Ein Gin Tasting am Montag: Wenn man nicht mehr weiter weiß, muss man sich Hilfe holen. Das gilt auch in Sachen Gin und Tonic.

Stuttgart - Der Gin ist das Getränk der Stunde. Oder besser: Gin und Tonic. Der Kenner ist heutzutage nicht nur ausgewiesener Experte im Verzehr exotischer Ginsorten. Auch will der begleitende, das Getränk erst abrundende Tonic ebenso treffsicher gewählt sein. Ganz zu schweigen von der Dekoration: Orangenzeste, Wacholderbeeren, Rosmarinzweig oder Gurke? Die Welt ist so kompliziert geworden.

 

Am Montag haben wir uns deshalb um Expertenrat bemüht. Wie könnte eine Woche besser starten als mit einem Gin-Tasting? Eine Vorahnung wie der Abend nach der Verkostung der fünf Gin Tonics ausgehen könnte, spiegelt sich schnell in der Kleidung meiner achtköpfigen Crew wieder: ausnahmslos und unabgesprochen erscheinen wir in Blau gekleidet.

Gin ist auch ein Heilmittel

Das Tasting findet in der Ampulle im Stuttgarter Westen statt. Ein Laden, der sich auf zwei Dinge spezialisiert hat: Fleisch und Gin. Getestet werden an diesem Abend ausschließlich Sorten aus Deutschland. Der Trend setzt sich nicht nur unter Konsumenten, sondern auch unter Herstellern durch. Brennereien und sogar Winzer oder Bierbrauer widmen sich dem Getränk, erfahren wir an dem Abend.

Und noch viel mehr: Gin wurde ursprünglich als Heilmittel eingesetzt. Als Malaria das britische Kolonialreich zu gefährden drohte, sollte Chinin bei der Genesung helfen – ein Zeug, das nur in Verbindung mit einem ordentlichen Schluck Gin zu ertragen war. An unserem Tisch klirren die Gläser mit jeder Runde lauter. Euphorisch stoßen wir an, rufen „Prost!“ und „Gin Gin!“ über den Tisch – bis auch uns auffällt, dass das wohl kaum dem Knigge eines Tastings entspricht. Schon verstanden.

Wir schwenken das Glas, stecken die Nase hinein und schnüffeln. Haselnüsse, Äpfel, Pflaumen und Muskatblüten sollen wir herausschmecken wie beim Spitzmund Gin aus Kiel. Blau war am Ende übrigens keiner. Höchstens beschwipst und reich an neuem Angeberwissen. J: „So könnte Schule immer sein.“ – S.: „So war bei mir Schule!“ Na dann, auf eine schöne Restwoche!