Lokales: Sybille Neth (sne)

Florian Holzner, 16 Jahre Der Streik lässt manchen kalt. Andere hingegen frieren. Die erste Unterrichtsstunde an der Waldorfschule am Kräherwald verbringt Florian Holzner direkt neben der Heizung. Seine steif gefrorenen Finger wärmt er am Heizkörper. Um 6.45 Uhr ist er in Weinstadt auf seinen Roller gestiegen. Mehr als 30 Kilometer zuckelte er über Landstraßen nach Stuttgart, die Fahrt dauerte eine Stunde. "Auf dem Roller zieht es ja besonders", erzählt Holzner. Dass er seine Winterkleidung in Schichten übereinander trägt, hat ihm kaum geholfen. Und abends muss er wieder hinaus in die Kälte. Ihn ärgert es, dass er für sein Abo zahlt, jetzt aber dennoch Geld für Benzin ausgeben muss. "Ich überlege mir, ob ich mir mit 18 nicht doch ein Auto kaufen soll", sagt der 16-Jährige.

 

Seine Mitschülerin Theresa Wildhirt aus Schönberg hat es besser. Ihr Vater konnte sie mitnehmen, weil er selbst in der Innenstadt arbeitet. "Weil er aber einen Termin hatte, musste er mich auf dem Weg absetzen", sagt die 16-Jährige. Zu Fuß brauchte sie zwanzig Minuten bis zur Schule - zwanzig Minuten, in denen sie Unterricht verpasst hat. Am Freitag steht eine wichtige Klassenarbeit an. "Ich habe Angst, dass ich das Entscheidende für die Arbeit verpassen könnte."