D ie Stadtverwaltung favorisiert einen Neubau auf dem altem AOK-Gelände für ein Kulturzentrum. Das leer stehende Domo umzubauen sei zu teuer.

Sindelfingen - Fest steht: Es soll in Sindelfingen ein Bürger- und Kulturzentrum geben – für Veranstaltungen und als Treffpunkt für Vereine. Doch wo es hinkommt, soll in den kommenden Monaten diskutiert werden. Am Dienstag stellte die Verwaltung ihre Ergebnisse einer umfangreichen Prüfung dem Gemeinderat vor.

 

Acht mögliche Standorte hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten für die Einrichtung eines Kulturzentrums geprüft. Übrig geblieben sind davon zwei: das Gelände der alten AOK sowie das leer stehende Kaufhaus Domo. Die Stadtverwaltung spricht sich aber ganz klar für einen Neubau auf dem AOK-Areal aus. Den Umbau des Domo, für den sich ein Förderverein stark macht, lehnt die Verwaltung ab. Die Immobilie sei zu groß für den Bedarf und außerdem viel zu teuer. Zudem berge dies durch die komplizierten Eigentumsverhältnisse auch rechtliche Risiken, sagte der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer.

Mit zwölf Millionen Euro Ausgaben rechnet die Verwaltung dafür, einen Neubau Neubau auf dem AOK-Gelände für 20 Jahre anzumieten. Dort soll nach den Vorstellungen der Projektgruppe unter der Leitung des Kulturamtschefs Horst Zecha ein mehrstöckiger Bau mit einer Fläche von 2500 bis 3000 Quadratmetern entstehen . Dies entspräche dem Raumbedarf der Vereine, sagte Zecha. Die Verwaltung hatte im vergangenen Jahr sämtliche Gruppen der Stadt befragt. 149 der angeschriebenen 310 Vereine hatten geantwortet. „Wir haben keine akute Raumnot. Die meisten Vereine sind zufrieden mit ihrer Situation“, fasste Zecha das Ergebnis zusammen. Auch sieht er keinen Bedarf an weiteren Veranstaltungsräumen. Deshalb sei das Domo zu groß für eine Bürger- und Kulturzentrum. Dort stehen 10 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Die Pläne des Fördervereins sehen auch einen Veranstaltungsraum für 500 Personen vor.

Das Hauptproblem des Domo novo- Projekts aber seien die Kosten, erklärte der OB. Während der Förderverein mit zehn Millionen Euro kalkuliert, hat die Stadtverwaltung mehr als 21 Millionen Euro für den Kauf und die Sanierung der Immobilie errechnet. Das Gebäude zu mieten, käme danach sogar noch wesentlich teurer und beliefe sich auf etwa 40 Millionen Euro. „Hinzu kommen unkalkulierbare Risiken“, sagte Zecha – zum Beispiel Schadstoffe oder Baumängel, die bei der Sanierung des 1972 eröffneten Baus entdeckt werden könnten.

Auch rechtlich kompliziert

Kompliziert sei außerdem die rechtliche Situation, so der Oberbürgermeister Vöhringer. „Wir haben dort 75 Privateigentümer mit Wohnungen plus eine gewerbliche Einheit.“ Es habe bereits vor Jahren ein Angebot der Stadt gegeben, das komplette Gebäude zu kaufe. „Diese Perspektive besteht noch immer. Wenn wir es besitzen, können wir auch städtebaulich etwas verändern“, sagte Vöhringer.

Der städtebauliche Aspekt ist eines der Hauptargumente der Initiatoren, die das langsam zerfallenden Kaufhaus wiederbeleben möchten. „Wir beleben mit einem Kulturzentrum die Immobilie, aber wir setzen damit keine städtebaulichen Akzente“, sagte dagegen der OB. „Auf dem AOK-Gelände hingegen setzen wir mit einem Neubau durchaus einen.“

Sinnvoll sei das Domo-Projekt nur, wenn möglichst viele Vereine dorthin zögen, sagte Zecha. Doch lange nicht alle seien interessiert. Und der Kulturamtschef hält eine Zentralisierung aller Kultureinrichtungen ohnehin nicht für sinnvoll. „Wir haben genügend Veranstaltungsräume, die wir sowieso unterhalten müssen.“

Am Dienstag stellte die Verwaltung die Pläne dem Gemeinderat vor. Anfang Juli ist eine Bürgerinformation geplant, bei der auch die Domo-novo-Befürworter ihr Konzept vorstellen dürfen. Die Stadträte sollen im Herbst eine Entscheidung treffen.