Die Wohnungsnot hat den Regionalverband in seiner Sitzung beschäftigt. Fast jede Fraktion setzt auf Verdichtung entlang der Verkehrsachsen. Die bestehenden Regeln für neue Baugebiete sollen nicht gelockert werden.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Wohnungsnot war nicht nur im Stuttgarter Städtebauausschuss, sondern am Mittwochabend auch im Verband Region Stuttgart das Hauptthema – allerdings war der Tenor ganz anders. Denn nach einer Studie des Regionalverbandes (die StZ berichtete) reichen die geplanten Wohnbauflächen in allen Landkreisen – außer in Stuttgart – rechnerisch aus, um den zuziehenden Menschen eine Wohnung zu bieten. Es gebe Entwicklungsspielraum für 141 000 Menschen, nach der bisherigen Bevölkerungsprognose wachse die Region bis 2030 nur um 85 000 Einwohner, betonte Planungsdirektor Thomas Kiwitt. Regionaldirektorin Nicola Schelling betonte aber: „Jeder weiß, dass die Realität anders aussieht – es ist in vielen Orten schwer, eine Wohnung zu finden.“

 

Die meisten Fraktionen im Planungsausschuss des Regionalverbandes ließen die Rechnung nicht mehr gelten. Denn das Statistische Landesamt hat die Einwohnerprognose jetzt deutlich nach oben korrigiert. Zudem werden in der Realität viele verfügbare Wohnbauflächen einfach nicht bebaut. Alle waren deshalb der Meinung, dass akuter Handlungsbedarf bestehe.

Dichtere Bebauung statt Einfamilienhäuser gefordert

Regionalrat Jürgen Lenz (CDU) sagte klipp und klar, dass vor allem in und direkt um Stuttgart viele Menschen wohnen wollen: „Da brauchen wir jetzt flexible Lösungen.“ In diesen Gemeinden müsse nun ein Umdenken stattfinden – dichtere Bebauung statt Einfamilienhäuser sei das Gebot der Stunde. Die CDU hält den Kurs der Verwaltung aber für richtig, Wohnbauflächen vor allem an den Bundesstraßen und an den S-Bahn-Linien zu entwickeln. Von verstärkter Ausweisung neuer Baugebiete im ländlichen Raum, was die CDU noch vor wenigen Tagen angedacht hatte, sprach Jürgen Lenz nicht mehr.

Darüber zeigte sich Dorothee Kraus-Prause von den Grünen sehr erleichtert. Zuletzt habe man den Eindruck gewinnen können, in der Region sollten viele bewährte Regeln über Bord geworfen werden. Die Grünen und die SPD wollen ebenfalls eine verdichtete Bebauung an den Verkehrsachsen. Matthias Hahn (SPD) sagte aber, dass die Umsetzung schwer sei: Kein Bürgermeister wolle eng bebaute Flächen aus Angst vor sozialen Brennpunkten. Christoph Ozasek (Linke) sagte, man müsse die Kommunen aber auch drängen, diese Dichte umzusetzen.

Große Stückzahlen seien gefordert

Die Freien Wähler sind ganz anderer Meinung: Man müsse große Stückzahlen liefern und sei unter massivem Zeitdruck, sagte Wilfried Wallbrecht. Die Freien Wähler schlagen vor, allen Kommunen mehr Wachstum zu ermöglichen; bisher begrenzt der Regionalverband die Ausweisung neuer Flächen nach Lage einer Gemeinde und Einwohnerzahl. Kai Buschmann (FDP) zeigte sich enttäuscht über die Pläne; die Region verschärfe die Not eher noch und schaffe neue Brennpunkte.

Thomas Kiwitt erteilte aber einem „ungeplanten Flächenverbrauch“ eine Absage. Er möchte jetzt mit den Gemeinden klären, woran es hakt, dass die großen vorhandenen Flächen nicht bebaut werden. Sollten Gründe des Artenschutzes entgegen stehen oder weil Grundstücksbesitzer nicht mitziehen, sei ein Flächentausch denkbar. Wichtig sei, die sogenannten Wohnungsschwerpunkte mit hoher Dichte schnell zu verwirklichen. Mit welcher Strategie, das will Kiwitt im Frühjahr sagen. Diesem Vorgehen stimmten am Ende alle Fraktionen außer der FDP zu. Schnell soll es auch ein regionales Bündnis für Wohnen geben.