Das deutsche Team aus Fellbach-Schmiden ist bereit für die Weltmeisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik in Stuttgart, die vom 7. bis 13. September in der Porsche-Arena ausgetragen werden.
Fellbach-Schmiden - Der Weg zu den Weltmeisterschaften ist ausnahmsweise einmal nicht Hunderte oder gar Tausende von Kilometern weit für die Athletinnen vom Bundesstützpunkt der Rhythmischen Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden. Nach Flugreisen nach Mie (Japan), Moskau, Montpellier, Kiew und zuletzt Izmir geht es diesmal nur einmal den Berg runter – in den Nachbarort Bad Cannstatt. Denn die Titelkämpfe werden vom 7. bis 13. September in der nur sieben Kilometer entfernten Stuttgarter Porsche-Arena ausgetragen. „Ich war bereits 2013 und 2014 bei einer WM dabei, aber im eigenen Land ist es etwas Besonderes“, sagt Daniela Poptapova aus der Nationalgruppe, und ihre Teamgefährtin Darja Sajfutdinova fügt an: „Unfassbar, dass so ein riesiges Event bei uns zu Hause stattfindet.“
Es sind noch 40 Tage bis zum Beginn der Heim-WM. Nach aktuellem Stand werden 161 Einzelgymnastinnen sowie 141 Gruppengymnastinnen aus 60 Nationen antreten, wobei die namentliche Meldung der Sportlerinnen erst am 5. August folgt. Da die Weltmeisterschaften jedoch auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro enthalten, ist mit dem Start aller Szenegrößen wie der russischen Titelverteidigerin Yana Kudryavtseva zu rechnen.
Es geht auch um die Olympiaqualifikation
5000 Zuschauer passen bei den Wettkämpfen in die Halle, der Kartenverkauf läuft seit vergangenem September. „Speziell die Finalveranstaltungen sind heiß begehrt. Wer sich noch ein Ticket sichern will, sollte jetzt schnell zuschlagen“, sagt Wolfgang Drexler, der Präsident des Schwäbischen Turnerbundes (STB). „Ich lege allen die Einzelfinals am Dienstag und Donnerstag besonders ans Herz. Hier werden die ersten WM-Titel vergeben, und dazu gibt es ein attraktives Rahmenprogramm.“
Die beiden deutschen Solostarterinnen aus Fellbach-Schmiden werden kaum etwas mit diesen Entscheidungen der jeweils besten acht mit den einzelnen Geräten zu tun haben. Die Deutsche Meisterin Jana Berezko-Marggrander und die Vizemeisterin Laura Jung turnen um die direkte Olympiaqualifikation (mindestens Rang 15 im Mehrkampf) oder zumindest eine zweite Qualifikationsmöglichkeit beim olympischen Testturnier im April 2016 in Rio.
Die Nationalgruppe um die Kapitänin Rana Tokmak muss für das Olympiaticket unter die ersten acht kommen – was für sie gut machbar sein sollte. Sieben Bewerberinnen kämpfen zurzeit noch um die sechs Plätze in der Formation. „Die Auswahl wird nicht einfach, denn alle sieben sind leistungsstark und erfahren“, sagt die neue deutsche Teamchefin Katja Kleinveldt. „Alle sind gut drauf und zuversichtlich.“
Weltcups und Trainingslager in Kienbaum stehen bevor
Nach dem Skandaljahr 2014 mit schweren Vorwürfen von Athletinnen gegenüber Trainerinnen wegen deren Methoden läuft der Übungsbetrieb in Fellbach-Schmiden mittlerweile wieder reibungslos. Als Chefin für das Einzel beerbte Natallia Raskina ihre weißrussische Landsfrau Galina Krilenko, deren Gerichtsverfahren wegen einer Handgreiflichkeit im Juli aus Geringfügigkeit eingestellt wurde. Im zweiten Fall um die Schmidener Ex-Gymnastin Katerina Luschik stehen die Ermittlungen nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Stuttgart ebenso vor dem Abschluss.
Für die Einzelathletinnen stehen jetzt noch zwei Weltcups in Budapest und Kasan im August auf dem Plan, ehe es ins abschließende Trainingslager nach Kienbaum bei Berlin geht. Die Nationalgruppe bestreitet das gleiche Programm plus zusätzlich noch den Weltcup in Sofia. Die Sportlerinnen dürften bis zum WM-Beginn in 40 Tagen dann ebenso gut vorbereitet sein wie die Organisatoren. Die Unterbringung der Gäste in sieben verschiedenen Hotels mit insgesamt 5918 Übernachtungen steht.
Die 350 freiwilligen Helfer aus aller Welt schlafen derweil im Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasium. Das ist noch näher an der Porsche-Arena dran als der Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden.