Es gilt in den nächsten Wochen und Monaten nach den Anschuldigungen von Athletinnen gegenüber ihren Trainerinnen am Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden viele Fragen zu klären, darunter diese: Was wird aus der erhofften Hallenerweiterung?

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Fellbach-Schmiden - Für Jana Berezko-Marggrander beginnt am Montag ein neuer Lebensabschnitt. Nach ihrem Realschulabschluss steigt die deutsche Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik vom TSV Schmiden dann bei der Bundeswehr ein. Sie wird die zweite Sportsoldatin des Schmidener Bundesstützpunkts nach Judith Hauser aus der Nationalgruppe. Sechs Wochen Grundwehrdienst in Hannover stehen zum Auftakt auf dem Plan.

 

Der Zeitpunkt ist ganz geschickt. Denn zurzeit ist noch offen, wer die diese Woche trainingsfreien Jana Berezko-Marggrander und Laura Jung künftig beim Üben anleitet. Ihre bisherige Trainerin, die Schmidener Cheftrainerin Galina Krilenko, wurde in der vergangenen Woche freigestellt (wir haben berichtet). Bei der kommunizierten Handgreiflichkeit bei den Weltmeisterschaften 2011 in Montpellier, die ihr vorgeworfen und von ihr bestritten wird, soll es sich konkret um einen Schlag ins Gesicht der Athletin Laura Jung handeln.

Es ist bereits der zweite große Vorfall dieser Art binnen weniger Monate. Im Juni beschuldigte die nach Halle/Saale heimgekehrte Schmidener Ex-Athletin Katerina Luschik in einem offenen Brief Karina Pfennig und Natalia Stepanova, die Teamchefin und die Bundestrainerin der Nationalgruppe, schwer. Ihre Mutter stellte eine Strafanzeige wegen Körperverletzung, Beleidigung, Nötigung und einem Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz, wenig später trennte sich der Deutsche Turner-Bund von Karina Pfennig.

Schulrektor sieht Verbesserung der Bedingungen

Galina Krilenko ist beim TSV Schmiden angestellt und wird vom Schwäbischen Turnerbund bezahlt – der Verband hat die jüngsten Vorwürfe auch selbst öffentlich gemacht. Dieser Fall ist mithin auch ein Fall für Rolf Budelmann. „Wir sind da permanent im Gespräch. Die Sache ist natürlich ganz fürchterlich. Aber es muss erst die ganze Faktenlage recherchiert werden, bevor man da etwas macht“, sagt der Geschäftsführer des TSV Schmiden.

Marcus Vornhusen, der Rektor des Schmidener Gustav-Stresemann-Gymnasiums (Bundesstützpunkt-Partnerschule) begleitet die Entwicklungen seit Monaten mit Sorge – und vernimmt nun Signale, die ihm Zuversicht machen. „Es gibt eine Verbesserung der Bedingungen. Es ist positiv zu sehen, dass eine Athletin nun wagt, sich zu äußern. Es wurde eine Struktur geschaffen, die das möglich macht“, sagt der Schulleiter. „Wir haben uns immer gewünscht, dass eine Sportlerin aus der Halle gehen kann und weiß, an wen sie sich wenden kann, wenn es ihr schlecht geht. Es ist eine spannende Frage, ob noch andere etwas sagen können oder wollen.“ Auf Michael Breuning vom Schwäbischen Turnerbund, der im Juli zum Standortmanager ernannt wurde, hält er große Stücke: „Wir setzen viel Hoffnung in ihn.“

In den Haushaltsberatungen der Stadt Fellbach wird es schon bald auch um die geplante Hallenerweiterung am Schmidener Bundesstützpunkt gehen. Zwei neue Trainingsflächen und Nebenräume sollen entstehen. Es fehlt nach der Zusicherung der Bundesmittel nur noch die Zustimmung des Gemeinderates, damit das rund drei Millionen Euro teure Projekt umgesetzt werden kann. „Die Hallenerweiterung würde eine enorme Entlastung bringen“, sagt Marcus Vornhusen. „Der Sport und die Sportlerinnen gehören hierher. Wir brauchen die Hallenerweiterung, um die Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport besser gestalten zu können.“