Der Historische Verein Burgstetten zeigt in der Pfarr- und Zehntscheuer Erbstetten rund 200 Gerätschaften, die zum Messen, Wiegen und Zählen genutzt werden oder wurden.

Burgstetten - Nein, bisher haben die Burgstettener ihren Historischen Verein noch nie hängen lassen. Und so haben sie auch für dessen aktuelle Sonderausstellung ihren Haushalt nach potenziellen Exponaten durchstöbert. „Messen, Wiegen, Zählen“ – das Thema hat der Verein für die Schau in der Pfarr- und Zehntscheuer im Ortsteil Erbstetten ausgewählt. Wem dazu nicht viel mehr als Waage und Lineal einfallen, der wird beim Rundgang durch die historische Scheuer schnell eines Besseren belehrt. Rund 200 Ausstellungsstücke, Gebrauchsgegenstände aus den verschiedensten Lebens- und Arbeitsbereichen haben die Ausstellungsmacher mithilfe der Bürgerschaft zusammengetragen – vom Blutdruckmesser und der Stempeluhr über den Zählrahmen für Maschenproben bis hin zum Fieberthermometer.

 

Waagen in allen Variationen

Das Museumsgebäude sei übrigens schon an sich einen Besuch wert, sagt Jochen Elzmann vom Historischen Verein: „Diese Kombination aus Pfarr- und Zehntscheuer ist im Land ziemlich einzigartig.“ Für eine symbolische D-Mark ist die damals stark sanierungsbedürftige Scheune um die Jahrtausendwende aus dem Besitz der Kirchengemeinde in den der bürgerlichen Gemeinde übergangen, dann renoviert und von Mitgliedern des Historischen Vereins ausgebaut worden, die dort Exponate aus der Dorfgeschichte zeigen.

Die ruhige Zeit zwischen den Jahren nutzen die Vereinsmitglieder stets, um inmitten der ständigen Sammlung eine Sonderausstellung aufzubauen. Sie zeigt heuer erwartungsgemäß die verschiedensten Gerätschaften, mit denen sich Gewicht bestimmen lässt – sei es das eines Kleinkinds oder eines Kartoffelsacks. Auch eine moderne Küchenwaage hat in der Ausstellung ihren Platz, ebenso eine altmodische Laufgewichtswaage, wie sie bereits die Römer nutzten, oder eine betagte Zugwaage, an deren Haken wohl schon so mancher Getreidesack gebaumelt hat. Die Schlauchwaage, ein altes Messgerät, mit dem sich der Höhenunterschied zweier Punkte auf einer gleichen horizontalen Ebene bestimmen lässt, dürfte weniger geläufig sein.

Strommesser, Spannungsprüfer und Batterietester, ein betagtes Oszilloskop oder ein Gerät, mit dem einst die Bildröhren von Fernsehern überprüft wurden, hat der Verein auch aufgetrieben. Um die Ecke warten Zollstöcke aller Art, auf einem ist gar die Weihnachtsgeschichte aufgedruckt. Ein anderes Ausstellungsstück zeigt, wie man im Vor-Internetzeitalter dank eines Lineals mit doppelter Kennzeichnung schnell herausfinden konnte, wie viel Zentimeter ein Inch, also Zoll, ergeben. Daneben liegen faltbare Lineale für die Brusttasche, Schieblehren und eine sogenannte Klumpe – ein Gerät, um den Durchmesser, etwa eines dicken Stamms, zu bestimmen.

„Der Faulenzer“ hilft beim Umrechnen

Ebenfalls zu sehen sind Rechenhilfen aus einer Zeit, als es noch keine Taschenrechner gab: verschiedene Rechenschieber, ein Abakus, der mit seinen auf Stäbe gefädelten Perlen beim Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren hilft. Als echter Fortschritt ist wohl einst die elektromechanische Rechenmaschine gefeiert worden, die auf Tastendruck neunstellige Zahlen multiplizieren konnte. Hilfreich auch ein Büchlein aus dem Jahr 1875 mit dem Titel „Der Faulenzer“: Ein Blick auf die in Tabellen aufgelisteten Zahlenkolonnen zeigte beispielsweise, wie viel drei süddeutsche Gulden in Mark und Pfennig ausgedrückt waren. Eines der ältesten Stücke dürfte eine Elle sein: Die Jahreszahl 1791 ist ins Holz geritzt. Jochen Elzmann legt den Unterarm auf das Messgerät. Gute fünf Zentimeter fehlen bis zur Elle, die freilich je nach Landstrich mal mehr, mal weniger lang war. Das jeweils vor Ort gültige Maß, sagt Elzmann, sei meist als Metallstab am Rathaus befestigt gewesen: „So wusste man, welches Maß auf dem Markt gilt.“