Heute ist Müllerheim, das an der einen Seite von der B 10, an der anderen von der A 81 eingegrenzt wird, ein trister Ort. Gewerbe bestimmt das Bild. Wer von der B 10 nicht zu den Ecksteins abbiegt, stößt unmittelbar auf die Gärtnerei Landgard. Für die meisten dürfte Müllerheim ein kurzer Landstrich sein, den man passiert auf dem Weg woanders hin. Einen Supermarkt oder Bäcker gibt es nicht, dafür ein Casino. Entlang der Kornwestheimer Straße reihen sich blassgelbe Plattenbauten aneinander, gegenüber sind Firmengebäude.

 

Das Gefühl, Müllerheimer zu sein, haben die Ecksteins nicht. Sie fühlen sich eher Münchingen oder Kallenberg zugehörig, wo sie einkaufen oder sich mit Freunden treffen. Korntal ist in ihren Gedanken ganz weit weg, oder, wie es Dieter Eckstein formuliert: „Das ist hinter der Autobahn.“ Von der Autobahn bekommen die Ecksteins, anders als man denken könnte, nicht allzu viel mit. Der Lärm der Bundesstraße überlagert die dortige Geräuschkulisse. Anja Eckstein erzählt, dass auf der A 81 mal ein Tanklaster explodiert sei, nachts. „Da bin ich nicht aufgewacht.“ Nur, als die B 10 mal für drei Tage gesperrt war, weil der Belag erneuert wurde, hörte man die Autos von der Autobahn. Im vorigen Oktober war das. Die Ecksteins feierten die seltene Ruhe mit Klappstühlen und Sekt auf der leeren Bundesstraße. Neben dem Lärm sind auch Schadstoffe ein Problem. Die Gesundheitsbelastung sei „gewaltig“, sagt Dieter Eckstein, es gebe Zahlen, „dass es unmöglich ist, hier zu wohnen“.

Nächtliches Gießen der Pflanzen stört niemanden

Obwohl sich die Ecksteins keine Illusionen darüber machen, dass es bessere Orte zum Leben gibt als Müllerheim, wohnen sie doch bewusst hier. Zum einen liegt das an den knapp zwei Hektar Ackerfläche und Gewächshäusern, auf denen der Lebensunterhalt der Familie in Form von Tomaten, Möhren oder Salat gedeiht. Zum anderen seien sie mittlerweile hier verwurzelt, sagt Anja Eckstein. Trotz der Widrigkeiten ist der Hof an der B 10 ihr Zuhause. Und letztlich, sagt Dieter Eckstein, gebe es auch Vorteile, hier zu leben: „Wir können hier Krach machen.“ Krach kann für eine Gärtnerei auch nächtliches Gießen bedeuten, was andernorts oft ein Aufreger sei.

Eine andere Entwicklung könnte die Ecksteins jedoch in ihrer Existenz bedrohen: das geplante Gewerbegebiet nördlich von Müllerheim. Viele Informationen haben die Ecksteins darüber noch nicht. Im schlimmsten Fall aber könnte die Familie rund zwei Drittel ihrer Ackerfläche verlieren. Wenn keine alternative Fläche angeboten wird, sagt Dieter Eckstein, „dann sieht es schlecht aus“.