Zwischen Ramsch und Luxus finden Urlauber noch immer auch schöne Mitbringsel, findet StZ-Korrespondent Martin Dahms. Vor allem Keramik, Schinken, Olivenöl und Sherry seien die Mühe der Suche wert.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Toldeo - Toledo ist eine dieser Städte, die an manchen Ecken wie einziger großer Andenkenladen aussehen. Nichts gegen Souvenirs – aber dieses überbordende Durcheinander von Schmuckdegen, Motivtellern, Quijote-Figuren, Flamencokleidern und Porzellanengelchen kann einem die Lust am Einkaufsbummel verleiden. José Manuel Ballester, ein zeitgenössischer Künstler aus Madrid und großer Toledo-Liebhaber, lässt sich nicht abschrecken. „Was ist das Souvenir?“ fragt er sich. „Ein Objekt, über das Menschen Erinnerung an das eigene Leben einfangen und bewahren wollen.“ Es muss ja kein Kitsch aus dem nächstbesten Rummelshop sein.  

 

Am besten lässt man sich, wie Ballester, durch abgelegenere Straßen treiben. Da hört man das Hämmern eines Tauschierers, der in seiner Werkstatt mit Blick auf die Straße Silberfäden in die Oberfläche einer Metallschale einschlägt und damit kunstvolle Muster schafft. „Ich kaufe sie unemailliert“, sagt Ballester. „Ohne Emaille sind sie beeindruckend. Das ist typisch von hier. Aber es gibt nur noch wenige Kunsthandwerker, die so etwas machen.“ Wie elektrisierend. „Nur noch wenige, die so etwas machen!“ Das klingt noch Originalität und ein wenig nach Snobismus.

Gute Qualität zu akzeptablen Preisen

Hier Ramsch, dort Luxus? Es sollte doch was dazwischen geben. Keramik zum Beispiel. Die hat in Spanien jahrhundertelange Tradition und ist überall in guter Qualität zu akzeptablen Preisen zu finden. Die berühmtesten Herstellungsorte sind Talavera de la Reina in der Provinz Toledo und Manises in der Provinz Valencia. Der traditionell blau-weißen Talavera-Keramik ist der Delfter Einfluss anzusehen, der metallisch schimmernden Manises-Keramik ihr maurischer Ursprung. Beim Kauf kann man sich ganz vom persönlichen Geschmack leiten lassen. Als weniger zerbrechliches Mitbringsel eignen sich Azulejos – Kacheln – mit geometrischen Motiven nach dem Vorbild der wunderbaren Alhambra von Granada.  

Nicht jeder möchte sich ein Andenken mit nach Hause nehmen, das als Staubfänger im Regal endet, sondern zieht vergängliche Erinnerungsstücke vor, deren Genuss noch einmal Sonne und Landschaft in den Sinn bringen. Da wäre Jamón das richtige, spanischer Schinken, vielleicht der beste der Welt. Wer zum Beispiel in der Sierra de Aracena im Nordwesten Andalusien übers Land fährt, sieht in den Kork- und Steineichenhainen die kleinen schwarzen Schweine weiden: Cerdo ibérico heißt die Rasse, und sie gibt, mit Eicheln gemästet, den besten jamón ibérico. Der kleine Ort Jabugo in der Sierra de Aracena ist der Vatikan der Schinkenliebhaber.

Vegane Alternativen: Sherry und Olivenöl

Etwas Feineres als jamón ibérico de Jabugo gibt es nicht. Er hat seinen Preis. Aber man muss ja nicht gleich einen ganzen Schinken mit nach Hause nehmen.   Kulinarische Alternativen wären Olivenöl, zum Beispiel aus Baeza in der Provinz Jaén, dem bedeutendsten Oivenanbaugebiet der Welt. Es sollte unbedingt Öl der Qualität virgen extra sein, die erste Pressung, so etwas wie der reine Saft der Olive. Oder Sherry – das Wort ist die englische Verballhornung des Städtenamens Jerez, im Süden Andalusiens. Eine Sherry-Marke hat auch eines der berühmtesten Wahrzeichen Spanien hervorgebracht: den Toro de Osborne, den Osborne-Stier, dessen Silhouette als Werbung immer wieder am Rande der Landstraßen auftaucht. Den Osborne-Stier gibt es als Andenken im Kleinformat. Spanischer geht’s kaum. Bleibt nur noch, darauf zu achten, beim Sherry keine der vielen Nachahmungen zu erwischen.