Der ehemalige DTM-Pilot Bernd Mayländer fährt seit 1999 die Autos in der Formel 1, die nie überholt werden dürfen. 14 dieser eleganten PS-Protze sind jetzt in einer Sonderschau im Mercedes-Benz-Museum zu sehen.

Stuttgart - Einen der berühmtesten Dienstwagend der Republik fuhr lange Jahre Oberinspektor Derrick, der sich seine BMW gerne von Assistent Harry vorfahren ließ. Den mit Abstand schnellsten Dienstwagen auf diesem Planeten bewegt dagegen der Schorndorfer Bernd Mayländer. Knapp 600 PS stecken zum Beispiel unter der Haube des Mercedes SLS. Und wenn die losgelassen werden, geht das silberne Ding ab wie Schmitz Katze. Bis 2014 war der SLS mit seinen markanten Flügeltüren vier Jahre das Safety Car in der Formel 1.

 

Der ehemalige DTM-Pilot Mayländer (44) fährt seit 1999 die Autos in der Formel 1, die nie überholt werden dürfen. 14 dieser eleganten PS-Protze sind jetzt in einer Sonderschau im Mercedes-Benz-Museum (Dienstag bis Sonntag 9 bis 18 Uhr) zu sehen. Safety Cars haben immer dann ihren Auftritt, wenn es im Rennen gekracht hat und die Strecke nicht frei ist. Dann kommt auch die Stunde von Mayländer, der seit 1999 nur bei drei Formel-1-Rennen nicht dabei gewesen ist. Zusammen mit seinem Beifahrer Peter Tibbets spannt sich der schnelle Schwabe dann vor die rasende Meute und bewegt den Tross in einem für Formel 1-Autos sehr moderatem Tempo um dem Kurs.

Keine Sonntagsfahrt, sondern verdammt schnell

Was aber im Fernsehen aussieht wie eine gemütliche Sonntagsfahrt, ist immer noch verdammt schnell. Damit die Reifen der Formel-1-Boliden nicht zu sehr auskühlen, heizt Mayländer mit etwa 200 Stundenkilometer vor dem Feld her. Im Schnitt wohlgemerkt. „Ich hole aus dem Auto etwa 95 Prozent heraus“, sagt er. „Mehr nicht, es soll ja schließlich alles sicher sein.“

Jedes der Autos in der Ausstellung hat so eine Geschichte, die Mayländer erzählen kann. Zum Beispiel wie ihm bei einer sehr langen Safety-Car-Phase bei einem Regenrennen in Japan beinahe der Sprit ausgegangen wäre. Oder wie er sich einst in Silverstone zwei Stunden quälen musste, weil er vor dem Start nicht mehr auf die Toilette gegangen war. Denn eben mal Pause machen, ist nichts für ihn. Das Safety Car steht mit laufendem Motor und einsatzbereitem Team bereit, oft das ganze Rennen ohne einen Meter zu fahren, weil es beileibe nicht immer Rennunterbrechungen gibt.

Eine Liebeserklärung für das Modell aus dem Jahr 2005

Langweilig wird es den beiden aber nicht. Der SLS-Flügeltürer hat zum Beispiel zwei Monitore und gut zehn Film- und TV Kanäle. „Außerdem eine gute Klimamanlage“, sagt Mayländer, was bei den meist in Sommerregionen stattfindenden Rennen kein Fehler ist. Jetzt kann man sich die schnelle Eingreif-Flotte also im Museum anschauen. Neben den Formel 1-Safety Cars sind auch noch Modelle aus der DTM-Serie zu sehen. Mitte Dezember kommt dann das aktuelle Geschoss dazu, das vorigen Sonntag noch beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi im Einsatz war. Ein Mercedes AMG GT S.

Bestaunt werden die Autos von Menschen, denen bei nüchternen Daten wie einem Drehmoment von 650 Newtonmetern oder der Motorbezeichnung V8-Biturbo ein wohliger Schauer über den Rücken läuft. Auch Bernd Mayländer bekommt angesichts der Flotte seiner alten Dienstwagen immer wieder leuchtende Augen.

Und für das Modell aus dem Jahr 2005 (SLK 55 AMG) hat er gar eine Liebeserklärung parat. „Das da“, sagt er strahlend und tätschelt sanft das Blech, „das ist ein richtiges kleines Biest.“