Die Stadtverwaltung Fellbach sorgt sich um das für sie überraschend in die Insolvenz geratene Bauprojekt des Gewa-Towers. Die neue OB Gabriele Zull würde helfen, aber wie? Die Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt.

Fellbach - Die neue Oberbürgermeisterin in Fellbach, Gabriele Zull, verfolgt die Entwicklungen um den Gewa-Tower aufmerksam, doch weist sie darauf hin: „Der Insolvenzverwalter ist nun ,Herr des Verfahrens“. Sofern er Unterstützung durch die Stadtverwaltung benötigt, um den Fertigbau des Wohnturms in Gang zu bringen, will die Stadt sie geben: „Soweit es in unserer Hand liegt, werden wir alles tun, das weitere Verfahren intensiv und konstruktiv zu begleiten und unterstützen“, kündigt die OB an und schränkt ein: Allerdings seien bei einem solchen rein privaten Bauvorhaben die Handlungsmöglichkeiten der Stadt naturgemäß begrenzt. In der Antwort auf eine frühere Anfrage unserer Zeitung hat die OB schon einmal die denkbare Möglichkeit einer Bürgschaft zugunsten des Projekts ausgeschlossen.

 

Vorläufiger Insolvenzverwalter ist jetzt der entscheidende Ansprechpartner

Nicht die Stadt, sondern der vorläufige Insolvenzverwalter sei jetzt der wichtigste und entscheidende Ansprechpartner für alle Gläubiger der Projektgesellschaft Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG. Die Stadt, so kündigt Gabriele Zull an, will nun möglichst rasch Gespräche mit dem Insolvenzverwalter führen, um an klare Informationen zu gelangen. Bislang sei auch sie nur mittelbar durch die Kapitalmarktmeldungen der Gewa sowie auch Presseberichte über die Entwicklungen informiert.

Für die Stadtverwaltung kommt der an diesem Montag gestellte Insolvenzantrag überraschend, weil erst im September das Richtfest für das dritthöchste Wohnhaus in Deutschland gefeiert worden war. Seit Anfang November ist die OB als Nachfolgerin von Christoph Palm im Amt. Sie hat sich den Start als Stadtoberhaupt sicherlich anders vorgestellt als zunächst mit dem Stopp für die prominenteste Baustelle der Stadt und der Mitteilung über notwendige Gespräche zwischen der Gewa 5 to 1 GmbH & Co. KG als Bauherrn und dem Generalunternehmer Baresel GmbH. Schon gar nicht hatten die Beamten mit der Mitteilung vom Freitag vergangener Woche gerechnet, dass die Gewa 5 to 1 GmbH & Co. KG einen Insolvenz stellen wird, was postwendend am Montag geschehen ist.

Die Oberbürgermeisterin hegt Hoffnung

So bleibt auch für die Amtsträgerin vorerst Hoffnung: „Im Interesse aller,“ schreibt Gabriele Zull, „insbesondere auch derer, die bereits Wohnungen im Turm erworben haben, hoffe ich auf eine zügige Abwicklung im Insolvenzverfahren und darauf, dass das schon weit fortgeschrittene Bauprojekt möglichst zeitnah fortgesetzt und zu einem guten Ende gebracht werden kann.“

Projekt seit 2006 umstritten

Seit der ersten Präsentation der Pläne durch den Gewa-Chef Michael G. Warbanoff im Jahr 2006 ist der Turm in Fellbach umstritten, gerade wegen seiner Höhe, damals noch auf 85 Meter bemessen, von anderen wegen seiner schlanken Eleganz geschätzt. Informationsveranstaltungen mit dem Modell des Tower-Architekten Jörg Wolf waren stark besucht. Erst 2008 ist die vorher jahrelang auf dem Areal zwischen der Schorndorfer und der Eberhardstraße stehende Hotelruine, ebenfalls in der Bauzeit in die Pleite geschlittert, abgerissen worden. Wegen Finanzierungsschwierigkeiten erfolgte der erste Spatenstich und damit der Baustart erst am 28. Mai 2014. Zuvor hatte sich eine Bürgerinitiative „Fellbach ist nicht Manhattan“ gebildet, die aber aus rechtlichen Gründen mit ihrem Vorhaben, einen Bürgerentscheid zu erzwingen, scheiterte.

Auch in diesen Tagen befeuert die Turm-Misere wieder das kommunalpolitische Gezänk im Gemeinderat Fellbach: Der SPD-Fraktionsvorsitzende, Andreas Möhlmann, hat der Ratsmehrheit erneut vorgeworfen, sie hätte Ende 2013 das Projekt noch ohne Regressanspräche beenden können, nachdem der Investor Warbanoff damals nicht geschafft hatte, die vereinbarte Finanzierung einer Bank zu liefern. Dass die CDU- und die FW/FD-Fraktion dann Mitte 2014 auch noch eine Risiko-Anleihe als Finanzierungsnachweis genehmigt haben, sei ein weiterer Fehler gewesen: „Beide Fraktionen tragen die politische Verantwortung für die jetzige Misere“, sagt Möhlmann. Die angesprochenen Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Spieth und Ulrich Lenk hoffen aber in ihren Stellungnahmen gegenüber unserer Zeitung weiterhin, dass das prestigereiche Projekt noch gelingt.

Teile der ursprünglichen Gesamtbebauung sind bereits verkauft worden

Um den Turm realisieren zu können, hat die Firma Gewa 5 to 1 mehrfach umgeplant und die Randbebauung mit bis zu fünfstöckigen rotbraunen Wohnhäusern an die Firma Weissenburger abgegeben. Diese Häuser stehen kurz vor der Fertigstellung. Das ebenfalls am Rand des Turms gelegene Hotel hat die Gewa 5 to 1 vor kurzem ebenfalls verkauft, wie es in Immobilienkreisen heißt für elf Millionen Euro. Bestätigt wurde dieser Betrag nicht, auch der private Investor ist dabei nicht genannt worden. Dieses Geld fließt allerdings erst, wenn das Hotel – laut Plan im ersten Quartal 2017 – fertiggestellt und vom Investor abgenommen wird. Die Hochhaus-Wohnungen sind dagegen nur schleppend verkauft worden, zum Zeitpunkt des Baustopps waren es 45, also etwa 68 Prozent der Wohnungen. Vor allem die oberen, teureren Wohnungen stellten sich als schwer verkäuflich heraus, was letztlich zu den finanziellen Schwierigkeiten der Warbanoff-Firma führte.