Die abwechselnd blinkenden gelben Lichter an Stadtbahnübergängen sind ein deutliches Signal für die Fußgänger: Achtung, die Bahn kommt! An zwei Haltestellen in Bad Cannstatt sind diese jedoch derzeit abgeschaltet – die Software arbeitet fehlerhaft.

Bad Cannstatt - Anlage außer Betrieb – das ist seit einiger Zeit auf den orangenen Hüllen zu lesen, die die Springlichter an den Stadtbahnhaltestellen am Wilhelmsplatz und der Rosensteinbrücke abdecken. Die blinkenden Lichter warnen Passanten normalerweise vor einfahrenden Stadtbahnen. Denn in Zeiten von Smartphone, MP3-Player und Co. sind viele Fußgänger durch Musik im Ohr oder Telefongespräche abgelenkt und unaufmerksam; das Lichtsignal dient als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Seit Monaten sind nun aber die Anlagen an den Haltestellen abgehängt. „Es liegt an der Software, die fehlerhaft arbeitet“, erklärt Reinhard Unkhoff. Er ist der Sachgebietsleiter Lichtsignalsteuerung im Tiefbauamt.

 

An der Rosensteinbrücke. Foto: Rebecca Stahlberg
Bei einer Überprüfung der Kreuzungen, die das Qualitätsmanagement der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) durchgeführt habe, seien die Fehler bemerkt worden – an den beiden Standorten gibt es jeweils unterschiedliche Problemstellungen. „Am Wilhelmsplatz verzweigt sich die Bahn in zwei Richtungen. Wenn eine U 13 zur Badstraße fahren möchte, denkt die Steuerung der Lichtanlage, es ist eine U 1 Richtung Mercedesstraße und die Lichter gehen nicht an“, erklärt Unkhoff. So wie man als Autofahrer Rot-, Gelb- und Grünlicht habe, gebe es für die Stadtbahnfahrer auch Signale. Ein senkrechter Balken bedeute freie Fahrt, der liegende Balken bedeute Stop. „Die Bahn kriegt das Freigabesignal, das Grün also, aber die Springlicher gehen nicht an“, sagt Unkhoff.

Eine der komplexesten Fahrbeziehungen

Es sei sehr mühsam herauszufinden, wo das Problem innerhalb der Software liege. Vor allem, weil man gar nicht genau wisse, wie oft der Fehler eigentlich vorkomme. Einmal in der Woche, einmal im Monat? Am Wilhelmsplatz herrsche eine der komplexesten Fahrbeziehungen in Stuttgart. „Im Gegensatz dazu ist es am Arnulf-Klett-Platz ein Kinderspiel, was die Steuerung angeht“, sagt Unkhoff. Ähnlich kompliziert sei der Fall nur noch am Berliner Platz. „Das Ingenieurbüro ist dran. Sie simulieren die Situation am Computer und suchen den Fehler“, sagt er.

Es zeichne sich eine Lösung ab; diese müsse aber noch getestet werden. Im Anschluss muss die Software umprogrammiert und das Programm neu aufgespielt werden – unter Umständen mit einer Verkehrsregelung durch Polizeibeamte, weil für diesen Zeitraum der komplette Knoten abgeschaltet werden müsse. Wie lange das alles noch dauert, könne er derzeit nicht sagen. Da die Lichter nicht zuverlässig arbeiteten, habe man sich entschieden, sie komplett abzudecken „Es ist einfach sicherer, weil es dem Fußgänger signalisiert: Hier musst du anders aufpassen als bisher“, sagt der Mann vom Tiefbauamt.

Ins Gleis muss ein Kontakt eingebaut werden

Verstärkte Aufmerksamkeit müssen die Fußgänger auch an der Haltestelle Rosensteinbrücke walten lassen. „Dort fahren sowohl Busse als auch Bahnen durch. Die Steuerung kommt damit durcheinander“, sagt er. Wenn sich beispielsweise ein Bus an der Anlage angemeldet habe und kurz darauf eine Bahn komme, und dann die Bahn aber zuerst losfahre, vor dem Bus, dann funktionierten die Springlichter nicht korrekt, beschreibt er. „Dort muss daher ein neuer Kontakt eingebaut werden“, sagt Unkhoff. Induktionsschleifen in der Straße fordern zum Beispiel für Autofahrer bei Bedarf grünes Licht an einer Ampel an. So etwas gibt es auch für den Gleisbereich. „Derzeit arbeitet das Ingenieurbüro daran, dass die Software diesen Kontakt auswerten kann“, erklärt er. Auch dieses Programm müsse im Anschluss dann neu aufgespielt werden, nachdem der Kontakt im Gleis eingebaut worden sei. Er hoffe, dass dies im Lauf der nächsten sechs Wochen geschehe.

Bis die Anlagen wieder in Betrieb genommen werden können, ist also mehr Aufmerksamkeit gefragt. „Die Bahn hat immer Vorrang, darauf müssen die Fußgänger achten“, sagt Birte Schaper, die Sprecherin der SSB. Die Springlichter seien ein Zusatz an Sicherheit, und zwar für beide Verkehrsteilnehmer, sowohl den Passanten als auch den Stadtbahnfahrer. Ausschließlich auf diese verlassen sollte man sich nicht, sondern immer aufmerksam nach beiden Seiten schauen – vor allem mit Smartphone in der Hand oder Musik im Ohr.