Die Gemeinden in der Fläche werden also doppelt in Mitleidenschaft gezogen. Die natürliche, demografisch bedingte Schrumpfung sorgt für einen Bevölkerungsschwund. Hinzu kommt die steigende Abwanderungstendenz der Jüngeren, vor allem jene im Ausbildungsalter. Dadurch wird das Negativwachstum noch verstärkt. Vor allem kleinere Gemeinden „ohne leistungsfähige Infrastruktur“ werden es mit dem Problem „einer forcierten Alterung mit weitreichenden Auswirkungen auf die örtliche Daseinsvorsorge“ zu tun bekommen, sagen die Forscher voraus.

 

Warum ist das so? Grundsätzlich werden große Städte für junge Menschen als Wohn- und Lebensort wieder attraktiver, wird spekuliert. „Denkbar ist auch, dass angesichts steigender Energiekosten Standorte mit guter Erreichbarkeit und Infrastruktur als Wohnorte präferiert werden“, schreiben die Forscher.

Diese Entwicklung könnte „das siedlungsstrukturelle Echo des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaft“ sein, heißt es auf wissenschaftlich. Der bisherige ökonomische Erfolg der Provinz kann über ein Faktum nicht hinwegtäuschen: Der ländliche Raum besitzt weit weniger Wissenskapital als die Zentren. Und genau das könnte in der Wissensökonomie zu einem Nachteil werden.

Zu wenige Hochschulabgänger

Im Durchschnitt liegt der Anteil der Hochschulabsolventen unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg (2009) bei 11,2 Prozent. In den Verdichtungsräumen waren es aber 14,4, im eigentlichen ländlichen Raum hingegen nur 5,6 Prozent.

Trotz Internet und Kommunikationsrevolution sehen die Ökonomen im „personengebundenen Wissenstransfer“ einen wichtigen Standortfaktor im globalen Wettbewerb. Dieser sei in „verdichteten Siedlungsstrukturen“ nun mal einfacher zu bewerkstelligen. Die wissensintensive Produktion von Gütern und Dienstleistungen sei in großen Städten „mit ihren dichtebedingt überdurchschnittlichen Kontakt- und Austauschmöglichkeiten“ sowie der kompakten Hochschullandschaft begünstigt, glauben die Entwicklungsplaner.

Stadtflucht statt Landflucht

Aus all diesen Gründen haben die Menschen im ländlichen Raum keinen Grund gesehen, diesem den Rücken zu kehren. „In den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verlief die Veränderung von Beschäftigung und Bevölkerung im ländlichen Raum des Landes sogar meist günstiger als in den Verdichtungsräumen.“ Menschen verließen die Städte und zogen vor deren Tore oder gleich richtig hinaus aufs Land.

Das ist allerdings vorbei.

Der demografische Wandel sorgt seit einigen Jahren dafür, dass sich der Trend umkehrt. Das „könnte das bisher hohe Maß an wirtschaftlicher Prosperität und Lebensqualität im ländlichen Raum mittel- bis langfristig in Frage stellen“. Diesen Schluss ziehen Forscher des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart aus ihren Untersuchungen. Sie waren vom Ministerium für den Ländlichen Raum beauftragt worden, sich das flache Land und dessen Zukunftschancen genauer anzusehen.

Es ist aber nicht allein die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden und sich das Potenzial der Erwerbspersonen stark verringern wird, die den Wandel diktiert. In jüngerer Zeit ist ein verändertes Wanderungsverhalten vor allem junger Familien zu beobachten, das diesen umgekehrten Trend verstärkt. Sie zieht es wieder mehr und mehr in die Städte. Man spricht bereits von Re-Urbanisierung.

Kommunen müssen Vorsorge treffen

Die Gemeinden in der Fläche werden also doppelt in Mitleidenschaft gezogen. Die natürliche, demografisch bedingte Schrumpfung sorgt für einen Bevölkerungsschwund. Hinzu kommt die steigende Abwanderungstendenz der Jüngeren, vor allem jene im Ausbildungsalter. Dadurch wird das Negativwachstum noch verstärkt. Vor allem kleinere Gemeinden „ohne leistungsfähige Infrastruktur“ werden es mit dem Problem „einer forcierten Alterung mit weitreichenden Auswirkungen auf die örtliche Daseinsvorsorge“ zu tun bekommen, sagen die Forscher voraus.

Warum ist das so? Grundsätzlich werden große Städte für junge Menschen als Wohn- und Lebensort wieder attraktiver, wird spekuliert. „Denkbar ist auch, dass angesichts steigender Energiekosten Standorte mit guter Erreichbarkeit und Infrastruktur als Wohnorte präferiert werden“, schreiben die Forscher.

Diese Entwicklung könnte „das siedlungsstrukturelle Echo des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaft“ sein, heißt es auf wissenschaftlich. Der bisherige ökonomische Erfolg der Provinz kann über ein Faktum nicht hinwegtäuschen: Der ländliche Raum besitzt weit weniger Wissenskapital als die Zentren. Und genau das könnte in der Wissensökonomie zu einem Nachteil werden.

Zu wenige Hochschulabgänger

Im Durchschnitt liegt der Anteil der Hochschulabsolventen unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg (2009) bei 11,2 Prozent. In den Verdichtungsräumen waren es aber 14,4, im eigentlichen ländlichen Raum hingegen nur 5,6 Prozent.

Trotz Internet und Kommunikationsrevolution sehen die Ökonomen im „personengebundenen Wissenstransfer“ einen wichtigen Standortfaktor im globalen Wettbewerb. Dieser sei in „verdichteten Siedlungsstrukturen“ nun mal einfacher zu bewerkstelligen. Die wissensintensive Produktion von Gütern und Dienstleistungen sei in großen Städten „mit ihren dichtebedingt überdurchschnittlichen Kontakt- und Austauschmöglichkeiten“ sowie der kompakten Hochschullandschaft begünstigt, glauben die Entwicklungsplaner.

Noch komplizierter wird die Sache dadurch, dass das Bild nicht in striktem Schwarz-Weiß gezeichnet werden kann. Es gab auch schon vor der Jahrtausendwende ländliche Gebiete, die keineswegs so erfolgreich waren wie andere. Es gibt aber auch heute noch Flächenregionen, die sich entgegen dem Trend sehr gut halten. Vor allem in Oberschwaben, etwa um Biberach herum, liegen etliche Gemeinden, die weiter nach vorne streben.

Kleinkindbetreuung bleibt Thema

Das macht natürlich auch die Handlungsempfehlungen an Kommunal- und Landespolitik einigermaßen unübersichtlich. Zwei Ansagen könnten freilich allgemein gelten: Ausschließlich auf die Zuwanderung von Menschen und die Ansiedlung von Unternehmen zu setzen, empfiehlt sich für Kommunalpolitiker nicht. Vielmehr müssten sie Sorge dafür tragen, dass sich ihre Gemeinde aktiv an die sich ändernden demografischen Randbedingungen anpasst.

Die Landespolitik hingegen muss die Frage beantworten, wie sie die Bildungseinrichtungen in der Fläche aufwerten kann. Maßnahmen in dem Zusammenhang könnten auch die Integration von Migranten begünstigen. Um schließlich Frauen den (Wieder-)Einstieg in ein qualifiziertes Berufsleben leichter zu machen, bleibt auch die Verbesserung der Kleinkindbetreuung ein Thema für Land und Kommunen.