Der Pflegeverbund Strohgäu weist seit seiner Gründung vor sechs Jahren erstmals einen Gewinn aus.

Gerlingen - Es ist ihm schon fast peinlich. Aber natürlich ist Reinhard Ernst, der Geschäftsführer des Pflegeverbunds Strohgäu, zu dem die Sozialstationen in Gerlingen und Leonberg gehören, auch glücklich über die 215 000 Euro, die die gemeinnützige Gesellschaft im Jahr 2015 erwirtschaftet hat. Der Erfolg habe viele Gründe, erläuterte Ernst vor Stadträten.

 

In den ersten fünf Jahren seit der Gründung der Gesellschaft, und damit der Zusammenführung der Sozialstationen in Gerlingen und Leonberg in einer gemeinnützigen GmbH, hatte es zusammengefasst ein Null-auf-Null-Ergebnis gegeben. Zu dem jetzt vorgestellten positiven Ergebnis für 2015, das zum Teil für schlechtere Zeiten vorgehalten werden soll, hätten einige Faktoren beigetragen, sagte Ernst in der jüngsten Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses des Gerlinger Gemeinderats. Ausschlaggebend sei gewesen, dass die Erstattungen der Pflegeversicherung um einen höheren Prozentsatz gestiegen seien als die Tariferhöhung für die Mitarbeiter.

Zudem sei der Umsatz in den verschiedenen Bereichen der gemeinnützigen Gesellschaft, zu deren Trägern auch das Altenhilfezentrum Breitwiesenhaus in Gerlingen gehört, zwischen zehn und 15 Prozent gestiegen. Diese Steigerung habe auch damit zu tun, dass die Pflegeversicherung seit 2014 ein neues Angebot mache: pro Patient und Monat stehen 104 Euro für sogenannte Betreuungs-, Entlastungs- und Hauswirtschaftsleistungen zur Verfügung. „Das entspricht grob fünf Stunden pro Monat oder einem Hausbesuch pro Woche“, erklärt Ernst gegenüber unserer Zeitung.

In dieser Zeit könne der Mitarbeiter „einfach da sein, mit dem Besuchten spielen, spazierengehen oder ihm aus der Zeitung vorlesen“. Als Entlastung gelte alles, was dazu führe, dass ein ständig den Patienten betreuender Angehöriger einmal nicht da sein müsse; als hauswirtschaftliche Tätigkeit gelten das normale Putzen oder Wäschewaschen. Für diese Tätigkeiten hat man 280 Nachbarschaftshelfer eingestellt, die meisten in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte. „Dieser Bereich fordert uns“, sagt Ernst. Bei den „normalen Leistungen“, auch für Demenzkranke, sei es ein „vergleichsweise ruhiges Jahr“ gewesen.

104 Euro pro Monat für Betreuung und Entlastung

Zum finanziellen Erfolg beigetragen habe auch der extrem niedrige Krankenstand von durchschnittlich 2,6 Prozent – in der Branche seien acht bis zehn Prozent üblich. Zum Mehrumsatz beigetragen habe auch die Geschäftsaufgabe zweier privater Pflegedienste im Einzugsbereich. In den beiden Sozialstationen sind rund 150 Pflegefachkräfte tätig. „Wir können jetzt mehr Leistungen pro Hausbesuch erbringen und abrechnen“, erläutert der Geschäftsführer, „die Arbeit wird wirtschaftlicher, und es steht mehr Zeit pro Patient zur Verfügung.“

Fluktuation sehr gering

Darüber hinaus sei die Fluktuation beim Personal sehr gering, weist Reinhard Ernst auf einen weiteren Punkt hin. Auch das eine Auswirkung des Engagements des Unternehmens für seine Mitarbeiter. So schaue man bei der Schichteinteilung etwa darauf, dass körperlich belastende Tätigkeiten sich abwechseln mit solchen, die nicht so anstrengend sind. Dazu gehöre Beratung oder Wundmanagement. Auch der Besuch im Fitnessstudio werde gefördert.

Im Ausschuss wurde der Bericht mit Kommentaren wie „Hochachtung vor diesem sehr guten Ergebnis“ (Frank Moll, SPD) oder „der wirkliche Grund des Erfolges ist Ihre Verlässlichkeit“ (Horst Arzt, Freie Wähler) oder „man merkt, dass bei Ihnen der Mensch im Vordergrund steht“ (Gunter Stirner-Sinn, CDU) bedacht. In seiner nächsten Sitzung muss der Gemeinderat dem Ergebnis noch zustimmen.