Billiger geht’s nimmer: Dieseldiebe knacken fremde Lkw-Tanks, um sich Sprit fürs eigene Fahrzeug zu besorgen. Während der Kraftstoff-Klau in der Region besonders auf Baustellen grassiert, blieb Stuttgart in den vergangenen Monaten ein Ort der Ruhe. Doch das hat sich jetzt geändert.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Ruhe war verdächtig: Seit Jahresbeginn hat es in Stuttgart keine Dieseldiebstähle mehr gegeben – solche Taten spielten sich vorwiegend in den umliegenden Landkreisen ab. Gab es in der Landeshauptstadt etwa zu wenig Tatgelegenheiten? War das Spritpreisniveau zu niedrig? Für die Polizei in Zuffenhausen ist es mit dieser Ruhe vorbei. In der Ludwigsburger Straße, in Sichtweite zur Friedrichswahl, bedienten sich Unbekannte an zwei abgestellten Lastwagen.

 

„Die Tat spielte sich im Bereich einer Tankstelle ab“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann, „allerdings gibt es keine Hinweise auf mögliche Täter.“ Die gibt es in solchen Fällen selten – die Aufklärungsquote ist entsprechend gering. Betroffen waren am Dienstag zwei Lkw. Ein 52-jähriger Lkw-Fahrer bemerkte gegen 7 Uhr die Tat und alarmierte die Polizei. An seinem Fahrzeug wurde der Tankdeckel aufgebrochen und der Inhalt abgezapft. Nun fehlen mehrere Hundert Liter Diesel – etwa 75 Prozent des Tankinhalts sind weg. Bei einem weiteren Laster wurden aus einem unverschlossenen Tank ebenfalls Kraftstoff gestohlen. Die Polizei bittet um Hinweise über Telefon 07 11 / 89 90 - 37 00.

ICE-Neubaustrecke ist ein beliebter Tatort

Für Dieseldiebe schien Stuttgart eher eine Bannmeile zu sein. Man muss lange zurückblicken, ehe man den letzten spektakuläreren Fall findet. Im März 2016 hatten Unbekannte auf einer Baustelle an der Rotwiesenstraße in Birkach die Tanks mehrerer Baumaschinen aufgebrochen. Weil die Tanks weitgehend leer waren, gab es nur wenig Beute.

Dafür sind die Abzapfer in der Region umso aktiver. Und gehen ziemlich rigoros vor. Am vergangenen Wochenende waren Unbekannte in Denkendorf (Kreis Esslingen) auf der Baustelle der ICE-Neustrecke zwischen Stuttgart und Ulm am Werk. Die Täter stachen einfach Löcher in die Tanks zweier Lkw, in denen sich 200 Liter Kraftstoff befanden. Durch die rabiate Methode ging aber ziemlich viel daneben. Der Sprit gelangte ins Erdreich und in die Kanalisation. Neben der Feuerwehr musste noch eine Spezialfirma angefordert werden, die den Diesel aus der Rückhalteeinrichtung am Kloster Denkendorf abpumpen musste, um zu verhindern, dass Kraftstoff in die Körsch gelangt.

Der letzte Täter wurde im Januar erwischt

In der vergangenen Woche wurde an der Bahn-Baustelle bei Wendlingen ein vollgetankter Kettenbagger entleert – die Täter erbeuteten 500 Liter Diesel. 280 Liter Diesel verschwanden in Oberstenfeld im Kreis Ludwigsburg aus einem Muldenkipper. In allen Fällen gibt es keine heiße Spur.

Wer die Täter sind, darüber kann die Polizei nur spekulieren. Denn die Dieseldiebe werden – im Gegensatz zu Tankstellenbetrügern, die von Überwachungskameras gefilmt werden – nur selten gefasst. Der letzte Ermittlungserfolg liegt schon länger zurück. Am 12. Januar wurde in Leonberg (Kreis Böblingen) ein Transporter gestoppt, dessen Fahrer zuvor von einer Zeugin beobachtet worden war, wie er an einem Lkw Diesel abzapfte. Die Beamten stießen auf einen 48-Jährigen, dessen Fahrzeug mit falschen Kennzeichen aus seinem Heimatland Bulgarien ausgestattet war. Offenbar wohnte er in dem Fahrzeug, in dem sich Kanister und Schläuche befanden. Der Mann bestritt die Tat – roch allerdings stark nach Diesel. Er wurde angezeigt, erkennungsdienstlich behandelt und wieder auf freien Fuß gesetzt.