Der Glaspalast ist seit Jahren marode. Die Generalüberholung wurde Jahr für Jahr verschoben. Nun wird wenigstens das Dach richtig dicht gemacht.

Sindelfingen - Von weitem ist ein großes Blechdach zu sehen. Es kündet von den Sanierungsarbeiten am Sindelfinger Glaspalast, der auf Vordermann gebracht wird. Bei dem Dach handelt es sich um eine mobile, fahrbare Konstruktion, die sich über das eigentliche Dach des Glaspalastes spannt. Dadurch können die Arbeiter bei jedem Wetter

 

die alten Fensterscheiben austauschen und eine Dachfläche von insgesamt 4500 Quadratmetern erneuern. Seit April sind sie am Werk, spätestens im Dezember soll der Glaspalast wenigstens von oben dicht sein. Rund sieben Millionen Euro sind dafür veranschlagt, die der Sindelfinger Gemeinderat bewilligt hat.

Fassade wird erst später renoviert

Erst später soll auch die marode Glasfassade renoviert werden, ehe die Innensanierung der Hallen in Angriff genommen wird. Bisherigen Schätzungen zufolge wird das insgesamt weitere 6,4 Millionen Euro kosten. Die Gremien werden sich damit in nächster Zeit befassen. Es gebe bei den städtischen Gebäuden einen enormen Sanierungsstau, sagt Gerold Hönle, der Leiter der Abteilung Hochbau. Im Jahr 2008 seien die Ausgaben dafür mit 80 Millionen Euro taxiert worden – inklusive des Glaspalastes. Hinzuzurechnen sei eine jährliche Baukostensteigerung von drei Prozent.

Die Stadt hatte auch lange gezögert, das Großprojekt Glaspalast anzugehen. Vor allem wegen der unsicheren Finanzlage durch enorm schwankende Gewerbesteuereinnahmen. In diesem Jahr mussten die Sindelfinger Stadtverwaltung 62 Millionen Euro Gewerbesteuer an das Finanzamt zurückzahlen (wir berichteten). Die Verantwortlichen der Stadt entschieden sich dennoch dafür, die Arbeiten am Glaspalast weiterlaufen zu lassen. Zumal seit der Eröffnung im Jahr 1977 noch nie eine Generalsanierung vorgenommen wurde. „Zuletzt wurden in den Jahren 2007/2008 für eine sechsstellige Summe außen liegende Flachdächer erneuert“, weiß Uwe Dieterich, der stellvertretende Geschäftsführer des Glaspalast-Vereins, der die Halle betreibt und sie an Veranstalter vermietet. Im Jahr 2003 seien lediglich Heizkessel ausgetauscht und im Jahr 2001 ein neuer Boden in der Arena verlegt worden, sagt Uwe Dieterich. Ihm sei nicht bekannt, dass davor größere Renovierungen erfolgt seien.

Lichtschutz für den Kampf um Sekunden

Allein 3,8 Millionen Euro kostet das neue Dach mit Sonnenschutzfenstern, die außerdem blendfrei sind. Das ist wichtig etwa für die Leichtathleten, wenn es bei Wettkämpfen wie deutschen Meisterschaften oder internationalen Sportfesten um Zehntelsekunden oder Millimeter geht. 680 Glasscheiben werden ersetzt, jede ist 250 Kilogramm schwer. Zudem wird innen ein Verdunkelungsschutz installiert, Laufbahnen aus Textil. Die alten Rollos, die bei Wind automatisch hoch gingen und viel Lärm machten, werden ebenfalls entsorgt. Als der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer jüngst im Glaspalast eine Ansprache hielt, musste er eine Minute lang seine Rede unterbrechen, weil er sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte – die 100 Motoren der Rollos hatten sich in Gang gesetzt.

Auch der Brandschutz koste „eine beachtliche Summe, die wir aber ausgeben müssen“, sagt Hönle. Das Traggestänge der sieben Oberlichter auf dem Dach hat einen Schutzanstrich erhalten, überall werden Kabel für die Brandmelder installiert und auch Rauchabzugsöffnungen geschaffen. Zudem sollen die Fluchtwege neu ausgeschildert werden. Auf den Zuschauerrängen mit 2400 Plätzen soll es in den Kurven abmontierbare Sitzschalen geben, damit die Gäste im Notfall die Halle rascher verlassen können. Bei diesem Maßnahmenpaket summieren sich die Ausgaben auf rund 3,2 Millionen Euro.

Ausgaben für Gas, Strom und Wasser halbieren

Im zweiten Bauabschnitt, für den die Planung noch überarbeitet und die Kosten noch im Detail errechnet werden müssen, wird dann auch die Haustechnik erneuert. „Durch die Sanierung des Daches, der Fassade und durch eine moderne Heizungsanlage hoffen wir, künftig einiges an Energiekosten zu sparen“, sagt der Hochbauamtsleiter Gerold Hönle. 50 Prozent seien möglich. Die Ausgaben für Gas, Strom und Wasser beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 200 000 Euro.