Echterdinger Landwirte befürchten weiteren Flächenverbrauch, Anwohner eine Zunahme von Fremdparken.

Echterdingen - Wenn fortan alles nach Plan läuft, werden Ende 2019 am geplanten Stadtbahnstopp Stadionstraße die ersten Passagiere ein- und aussteigen. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) rechnen mit 500 Menschen am Tag, die dort dann auf ihren Anschluss warten. Das Unternehmen fängt laut Chefplaner Volker Christiani gerade damit an, den nötigen Grund und Boden für die Verlängerung der U 6 vom Fasanenhof zum Flughafen zu erwerben. Im Winter 2016/17 soll mit dem Bau der drei Kilometer langen Strecke begonnen werden. Die Trasse wird mittels einer Brücke über die Autobahn 8 geführt.

 

Derweil gibt es offenbar unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie stark sich die Stadt L.-E. in Sachen Infrastruktur rund um den neuen Haltepunkt engagieren soll. Zwei Positionen stehen sich gegenüber: der Wunsch der Landwirte und jener von Anwohnern.

Echterdinger Bauern wollen verhindern, dass am Bliensäckerweg Parkplätze gebaut werden. Sie befürchten, dass sie auf weitere landwirtschaftliche Flächen verzichten müssen. Sie bestellen die Felder, die zwischen der Messe, der B 27 und der A 8 liegen. „Seit dem Messebau habe ich meinen Betrieb nicht mehr vergrößern können“, sagt beispielsweise Uwe Beck. Und ist damit nicht allein. „Wir treten auf der Stelle“, sagt er. Wer aber lediglich seinen Status quo erhalte, sei im Grunde bereits auf der Verliererstraße.

Ins gleiche Horn stieß Walter Vohl, FW-Stadtrat und ebenfalls Landwirt, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Verlängerung der U 6 stand auf der Tagesordnung des Gremiums. Es ging um die Stellungnahme der Stadt zum entsprechenden Planfeststellungsverfahren. In der Vorlage heißt es: „Es sind noch Infrastrukturmaßnahmen an der Stadtbahnhaltestelle zu planen.“ Vohl bat die Verwaltung, dies zu konkretisieren. Schließlich sei man sich doch einig, dass man dort außer ein paar Fahrradständern nichts weiter wolle. Der Hintergrund: Der Gemeinderat hatte bereits vor längerer Zeit entschieden, dass an dem Stopp kein Park-and-Ride-Platz gebaut werden soll.

Etwas anders sieht das allerdings SPD-Stadt Jens Zellmer. Er sagte in der Sitzung: „Ein paar Fahrradstellplätze werden nicht ausreichen, um die Folgen für die Anwohner abzufedern.“ Der Mandatsträger wohnt an der Stadionstraße. Er ist zudem Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Echterdinger Nord. Die Anwohner befürchten, dass sich durch den Bau des Haltepunktes der sogenannte Parkdruck in ihren Straßen weiter erhöhen wird.

Bereits heute gibt es dort wenig freie Plätze, weil S-Bahn-Fahrgäste, Messebesucher und Flugreisende ihr Fahrzeug kostenfrei in dem Wohngebiet abstellen wollen. „Wenn man einfach nur abwartet, was passiert, werden noch mehr Autos wild in unserem Wohngebiet parken“, schreibt Zellmer unserer Zeitung.

Der Verein hat Einspruch gegen die Pläne eingelegt. Er hat sich mit einem Schreiben an die Stadtverwaltung gewandt. Darin heißt es: „Die geplante Haltestelle wird für Fahrgäste aus Echterdingen, Stetten und Filderstadt mutmaßlich der Einstiegspunkt in Richtung Fasanenhof, Möhringen und Degerloch sein.“ Die Anwohner setzen sich für den Bau zusätzlicher Parkplätze und eine Verknüpfung der U 6 mit anderen Verkehrsmitteln, wie Bussen ein.

Baubürgermeisterin Eva Noller versuchte in der Sitzung die Wogen zu glätten. Sie sagte: „Wir werden dies alles im Gemeinderat beraten und beschließen.“ Die SSB baut nur die Haltestelle. Für alle Infrastrukturmaßnahmen, wie die Anbindung an den Echterdinger Norden, die Verknüpfung mit Rad- und Fußwegen ist die Stadt zuständig. Unserer Zeitung sagte sie, dass sie sich dort einen Bike-Ride-Platz vorstellen kann. Will heißen, man kann dort dann gut vom Fahrrad auf die Schiene umsteigen. Die Verwaltungsspitze hat zudem darüber nachgedacht zwei Parkplätze für behinderte Menschen zu schaffen.