Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

In alten Dokumenten heißt es, der Stollen führte im Jahr 1899 bereits 150 Meter weit waagerecht ins Erdreich hinein. 1903 wurde von der Sparkasse ein Darlehen von 230 Mark gewährt zur Erneuerung des hölzernen Ausbaus des Bergwerks. 1911 bewirkte ein Gutachten des Gewerbeamts, dass die Wetzsteinproduktion in Jux eingestellt werden musste. Der Stolleneingang wurde mit Erde verfüllt. Drei Jahre später pachtete der Spiegelberger Geschäftsmann Johannes Weinmann den Stollen, ließ ihn wieder freigraben und nahm die Produktion wieder auf. 1922 wurde der Stollen erneut geschlossen, der Eingang verfüllt.

 

Schaible steht im rund zehn Grad kühlen Stollen, der von elektrischen Lampen beleuchtet wird. Er erzählt von anno dazumal – eine unterirdische Geschichtsstunde. Der Gymnasiallehrer, der seit Anfang August im (Un)Ruhestand ist, berichtet, dass sich im Stollen im letzten Produktionsjahr ein schwerer Unfall ereignet habe. „Die Juxer waren keine Bergleute, es wurde aber mit Dynamit gearbeitet.“ Bei dem Unfall sei ein Arbeiter getötet, ein anderer sei schwer verletzt worden. Der im Gesicht gezeichnete Mann sei im Raum Spiegelberg fortan als der „schwarze Karle“ bekannt gewesen.

Jetzt ist also rund ein Viertel des alten Bergwerks freigelegt, der Stollen ist so gut ausgebaut, dass er gefahrlos betreten werden kann. Alle 80 Zentimeter sind Stahlträger installiert. Ob eines Tages weiter gegraben wird, ist unsicher. Uwe Bossert sagt, es wäre wohl zu aufwendig. Manfred Schaible indes erzählt mit einem Funkeln in den Augen, dass es ihn schon arg interessieren würde, wie der verschüttete Stollen weiter hinten aussieht. In einem Bericht von 1899 habe der damalige Obersteiger Röhle protokolliert, dass „nur die ersten 60 Meter problematisch“ seien. Der Hobbyausgräber vermutet, dass das Bergwerk nach diesen 60 Metern noch im Originalzustand erhalten sein könnte, dass der Stollen im hinteren Bereich möglicherweise in massiven Stein gehauen worden sein könnte und deshalb vielleicht gar nicht hatte abgestützt werden müssen. Der Schultes guckt seinen Stellvertreter an und sagt: „Wenn es ein paar Leuten langweilig werden sollte, dann können sie ja eines Tages weitergraben.“