Im Osten der Stadt muss die Verkehrsführung immer wieder geändert werden, an den Absperrungen staut sich der Verkehr bisweilen in sämtliche Richtungen.

Sindelfingen - „Das ist ja kriminell“, schreit ein Autofahrer durch seine heruntergelassene Seitenscheibe. Die Baustelle am Eschenbrünnlegraben in Sindelfingen hat ihn ins Schwitzen gebracht. Ähnliche Äußerungen sind auch von anderen Autofahrern zu hören, die namentlich nicht genannt werden wollen. „Ich bin häufiger vor

 

Ort, um mir die Sache anzusehen“, sagt Günther Biermann, der stellvertretende Leiter des Ordnungsamts und zuständig für den Straßenverkehr. Für ihn ist die Verlegung des Eschenbrünnlegrabens mit dem Gewässer, das im Osten Sindelfingens in einem Kanal fließt, logistisch eine Herausforderung. Sie muss bewältigt werden, damit die Firma Bitzer ihren Neubau mit Tiefgarage errichten kann. Die Arbeiten jedoch legen den Verkehr bisweilen völlig lahm.

Schilder und Absperrungen wohin das Auge blickt: Die Kreuzung an der Eschenbrünnle- und Tilsiterstraße ist fest in der Hand der Bauarbeiter. „Von den Autofahrern wird natürlich erhöhte Vorsicht verlangt“, sagt Biermann. Oft ist Schritttempo angesagt, wenn die weiß-roten Baken zu umkurven sind und die Spur in die beabsichtigte Richtung erst gefunden werden muss. „Manche sind ein bisschen hilflos“, bekennt der Straßenverkehrsexperte. Vor allem dann, wenn die Ampelanlagen ausgeschaltet seien. Für diejenigen, die abbiegen wollten, gebe es auch schon mal ein „scharfes Eck“. Ob Lastwagen die Kurven kriegen können, kontrolliere er natürlich, versichert der Mann aus dem Ordnungsamt: „Um abbiegen zu können, muss ein Fahrer eben etwas ausholen.“

Straßenführung wird immer wieder geändert

Immer wieder wird die Straßenführung geändert. „Es braucht Zeit, bis sich die Verkehrsteilnehmer darauf einstellen“, weiß Biermann. „Ich muss auch immer aufpassen, dass die Bauarbeiter nicht irgendwelche Schilder aufstellen, die sie gerade dabei haben“, sagt er. Sämtliche Fahrtrichtungen sollen vorerst beibehalten, Sperrungen vermieden werden. Vor allem weil der Busverkehr weiterhin fließen soll: Die Busfahrer haben ihre Zeitpläne einzuhalten. „Sie stehen unter Druck, weil sie zwischen den S-Bahn-Stationen verkehren“, zeigt Biermann Verständnis. Seit dem Baubeginn am 11. Januar sei seinen Informationen zufolge aber noch kein einziger Unfall passiert. Die Polizeidirektion Ludwigsburg, bei der sämtliche Unfallereignisse aus dem Kreis einlaufen, bestätigt das.

Noch bis zum 12. April müssen die Verkehrsteilnehmer mit der „schwierigen Baustelle“ leben, wie aus dem Ordnungsamt verlautet. Sie verursacht nicht nur Autofahrern Kopfzerbrechen, die nicht umherirren wollen. Sie verlangt auch von den städtischen Verkehrs- und Bauplanern einiges an Fingerspitzengefühl. Auf Kosten der Firma Bitzer wird für den Eschenbrünnlegraben auf einer Länge von knapp 200 Metern ein neuer Kanal gebaut. Das unterirdische Gewässer, das bei starkem Regen zu einem kleinen Bach anschwillt, fließt laut dem Tiefbauamtsleiter Walter Kremp von dem Gelände beim Restmüllheizkraftwerk im Böblinger Wald in Sindelfingen in den Goldbach und quert derzeit unterirdisch das Bitzer-Grundstück. In diversen Bauphasen wird an einer neuen Verdolung gearbeitet, um am Ende das Wasser umleiten zu können.

Fahrbahnsperrungen drohen

„Wir haben die Baupläne akzeptiert“, sagt Kremp , „schließlich sind wir froh, dass das mittelständische Unternehmen bei uns erweitert.“ Beschwerden von Autofahrern und Anliegern sind bisher weder ihm noch Biermann zu Ohren gekommen. Im Ordnungsamt warnt man aber schon jetzt: „Wenn der Straßenbelag eingebaut wird, gibt es Routen, die vorübergehend nicht befahrbar sind.“