Im Zentrum öffnen weitere Lebensmittelhändler, in den Teilorten ist die Nahversorgung dagegen lückenhaft. Ein Genossenschaftsladen im Eichholz ist vorerst vom Tisch.

Sindelfingen - Die Handwerker arbeiten noch unter Hochdruck, Ende Mai soll es soweit sein: In der Mercedesstraße auf dem Feger-Areal in Sindelfingen zieht demnächst ein neuer Netto-Markt ein. Im kommenden September ist nebenan

 

die Eröffnung eines Denn’s Biomarktes geplant. „Damit haben wir eine außerordentlich gute Nahversorgung in der Kernstadt“, frohlockt Sascha Dorday, der Geschäftsführer der Sindelfinger Wirtschaftsförderung. Was er allerdings von den Stadtteilen Eichholz, Hinterweil, Goldberg und Viehweide nicht sagen kann. Zum Teil gibt es dort noch einen Bäckerladen, sonst aber keine weiteren Möglichkeiten, sich etwas zum Essen einzukaufen.

Im Stadtteil Eichholz haben Bürger lange Zeit versucht, einen Genossenschaftsladen ins Leben zu rufen, nachdem sämtliche Supermarktketten davor zurückgeschreckt hatten, ein Lebensmittelgeschäft zu eröffnen. Der Genossenschaftsverband, in den die Eichholzer aufgenommen werden wollten, habe das Vorhaben aber abgelehnt, erklärt Sibylle Siegner, die pädagogische Mitarbeitarbeiterin des Eichholzer Bürgerzentrums Inseltreff. Zum einen, weil man die Wirtschaftlichkeit eines Genossenschaftsladens nicht habe nachweisen können. Zum anderen, weil die Finanzierung nicht gesichert gewesen sei. Es hätten sich zu wenige Bürger gefunden, die eine ausreichende Summe für das Geschäft hätten aufbringen können.

In Breitenstein gaben Bürger 200 000 Euro für einen Laden

Im Kreis Böblingen haben zum Beispiel in Breitenstein, einem Ortsteil von Weil im Schönbuch, 70 Bürger eine Gesellschaft gegründet und 200 000 Euro für einen Laden zusammengebracht. Im Eichholz dagegen sei das Engagement allmählich erlahmt, die Sache voranzutreiben, berichtet Siegner Von einer ehemals 20-köpfigen Projektgruppe blieben zuletzt zwölf Aktive übrig. Auch das habe den Genossenschaftsverband negativ gestimmt, sagt Siegner. „Dabei gibt es viele ältere Bewohner unter den 2200 Eichholzern, die darauf angewiesen sind, sich in nächster Nähe die Lebensmittel zu besorgen.“ Nun wolle man sich ein anderes Finanzierungsmodell überlegen.

„Wir sind offen für Gespräche“, erklärt der Wirtschaftsförderer Dorday, der zu einer guten Nahversorgung in den Stadtteilen beitragen möchte. Doch gehöre der Stadt keine Immobilie, in der man ein Geschäft eröffnen könnte. „Wir haben mit einigen Lebensmittelketten schon häufiger Kontakt aufgenommen, doch hat sich daraus nichts ergeben“, berichtet Dorday. „Die Supermärkte wollen heutzutage möglichst große Flächen und dementsprechende Umsätze erzielen“, sagt der Wirtschaftsförderer. Und freilich sei auch das Kaufverhalten der Bürger dafür verantwortlich, dass Warenketten nur von einer geringen Rentabilität ausgehen könnten. „Wenn in unmittelbarer Nähe des Wohnorts nur die Butter eingekauft wird, die im Supermarkt woanders vergessen wurde“, beschreibt Dorday das Problem.

17 000 Passanten täglich in der Mercedesstraße

Ganz anders verhält es sich entlang der Mercedesstraße in der Kernstadt. An der Verkehrsachse zwischen dem Bahnhof und dem Marktplatz sind jüngst am Tag 17 000 Passanten gezählt worden. Die Warenkette Netto und Denn’s Biomarkt lockt die große Zahl der potenziellen Laufkundschaft im Feger-Areal, in dem zudem neue Wohngebäude entstanden sind. Während die Stadtteilmitarbeiterin Siegner bei der Nahversorgung eine „Lücke im Eichholz“ beklagt, spricht Dorday angesichts der neuen Märkte im Zentrum von einer „tollen Bereicherung“. Außerdem merkt er an: „Auch die Bewohner aus den Teilorten können hierher zum Einkaufen fahren.“