Doch das Leben auf dem Land hat auch seine Nachteile. Der Handyempfang auf dem Wilhelmshof ist nur mäßig, die alten Telefonleitungen der Telekom sind für heutige Breitband-Anschlüsse nicht gemacht. Den Internetanschluss, auch für die Praxis, beziehen die Lindners daher über eine LTE-Box – wenn das Wetter denn passt. Ist der Himmel trüb, ist auch der Empfang auf dem Wilhelmshof eingeschränkt.

 

So manches Mal hätten seine Kinder den Hof verflucht, vor allem in der Pubertät, sagt Lindner. Doch alles in allem würde die Familie das Leben in der Natur genießen – „vor allem den Platz und die Ruhe“.

Das Wörsinger-Mineralwasser wird in der Nähe gewonnen

Von den Familien, die nach dem Krieg einzelne Teile des ehemaligen Gutshofs kauften, hat aber nicht nur der Tierarzt inzwischen einen gut funktionierenden Betrieb. Die Familie Benninger gründete vor Jahrzehnten eine Spedition auf dem Wilhelmshof, inzwischen firmiert das Unternehmen unter dem Namen Benninger&Föll in Abstatt. In seiner Jugend, erinnert sich Lindner, fuhren regelmäßig schwere Lastzüge zwischen den wenigen Häusern hindurch. „Seither weiß ich auch, wie man bei einem Lkw den Motor austauscht.“ Als Nachbarn habe man sich eben untereinander regelmäßig geholfen.

Die Wörsinger Mineralquellen sind ein drittes Unternehmen mit Wurzeln auf dem Wilhelmshof – im wahrsten Sinne des Wortes. Abgefüllt werden die Sprudel-Flaschen mit der schneckenförmigen Muschel auf dem Etikett zwar in einem Industriegebiet in Bietigheim-Bissingen. Der tiefe Brunnen, aus dem das Mineralwasser gewonnen wird, liegt aber ganz in der Nähe von Friedrich Lindners Praxis. Der 59-Jährige hat eine einfache Erklärung dafür, warum ausgerechnet auf dem kleinen Wilhelmshof drei so unterschiedliche Unternehmen ihren Ursprung genommen haben: „Als die Landwirtschaft hier niederging, musste man sich eben etwas einfallen lassen.“