Was vor fast 30 Jahren von ein paar Idealisten gegründet worden ist, hat sich zu einer Massenbewegung entwickelt: Slow Food ist so in wie nie. Aber woran erkennt der Verbraucher eigentlich, was gut ist?

Stuttgart - Slow Food ist in aller Munde. Hier passt die gut abgehangene Phrase, denn was 1986 in Italien und 1989 auf internationaler Ebene als Non-Profit-Organisation von ein paar Idealisten als Protest gegen Fast Food losgetreten wurde, hat sich zu einer Massenbewegung entwickelt. Das kann man auch am Markt des guten Geschmacks ablesen: 2007 wurde die erste deutsche Slow-Food-Messe mit rund 200 Ausstellern und improvisiertem Charme auf dem Killesberg ausgerichtet. Seitdem können beinahe jedes Jahr Rekorde vermeldet werden – zuletzt mit 85 000 Besuchern, dieses Jahr mit 480 Ausstellern, die erstmals zwei ganze Messehallen füllen.

 

So wie es für viele selbstverständlich geworden ist, biologisch angebaute Lebensmittel zu kaufen (obwohl dies weltweit nur fünf Prozent sind), so achten natürlich alle – wie bei der Kleidung – auf die Slow-Food-Prinzipien „gut, sauber, fair“, was nicht das Gleiche wie bio ist. Aber bio ist ja auch nicht gleich bio, das als Etikett längst die Discounter erobert hat. Wenn nun sogar Lidl mit „Woran erkennen wir eigentlich, was gut ist?“ wirbt, protestiert Slow Food, dass der „Qualitätsbegriff in höchst eigenwilliger Interpretation missbraucht“ werde.

Zwischen Lokalkolorit und Globalisierung

Geht es ums gute Essen, wollen alle ein Wörtchen mitreden. Slow Food bemüht sich, die Deutungshoheit zu verteidigen und mit Kritik an Konsumwaren den wahren Konsum zu zelebrieren. Keine leichte Aufgabe, wie auch Carlo Petrini, der Gründer und Präsident von Slow Food weiß, der zum internationalen 25-Jahr-Jubiläum im „Slow Food Magazin“ sagte: „Das Schwierige bei der Vermittlung unserer Ziele ist die Vorstellung vom Recht auf Genuss. Wir wollen kein elitäres Genießertum. Wir wollen Genuss für alle Menschen.“

Der postkommunistische Italiener Petrini, von Haus aus Journalist und Soziologe, von den Vereinten Nationen ausgezeichnet und zu den einflussreichsten Persönlichkeiten zählend, will nicht nur in eine Richtung oder gar rückwärts schauen, sondern versucht irgendwo zwischen dem Verschanzen im Lokalen und der fortschreitenden Globalisierung einen geschützten Raum aufzubauen. Zum Beispiel in der internationalen Landwirtschaftsinitiative Terra Madre, in der mit verantwortungsvollen Produktions- und Vermarktungsmethoden das Lebensmittelsystem von unten geändert werden soll. Auch die Universität der Gastronomischen Wissenschaften im italienischen Pollenzo ist so ein Slow-Food-Vorzeigeprojekt.