Ein Workshop im Bürgerhaus entwickelt Strategien für ein energieeffizienteres Stuttgart. Hierfür sollen, beispielsweise durch Workshops, auch Kinder und Jugendliche verstärkt ins Boot geholt werden.

Rot - Stuttgart beteiligt sich am Bundeswettbewerb „Stadt mit Energie-Effizienz“ (SEE) und will bis 2020 rund 20 Prozent weniger Energie verbrauchen als im Jahr 1990. Die Strategien dafür entstehen in Heslach, in Sillenbuch – und im Stadtteil Rot. Gerade dort erhofft man sich Vorschläge für Energieeinsparungen, die auch für Mieter in Wohnblocks umsetzbar sind. Die hohe Schuldichte soll ermöglichen, dass auch Kinder und Jugendliche verstärkt ins Boot geholt werden können.

 

Energieeffizienz ist nicht immer gleich umweltkonform

Am Samstag traf der von Bürgerverein, Umweltamt und von der Universität Stuttgart initiierte Workshop „Energie in Zukunft – was können wir heute vor Ort dafür tun?“ also erstmals im Roter Bürgerhaus zusammen. Gemeinsam sammelten die Teilnehmer einen Nachmittag lang Vorschläge, wie sich vor allem in den Bereichen Wohnen und Mobilität Strom sparen lässt. Es wurde freilich auch deutlich, dass Energieeffizienz ein ganzer Wirtschaftszweig mit nicht unbedingt umweltkonformen Interessen ist, ein Beispiel dafür war die Abwrackprämie. Oder wie war das mit den Glühbirnen? Die verbrauchen mehr Energie, sind böse und gehören verboten, befand der Staat – und versteuert die neuen Energiesparlampen nun mit 19 anstelle der bisherigen sieben Prozent – ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Es gilt also abzuwägen – das wurde auch in den Gesprächsrunden am Samstag deutlich: Eine bessere Steuerung des Verkehrsflusses verhindere Staus und helfe Energie zu sparen, schlug einer der Teilnehmer vor. Und erhielt sogleich die Antwort. „Wir sind eine Ausweichstrecke bei Staus auf der Heilbronner Straße; soweit ich weiß, soll es sich dann extra auch bei uns stauen, damit wir nicht im Ausweichverkehr und im Feinstaub ersticken.“ Ein wahrhaft komplexes Thema.

ÖPVN muss deutlich günstiger werden

Am Schluss sammelten sich auf den Ideentafeln die Vorschläge: Insgesamt setzt man auf bessere Informationen, etwa bei welchen Haushaltsgeräten sich ein Auswechseln wirklich lohnt. Rufe nach mehr Fahrradstellplätzen und sinnvoller angelegten Radwegen wurden laut. Außerdem müsste der ÖPNV attraktiver, sprich deutlich günstiger werden – es ist kein Geheimnis, dass Stuttgart europaweit mit eines der teuersten Tarifsysteme überhaupt hat. Diskutiert wurde auch, den Umfang der Straßenbeleuchtung zu prüfen: Ob sich dann allerdings ältere Menschen und vor allem Frauen noch sicher auf den Straßen fühlen, steht auf einem anderen Blatt.

Man könnte übrigens auch gleich Nägel mit Köpfen machen und sich die Wiener zum Vorbild nehmen: Die Monatskarte der dortigen öffentlichen Verkehrsmittel kostet gerade einmal 47 Euro, gilt für das gesamte Netz, das überdies eine deutlich höhere Zugtaktung aufweist. Autofahren ist da schlichtweg unrentabel. Das wird aber wohl nicht zur Diskussion stehen – und so muss jeder versuchen, mit kleinen Schritten Großes zu bewirken. Auch, weil etwa von den Wohnungsbaugenossenschaften niemand am Workshop teilgenommen hat: Gerhard Stähler, Vorsitzender des Bürgervereins, wird mit ihnen nun separat das Gespräch suchen.

„Brauche ich das wirklich?“

Erfreulich war hingegen, dass sich auffallend viele Jugendliche für das Thema interessierten, viele davon Mitglieder der Klima-AG des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums. Von ihnen wie auch von Peter Maute, Lehrer an der Uhlandschule, kamen einige der Vorschläge, die wahrscheinlich am effektivsten und von wirklich jedermann umgesetzt werden können: „Brauche ich das wirklich?“ sei die Frage, die man sich stellen müsse – müssen die Handtücher wirklich nach jeder Benutzung gewaschen werden? Muss man auf der Autobahn mit 150 Stundenkilometern fahren, oder reichen 130? „Aber dann braucht ja keiner mehr einen Porsche“, beantwortete der Schüler seine Frage gleich selbst.

Die Jugendlichen wollen nun jedenfalls auch beim nächsten Workshop dabei sein und unter ihresgleichen als Multiplikator fungieren. Bis dann wollen alle Teilnehmer auch konkrete Aktionen ersinnen, mit denen das Ansinnen an die Roter Mitbürger herangetragen werden kann.

Achtung: das ursprünglich für Samstag, 5. April, vorgesehene zweite Treffen wird verschoben, der neue Zeitpunkt steht derzeit aber noch nicht fest.