Gerade in Hotels und Gaststätten bieten sich viele Möglichkeiten für einen Einstieg von ausländischen Arbeitskräften – selbst wenn es noch Sprachdefizite gibt, findet StZ-Redakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Je besser sie Deutsch sprechen, desto näher sind sie am Kunden dran“, sagt der Dehoga-Präsident Fritz Engelhardt über ausländische Beschäftigte im Hotel- und Gastgewerbe. Man könnte seinen Satz aber auch umdrehen und sagen: „Je näher sie am Kunden dran sind, desto schneller werden sie die Sprache lernen.“ Manchem Restaurantbesucher mag angesichts der Vorstellung, von einem Kellner bedient zu werden, dem man die Bestellung langsam, vielleicht ein zweites Mal oder in Englisch in den Block diktieren muss, der Appetit vergehen. In der Praxis lässt sich mit einem freundlichen Lächeln und einem Mindestmaß an Verständnis aber so manche Sprachbarriere aus dem Weg räumen. Im Italien-Urlaub scheitert die Bestellung im Restaurant oder die Zimmerreservierung im Hotel auch nicht an mangelnden Sprachkentnissen.

 

Wenn eine Servicekraft aufmerksam und freundlich ist – das gilt im Übrigen auch für alle Muttersprachler mit Nachholbedarf in diesem Bereich –, funktioniert die Kommunikation für eine Weile auch ohne tiefere Kenntnis der deutschen Grammatik. Natürlich wäre es am besten, wenn genügend Sprachkurse für alle Flüchtlinge mit Bleibeperspektive zur Verfügung stünden. Doch es gibt sie nun einmal nicht. Die Menschen, die arbeiten wollen, sollten nicht darunter leiden und sinnlos herumsitzen müssen, während sie auf einen Platz im Sprachkurs warten. Auch die Branche selbst ist dringend auf Arbeitskräfte angewiesen, wenn sie weiterwachsen will. Ohne ausländische Beschäftigte hätten die stark gestiegenen Mitarbeiterzahlen in den vergangenen Jahren nahezu stagniert.

Gerade in Hotel- und Gaststättenbetrieben bieten sich vielfältige Möglichkeiten, Neulinge auch durch einfache Tätigkeiten an die Arbeit heranzuführen – Stichwort: Tellerwäscher und Gemüseschäler. Was die Betreffenden im direkten Umgang mit Kollegen und Kunden in kurzer Zeit lernen können, übertrifft jedes Rollenspiel im Sprachunterricht. Die Realität ist nun einmal der beste Deutschkurs.