Kultur: Tim Schleider (schl)

Für Sophia Loren brachte das 1961 in Cannes den Preis für die beste Darstellerin und 1962 in Los Angeles den Oscar. Es war überhaupt das erste Mal, dass Hollywood einen Darsteller-Oscar vergab für die Rolle in einem nicht-englischsprachigen Film. Es regnete für Sophia Loren hernach noch Dutzende Rollen und Dutzende Preise. Es gab darunter auch eine Reihe sehr mäßiger Filme und in einer gewissen Phase ihres Lebens einen Tick zu viele „Bambis“. Aber niemand kann und wird ernsthaft bezweifeln wollen, dass es sich bei ihr um eine ebenso populäre wie äußerst ausdrucksstarke und facettenreiche Schauspielerin handelt. Dass sie eine Ehe eingegangen war womöglich mit genau dem richtigen Mann, aber eben auch mit der Filmkunst.

 

Sophia Loren gehört zu jenen Protagonisten der Filmwelt, die selbst eine Nebenrolle unvergesslich machen: Oscarverleihung 1999. Es ging darum, den besten Hauptdarsteller zu ehren; Roberto Benigni sollte der Glückliche sein für seine wunderbare Trauerkomödie „Das Leben ist schön“, aber das wusste ja noch keiner. Also öffnete Sophia Loren den Umschlag – „and the Oscar goes to . . .“ – zog die Karte heraus, las. Und wie sie dann den Arm hochriss und einfach „Roberto!“ in den Saal rief, auch das war allerschönste italienische Oper.

Sophia Loren: Mein Leben. Piper Verlag, München. 359 Seiten, 22,99 Euro.