Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Der französische Schriftsteller Sorj Chalandon berichtet von den Zuständen in den Gefängnissen, in denen die IRA-Angehörigen Ende der 70er-Jahre dagegen aufbegehren, keinen Status als politische Gefangene mehr zu haben. Als Reaktion auf die Verweigerungen der Häftlinge werden die Aborte nicht mehr geleert. Stur halten diese in ihren eigenen Exkrementen hockend monatelang durch.

 

Er berichtet von der Armut auf dem Land und dem Elend in der Stadt, dass Tyrones Mutter schließlich in den Wahnsinn treibt. Er berichtet von seinem gewalttätigen Vater, der den Jungen Tyrone brutal misshandelt, wenn er betrunken ist. Und er berichtet von den wenigen schönen Erlebnissen als Teenager, die in der Jugendorganisation der IRA wie Pfadfinder lebensgefährliche Schmuggelaktionen durchziehen oder bei Aufmärschen in Belfast stolz ihre Haut zu Markte tragen.

Chalandon, Jahrgang 1952, war mit einem führenden IRA-Mitglied befreundet, das zweifellos Vorbild für Tyrone Meehan ist. Im Jahr 2005 outete sich Chalandons Freund als Mitarbeiter des englischen Geheimdienstes MI5 und wurde im Frühling 2006 ermordet aufgefunden. Chalandon hat lange als Journalist gearbeitet, unter anderem für die französische linksliberale Tageszeitung Libération. Für seine Berichterstattung über Nordirland und den Barbie-Prozess wurde er mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet.

Zwar ist er ein ausgewiesener Kenner des Nordirland-Konflikts, doch stellt er mit den Worten Tyrone Meehans von Anfang an klar, dass er sich nicht als einer jener Experten aufspielen will, von denen es in der Medienwelt mittlerweile nur so wimmelt. „Einige werden sich an eine Erklärung wagen, warum und wie ich zum Verräter wurde. Womöglich werden auch Bücher über mich geschrieben werden, eine Vorstellung, die mich rasend macht“, schreibt Tyrone vor seine Erinnerungen.

Beschreibungen statt Erklärungen

Der französische Schriftsteller Sorj Chalandon berichtet von den Zuständen in den Gefängnissen, in denen die IRA-Angehörigen Ende der 70er-Jahre dagegen aufbegehren, keinen Status als politische Gefangene mehr zu haben. Als Reaktion auf die Verweigerungen der Häftlinge werden die Aborte nicht mehr geleert. Stur halten diese in ihren eigenen Exkrementen hockend monatelang durch.

Er berichtet von der Armut auf dem Land und dem Elend in der Stadt, dass Tyrones Mutter schließlich in den Wahnsinn treibt. Er berichtet von seinem gewalttätigen Vater, der den Jungen Tyrone brutal misshandelt, wenn er betrunken ist. Und er berichtet von den wenigen schönen Erlebnissen als Teenager, die in der Jugendorganisation der IRA wie Pfadfinder lebensgefährliche Schmuggelaktionen durchziehen oder bei Aufmärschen in Belfast stolz ihre Haut zu Markte tragen.

Chalandon, Jahrgang 1952, war mit einem führenden IRA-Mitglied befreundet, das zweifellos Vorbild für Tyrone Meehan ist. Im Jahr 2005 outete sich Chalandons Freund als Mitarbeiter des englischen Geheimdienstes MI5 und wurde im Frühling 2006 ermordet aufgefunden. Chalandon hat lange als Journalist gearbeitet, unter anderem für die französische linksliberale Tageszeitung Libération. Für seine Berichterstattung über Nordirland und den Barbie-Prozess wurde er mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet.

Zwar ist er ein ausgewiesener Kenner des Nordirland-Konflikts, doch stellt er mit den Worten Tyrone Meehans von Anfang an klar, dass er sich nicht als einer jener Experten aufspielen will, von denen es in der Medienwelt mittlerweile nur so wimmelt. „Einige werden sich an eine Erklärung wagen, warum und wie ich zum Verräter wurde. Womöglich werden auch Bücher über mich geschrieben werden, eine Vorstellung, die mich rasend macht“, schreibt Tyrone vor seine Erinnerungen.

Beschreibungen statt Erklärungen

Sorj Chalandon erklärt nicht. Nicht, warum Tyrone zum Verräter wurde und schon gar nicht, worin der Grund für den Hass und die Gewalt in Irland liegt. Er bezieht auch nicht eindeutig Stellung für eine der Konfliktparteien. Immer wieder kommen dem Protagonisten Zweifel, ob die so verhassten Gegner wirklich eine so homogen verkommene Sippschaft sind, für die er sie halten soll. Chalandon beschreibt einfach, was in Tyrone vorgeht und was um ihn herum passiert. Und das in einer so unprätentiösen Sprache, die von Brigitte Große wirkungsvoll ins Deutsche übersetzt wurde, dass dem Buch an vielen Stellen eine ungeheuere Wucht verliehen wird. „Retour à Killybegs“ wurde in Frankreich zu Recht für den „Prix Goncourt“ 2011 nominiert und mit dem Grand Prix du Roman de l’Académie française“ 2011 ausgezeichnet.

Sorj Chalandon: „Rückkehr nach Killybegs.“ Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Große. dtv Premium, München 2013. 320 Seiten, 16,90 Euro.