Knapp 100 Teilnehmer haben am Freitagnachmittag einen „Splashmob“ in Stuttgart gestartet – und sich ordentlich nass gemacht.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Sie tun’s tatsächlich: die beiden halb verkleideten jungen Menschen, die da mit einem großen Eimer Wasser auf mich zustürmen und „Eins, zwei, drei“ rufen, kippen mir gefühlte dreißig Liter über die Brust und nicht mal eine Sekunde später bin ich an diesem Freitagnachmittag der zweitnasseste Mensch auf dem Schlossplatz. Was gar nicht so einfach ist, wenn sich rund 100 Menschen zu einer Wasserschlacht mitten in der Stadt verabredet haben und die schon seit zwanzig Minuten läuft.

 

Den nassesten Typen in der City hängt zu diesem Zeitpunkt ein Hasenkostüm vom üppig behaarten Körper herab. Der Verein „Follow The White Rabbit“, dessen völlig im Sinne des Vereinsnamens gekleidete Protagonisten die meisten Anwesenden aus dem Stuttgarter Nachtleben (und einige von den K21-Demos) kennen, hat auf Facebook zum ersten „Splashmob“ Stuttgarts eingeladen. Streng nach Vereinsziel: es geht laut Selbstdarstellung der Hasen um „Phantasieförderung“. Nun wird die Wasserschlacht an diesem Freitagnachmittag auf dem Schlossplatz nicht neu erfunden. Aber gesplasht wird hier ohne Hemmungen. Ist ja nur Wasser. Macht Spaß.

Spritzpistolen wie Panzerfäuste

Meine Eltern haben meinen Super-Soaker aus Kindheitstagen irgendwann heimlich weggegeben. Ich muss mir die Waffen für diesen Spaß erstmal kaufen. Ein kurzer Check in der Spielwarenabteilung bringt die Erkenntnis: der Trend geht zu panzerfaustgroßen Modellen mit Fünf-Liter-Tank. Ich begnüge mich mit einer Version, um die mich zumindest meine Mitschüler in der Grundschule beneidet hätten. 3,99 Euro, da ist der Hunderterpack Wasserbomben im Budget noch drin.

Die Organisatoren vom SWR-Sommerfestival haben die beiden Brunnen am Schlossplatz absperren lassen. Kein Problem, auf der Königstraße gibt es noch mehr Wasserquellen. Alle sind jedenfalls gut vorbereitet, als die weißen Hasen um Punkt 16 Uhr die Pistolen zücken und den Inhalt des mitgebrachten Einkaufswagens lüften: Wasserbomben und ein Soundsystem, das 90er-Jahre-Dancemusik abspielt. Stichwort: DJ Bobo. Passt ja auch: diese Musik war in Mode, als die Anwesenden ihre ersten richtigen Wasserschlachten geschlagen haben. Nichtsdestorotz tummeln sich am Schlossplatz einige versprengte Sechsjährige und gewiss zwei, drei Vertreter der Generation Vierzig plus.

Eine Wasserschlacht, die ist gesund

Das Wasserschlachtengeschehen organisiert sich zunächst entlang einer gedachten Linie zwischen Jubiläumssäule und Pavillon. Stellungskampf. Im Wasserbombengewitter werden Supersoakersalven ausgetauscht. Irgendwann stürmt einer los und die Schlacht wird zum wilden Getümmel. An mir prallen die Wasserbomben praktischerweise ab, ein unsichtbares Schutzschild und mein mitgebrachtes Handtuch halten mich irgendwie trocken. Dafür spritze ich einem Schaulustigen die Zigarette aus – eine Wasserschlacht macht nicht nur Spaß, sie ist auch gesund!

Irgendwann erwischt es mich dann doch. Da ist aber schon die gelb-grüne Schildkröte aufgetaucht, auf die sich alle stürzen. Später rollt ein in knalliges Gelb gehüllter Neopren-Softporno-Club den Splashmob schlossparkseitig auf. Längst hat einer die Absperrgitter an einem der Brunnen geöffnet und die mutigsten Hasen platschen direkt ins erfrischende Nass. Das nämlich ist das Allerbeste an einem Splashmob, zumal bei so tollem Sommerwetter: er kühlt ab, er macht gute Laune. Und alle finden’s irgendwie lustig.