: Gran Canaria – Vater und Sohn, die gerade zu Besuch in Sindelfingen sind –, Golden Girls, das Jojo-Team Oscar sowie Batman und Robin.

Pfiffige Team-Namen sind Pflicht bei dem Rennvergnügen für jedes Alter – je ausgefallener, desto besser. Das gilt im Grunde auch für das Outfit der Zweier-Mannschaften. Angesichts der Temperaturen haben die meisten darauf verzichtet. Tessa Krampe vom Team Batman und Robin hat immerhin ein passendes Shirt über den Bikini gezogen. Sie und Simon Guhl steigen zum ersten Mal gemeinsam in eine Rennbadewanne – und lassen die Konkurrenz auf den anderen Bahnen alt aussehen. Manche drehen sich mehr um die eigene Achse, als dass sie vom Fleck kommen.

Badezentrum-Team fällt wegen Krankheit aus

„Paddeln ist kein Ponyhof“, versichert Rainer Braun. Er hatte die Idee für die Badewannenrennen. Im vergangenen Jahr hatte er eine Deutsche Meisterschaft aus der Taufe gehoben, dank deren Erfolg organisierte er in diesem Jahr eine Europameisterschaft. „Die erste Weltmeisterschaft ist schon in der Planung“, sagt der Eventmanager. Doch vorher muss er noch alle Qualifikationsläufe für die EM durchbringen. Die Sieger aus den 99 Vorrennen in ebenso vielen Städten treffen sich im September zum Finale in Wolfsburg. Die Fahrt dorthin spendiert das Sindelfinger Badezentrum seinem Siegerteam.

Das Badezentrum-Team wird es nicht sein. „Es ist wegen Krankheit ausgefallen“, sagt der Bäderleiter Thomas Steegmüller. Ohne eigenes Team im Rennen kann er das Geschehen auf dem Wasser entspannt verfolgen. Und er hat seinen Spaß daran. „Die Veranstaltung unterstreicht den Charakter des Familienfreibads“, sagt Steegmüller über die Motive, eine der EM-Qualifikationen im Sindelfinger Freibad, das vor 50 Jahren eröffnet wurde, auszutragen.

Batman und Robin – also Tessa Krampe und Simon Guhl – haben sich am Vortag entschieden, an den Start zu gehen. Die beiden 24-Jährigen – sie Psychologiestudentin aus dem nordrheinwestfälischen Hattingen, er Maschinenbauer aus Mannheim – machen ein Praktikum bei Mercedes-Benz. Und kennen sich noch gar nicht so lange. Aber mit „Teamgeist“, wie Tessa Krampe sagt, seien sie dem Europameistertitel in der ersten K.o.-Runde ein Stückchen näher gekommen – „geschaukelt“, wenn man Simon Guhls Beschreibung des Badewannenfeelings glauben darf. Europameister werden Krampe und Guhl nicht.

Sieger treten Gewinn ab

Die Qualifikation haben die Quietscheenten – Vater Jens und Tochter Chiara – für sich entschieden. Sie seien zufällig im Freibad gewesen, erzählt der 42-Jährige aus Leinfelden-Echterdingen, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Als seine achtjährige Tochter von dem Rennen hört, entscheidet sie, mitzumachen – das Paddeln überlässt sie ihrem Vater. Weil die Quietscheenten keine Zeit für das Finale haben, treten sie ihren Gewinn den zweitplatzierten Sendelfenga Sumpfhexen ab. Jetzt reisen Patrick Weidisch und Danilo Henke auf Kosten des Badezentrums nach Wolfsburg. Das ist echter Sportsgeist.