Die Politik macht vor sich nicht halt

Mit seinem Verzicht auf mehr Geld setzt der Gemeinderat ein starkes Signal. Von Thomas K. Slotwinski

Geht es um die Bezahlung von Politikern, ist der Stammtisch nicht weit. Wobei es sich trefflich drüber streiten lässt, ob Abgeordnete, Minister oder Bürgermeister wirklich überbezahlt sind, angesichts des großen Aufwands, den sie haben. Im Vergleich zur freien Wirtschaft ziehen sie finanziell oft den Kürzeren.

Die Tarife gelten rückwirkend zum Jahresbeginn

Sein Kollege von den Freien Wählern sah dies ähnlich. „Wir haben sehr viele Zuschüsse gestrichen“, sagte Detlef Bausch. „Da ist eine Erhöhung unserer eigenen Bezüge nur schwer vermittelbar.“ Die 70 Euro für ganztägige Klausursitzungen hielt er aber für angemessen. Doch nicht alle waren mit der vorgeschlagenen Bescheidenheit einverstanden. „Wir setzen enorm viel Zeit ein“, gab Adelheid Streckfuß zu bedenken. Die Vertreterin der Unabhängigen Liste verwies zudem auf fast zehn Jahre, in denen es keine Erhöhung gegeben hatte. Rückendeckung bekam sie von ihrer Fraktionskollegin Susanne Hermann, die die wesentlich höheren Pauschalen etwa in Renningen oder Rutesheim anführte.

Marga Schmälzle von der Bürgerliste meinte, dass ein Großteil der Sitzungsgelder nicht in den Taschen der Ratsmitglieder blieben, sondern für die Fraktionsarbeit investiert würden. Und Karl Schäfer von den Freien Wählern sagte klipp und klar: „Wer meint, das ist zu viel, der soll die Ratsarbeit mal 30 Jahre machen.“

Am Ende standen drei Varianten zur Abstimmung. Knapp scheiterte Susanne Hermann mit ihrem Antrag, dass das Sitzungsgeld auf 45 Euro erhöht wird, die 50-Euro-Jahres-Pauschale bleibt und für Klausurtagungen 70 Euro bezahlt werden. Detlef Bauschs Mittelweg (35 Euro pro Sitzung, 50 Euro im Jahr plus 70 Euro je Klausurtagung) blieb ebenso ohne Mehrheit. Dafür setzte sich Andreas Pröllochs mit seinem Ziel durch, alles so zu belassen: 35 Euro pro Sitzung, 50 Euro im Jahr. Diese Tarife gelten nun rückwirkend seit Jahresbeginn.

Kommentar

Die Politik macht vor sich nicht halt

Mit seinem Verzicht auf mehr Geld setzt der Gemeinderat ein starkes Signal. Von Thomas K. Slotwinski

Geht es um die Bezahlung von Politikern, ist der Stammtisch nicht weit. Wobei es sich trefflich drüber streiten lässt, ob Abgeordnete, Minister oder Bürgermeister wirklich überbezahlt sind, angesichts des großen Aufwands, den sie haben. Im Vergleich zur freien Wirtschaft ziehen sie finanziell oft den Kürzeren.

Auf kommunaler Ebene wäre es töricht, die paar Euro zu kritisieren, die Gemeinderäte erhalten. Sind doch die Aufgaben gewaltig: Die Sitzungsvorlagen sind äußerst umfangreich, die Themen komplex. Wer sein Ehrenamt ernst nimmt, hat zumindest mal einen Halbtagsjob. Menschen, die voll im Berufsleben stehen, müssen schon sehr engagiert sein, um viele lange Abende in Ratsälen, Fraktionszimmern und bei Bürgertreffs zu verbringen.

Umso höher ist es zu bewerten, dass der Gemeinderat Weissach auf eine Erhöhung der eigenen Gelder verzichtet hat. Angemessen wären sie gewesen, nicht nur wegen der vergleichsweise geringen Beträge. Die Lokalpolitiker, die zuletzt etlichen Kürzungen zugestimmt haben, machen vor sich selbst nicht halt. Ein starkes Signal!