Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ziehen für 2011 eine positive Bilanz. Künftig werden sie von der Stadt aber weitere Zuschüsse benötigen.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) haben in den vergangenen zwölf Monaten das „größte Wachstum seit zehn Jahren erzielt“. Der kaufmännische Vorstand Jörn Meier-Berberich betonte bei der Vorstellung der Bilanz für 2011, dass „unsere deutlichen Fahrgastzuwächse auf gute Rahmenbedingungen für den Nahverkehr und das weiter verbesserte Angebot zurückzuführen sind“. Besonders erfreulich sei, „dass wir im Berufsverkehr erneut gewachsen sind“. Dieses wichtige Segment biete auch in Zukunft noch Steigerungsmöglichkeiten. Beim Transport von Schülern und Azubis müsse aber schon in diesem Jahr von September an mit deutlichen Einschnitten gerechnet werden.

 

„Der erfreuliche Trend zum Nahverkehr hält an“, so Meier-Berberich. Dank der 2011 eingeführten VVS-Jahreskarten mit monatlicher Abbuchung habe man die Zahl der Stammkunden verdreifachen können. In Zukunft sollten auch digitale Kanäle stärker beim Fahrscheinverkauf genutzt werden. „Wir wollen für die Kunden schneller und bequemer werden“, so der SSB-Manager. Dazu gehöre auch die neue Mobilitätskarte, die der VVS von Herbst an als neuen Verbundpass einführen werde. Damit könnten auch Leihräder und Leihfahrzeuge einfach gebucht werden.

Die SSB werden künftig mehr Zuschüsse von der Stadt brauchen

Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 192 Millionen Fahrgäste die Busse und Bahnen der SSB. Die Fahrgeldeinnahmen stiegen um 5,1 Prozent auf knapp 197 Millionen Euro: Die Gesamteinnahmen des städtischen Nahverkehrsunternehmens beliefen sich auf 302,5 Millionen Euro, die Aufwendungen auf 320,9 Millionen Euro. Deshalb benötigen die SSB für 2011 von der Stadt einen Ausgleichsbetrag von 18,4 Millionen Euro (Vorjahr 19,3 Millionen Euro). „Künftig wird sich dieser Zuschussbedarf aber wegen der verstärkt notwendigen Sanierungsmaßnahmen und Angebotsverbesserungen wieder erhöhen“, sagte Meier-Berberich.

Der SSB-Manager bezeichnete die für 2013 geplante Tarifanhebung um 2,9 Prozent als notwendig, um die gestiegenen Personal- und Energiekosten abzufangen. „Wir wollen auch den Qualitätsstandard, der unseren Kunden sehr wichtig ist, weiterhin hoch halten.“ Die SSB-Aufsichtsräte stimmten der Tarifanhebung am Dienstag zu. Die endgültige Entscheidung darüber wird aber erst am 10. Juli bei der Sitzung des VVS-Aufsichtsrates fallen. Die Preise für die einzelnen Fahrscheine sollen dann im Herbst festgelegt werden.

Zugestimmt haben die Aufsichtsräte auch der Verlängerung des Vertrags des technischen Vorstands Wolfgang Arnold um drei Jahre. Der weit über Stuttgart hinaus als exzellenter Fachmann bekannte Eisenbahningenieur soll über das Ruhestandsalter hinaus bis Ende 2018 für die SSB arbeiten. Arnold hat in den vergangenen Jahren viele technische Details im Zusammenhang mit Stuttgart 21 mit der Deutschen Bahn erfolgreich verhandelt. „Deswegen haben wir ihn gebeten, noch etwas länger als üblich weiterzumachen“, erklärte der Personalvorstand Reinhold Bauer.

Bald soll die Verbindung zum Flughafen stehen

Insgesamt investierten die SSB in den vergangenen zwölf Monaten 48 Millionen Euro. Das Geld floss vor allem in die Verlängerung der Stadtbahnstrecke U 6 bis ins Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost und der U-15-Strecke zwischen Zuffenhausen und Stammheim. Auf beiden Linien gebe es einen erfreulichen Anstieg der Fahrgastzahlen, hieß es. Außerdem informierte Arnold über aktuelle Planungen. Schon bald solle die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 zum Flughafen auf den Weg gebracht werden. Damit in enger Verbindung stehe auch der Ausbau der Linie U 5 über Leinfelden hinaus.

Der in der Region Stuttgart von vielen Unternehmen beklagte Nachwuchs- und Mitarbeitermangel ist für die SSB noch kein Problem. „Die Arbeitsplätze sind attraktiv, weil die SSB ein angesehenes Unternehmen sind“, sagte Bauer. Ende 2011 habe man mehr als 2800 Mitarbeiter beschäftigt. Die Herausforderungen durch die demografische Entwicklung wollen die SSB in einem Forschungsprojekt analysieren. Dabei geht es unter anderem auch um die Frage, ob sich durch Mischarbeitsplätze einseitige Belastungen vermeiden lassen.